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Aus für DDR-Agenten-Krimi:"Das unsichtbare Visier" endete vor 45 Jahren
von Thomas Bärsch
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Anders als James Bond hatte Werner Bredebusch keine Lizenz zum Töten. Das DDR-Pendant zu 007 holte trotzdem zu seinen Spitzenzeiten jeden zweiten DDR-Fernsehzuschauer vor die Röhre.
Von 1973 bis 1979 lief die Serie im Fernsehen der DDR. Die Spionagereihe mit Hauptdarsteller Armin Müller-Stahl entstand in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Staatssicherheit.09.12.2024 | 10:58 min
Der 16. Dezember 1979 ist ein Sonntag. Millionen DDR-Bürger haben es sich in ihren Wohnzimmern gemütlich gemacht. Im Fernsehen nimmt "Das unsichtbare Visier" seine Arbeit auf. "Das unsichtbare Visier", klärt ein Sprecher gleich im Vorspann auf, "ist eine Gruppe von Kundschaftern, die an geheimer Front auf Wacht steht für den Frieden".
"Kundschafter" nannte die DDR ihre Agenten, die dunkle Machenschaften im feindlichen Westdeutschland aufdeckten. Den Akteuren in der Serie war das in 16 Folgen auch überzeugend gelungen. Doch mit der Episode "Die Todesinsel" sollte die erfolgreichste Agentenserie der DDR an diesem Tag ihr Ende finden.
Armin Müller-Stahl ist "Werner Bredebusch"
Begonnen hatte alles 1973, als Armin Müller-Stahl, der spätere Weltstar, als "Werner Bredebusch" auf dem Bildschirm in die Bundesrepublik eingeschleust wurde. Die Serie spielte gleich nach dem Krieg. Laut Drehbuch spannen damals im Westen alte Nazis neue Netzwerke, um ihre Macht wiederherzustellen und die Geschichte zu korrigieren. Das alles sollte Kundschafter Werner Bredebusch verhindern, als er sich getarnt als Achim Dätjen in diese Netzwerke einschleuste.
Stasi hatte Imageproblem
Die Stasi brauchte also dringend eine Charme-Offensive. So diente die Serie als gut getarntes PR-Projekt eines Ministeriums, das sonst das Licht der Öffentlichkeit eher scheute. "Doch an den erhofften PR-Erfolg, den Imagewandel glaubte die Stasi bald selbst nicht mehr", sagt Andreas Kötzing vom Hannah-Arend-Institut für Totalitarismusforschung in Dresden. "Das zeigen Doktorarbeiten, die die Stasi selbst in Auftrag gegeben hatte." Möglicherweise deshalb umschiffte die Serie auch ein heikles Themenfeld. "Es fällt auf", meint Kötzing,
Auslandsdrehs waren zu teuer
Allerdings ergab sich ein Dilemma. Die chronisch finanzschwache DDR mit ihrer schwachen Mark konnte sich Drehs im Ausland nicht leisten - alles wurde fast vollständig in der DDR umgesetzt. Auch die ersten beiden Teile, wo Werner Bredebusch in Buenos Aires eine Gruppe alter Nazis infiltrieren soll.
Am ersten Wochenende nach dem Fall der Mauer strömten Tausende DDR-Bürger nach Westdeutschland. Vielerorts herrschte emotionaler Ausnahmezustand, wie in Eckertal in Niedersachsen. 11.11.2024 | 9:31 min
Für die Nebenrollen brauchte es Darsteller mit südamerikanischer Aura, die aber ließen sich in der abgeschotteten DDR nicht auftreiben. Vor allem, weil sich die Drehbuchautoren Südamerikaner offenbar als dunkelhäutig vorstellten.
Schwarz gemalte Gesichter, aber weiße Hälse
So zauberte die Maske den Schauspielerinnen zwar nahezu schwarze Gesichter, sparte allerdings das Dekolleté aus. Es bleibt eines der Rätsel dieser Serie, warum hier niemand am Set den Einwand erhob, wie lächerlich Menschen mit schwarzen Gesichtern aber weißen Hälsen wirken mussten.
Die Zuschauer haben darüber lange hinweggesehen. Sie liebten ihren Werner Bredebusch, endlich hatten sie auch einen Agenten. Wie James Bond, nur besser: moralisch sauber, nicht so gewalttätig. Und für eine gute Sache unterwegs, denn wer war schon gegen den Frieden...
Armin Müller-Stahl ersetzt
Als Superstar Armin Müller-Stahl in der DDR in Ungnade fiel, ersetzte ihn die Stasi sang- und klanglos, läutete damit aber den Niedergang der Serie ein. Am 16. Dezember 1979, vor 45 Jahren, lief die letzte Folge.
Was bleibt, ist die sphärisch berauschende Musik von Walter Kubiczek, die es als erste Filmmusik Anfang der 80er überhaupt auf eine DDR-Langspielplatte schaffte. Mit einem Cover übrigens, das wieder Armin Müller-Stahl zeigt, der aber inzwischen einen Ausreiseantrag gestellt hatte: kunstvoll getarnt, hinter einer Maske.
Quelle: ZDF
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