Crispr bei Lebensmitteln: Gentechnik auf dem Speiseteller?

    Crispr-Einsatz bei Lebensmitteln:Kommt die Gentechnik auf den Speiseteller?

    von Michael Wiedemann
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    In der EU sollen Crispr-Pflanzen vereinfacht zugelassen werden. In vielen anderen Ländern ist das schon Praxis. In manchen kann man schon DNA-veränderte Lebensmittel kaufen.

    Reifer Mais auf dem Feld an einem sonnigen Tag
    Kann Gentechnik helfen, Pflanzen klimaresistent zu machen?
    Quelle: imago

    Eigentlich ist es schon so etwas wie eine kleine Revolution. Zumindest aus deutscher Sicht. Denn wenn die jüngst von der EU-Kommission vorgeschlagenen Änderungen im Gentechnik-Gesetz tatsächlich umgesetzt werden, würde das für das traditionell gentechnikfeindliche Deutschland eine echte Wende bedeuten.

    EU will weniger Hürden bei Anbau und Vermarktung

    Es geht um die Anwendung der Gen-Editierungstechnik Crispr/Cas bei der Züchtung von Pflanzen. Die soll - unter der Bedingung, dass mit ihr kein artfremdes Erbgut in die Pflanze eingebracht wird - zukünftig genauso reguliert werden wie traditionelle Züchtung.
    Also ohne die vielen Hürden der umfangreichen Zulassungsbestimmungen und Kennzeichnungspflicht, die das Gentechnikgesetz bislang für genetisch veränderte Organismen (GVO) vorsieht. Damit würden Anbau und Vermarktung von Crispr-Pflanzen in der EU zukünftig weitgehend freigegeben werden.
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    Saatguterzeuger: Crispr ermöglicht schnelle und zielgenaue Züchtung

    Für den Verband Deutscher Saatguterzeuger ist das grundsätzlich eine richtige Entscheidung der EU-Kommission: "Mit Hilfe von Crispr können die Folgen des Klimawandels und politischer Entscheidungen, wie die Reduktion von Pflanzenschutzmitteln, zielgerichteter und schneller gemeistert werden", sagt Gerhard Schilling, Vorsitzender des Bundesverbands Deutsche Saatguterzeuger (BDV).

    Somit profitieren am Ende alle.

    Dr. Gerhard Schilling, Bundesverband Deutsche Saatguterzeuger

    Schilling verweist insbesondere auf den entscheidenden Vorteil, den die Crispr-Technik bei der Pflanzenzucht bietet: "Mit Crispr können erforderliche Merkmale schnell und zielgerichtet gezüchtet und an veränderte Bedingungen angepasst werden."
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    Patentierung von Crispr-Pflanzen könnte Probleme verursachen

    Allerdings befürchtet der Verband auch, Eigenschaften, die Pflanzen mit der neuen Technik erlangen, könnten patentiert werden:

    Die Gefahr der Verdrängung von mittelständisch geprägten Züchterhäusern besteht vor allem, wenn bestimmte Crispr/Cas bearbeitete Abschnitte patentiert werden. Deshalb sprechen wir uns auch dagegen aus.

    Dr. Gerhard Schilling, Bundesverband Deutsche Saatguterzeuger

    Weltweit sind gut zwei Dutzend Länder da schon erheblich weiter, beispielsweise die USA, Kanada, Länder in Asien, Südamerika und Afrika. Aber auch in Europa haben England, die Schweiz und Russland gesetzliche Grundlagen geschaffen, die die EU erst noch abstimmen muss.
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    Crispr-Lebensmittel in Nordamerika schon kaufbar

    In den USA und Kanada können Verbraucher jetzt sogar schon direkt Crispr-Lebensmittel kaufen. Beispielweise Senfgrün, ein Blattgemüse, das besonders in den US-Südsaaten verbreitet ist. Mit Crispr wurde das "Bitter"-Gen dieser Pflanze "ausgeschaltet"; das Lebensmittel kann jetzt gesünder, weil schonender, zubereitet werden.
    Oder der kanadische "Arktische Apfel", der schon seit 2017 als Lebensmittel, das mittels der DNA-Schere verändert wurde, auch in den USA vermarktet wird und deutlich länger haltbar ist als konventionelle Äpfel. Und seit Ende 2020 sind in Japan Anbau und Verzehr der Crispr-Tomate "Sicilian Rouge High" erlaubt. Diese Früchte enthalten sehr viel mehr Gamma-Amino-Buttersäure als übliche Tomaten, schmecken dadurch intensiver und sollen Blutdruck-senkend wirken.
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    Bundesregierung bei Crispr noch unentschieden

    In der EU steht nun aber erstmal ein langwieriger Abstimmungsprozess des Rates und des Parlaments in Sachen Crispr an. In der Bundesregierung zeichnet sich in dieser Frage bislang ein recht uneinheitliches Bild ab.
    Das Umweltministerium mit Ministerin Steffi Lemke (Grüne) scheint entschlossen gegen eine Liberalisierung des Gentechnik-Gesetzes zu sein. Das Landwirtschaftsministerium von Cem Özdemir (Grüne) ist noch unentschieden.
    Die Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) möchte - ähnlich wie der Bundeslandwirtschaftsminister - die Frage der Patente diskutieren. Ansonsten aber, so sagte Stark-Watzinger der FAZ, würde sie beispielweise Brot aus Crispr-Weizen sorgenfrei essen.
    Michael Wiedemann ist Redakteur in der ZDF-Umweltredaktion.

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