Cannabis-Legalisierung: Das Geschäft mit Cannabis auf Rezept
Geschäft mit legalem Cannabis:Wenn der Paketbote zum Gras-Lieferanten wird
von Benjamin Braun, Maike von Galen, Klaus Jansen
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Goldgräber-Stimmung auf dem Cannabis-Markt: Online-Plattformen wie "Dr. Ansay" verdienen an Freizeitkiffern, die sich als Patienten ausgeben - Folge komplizierter Legalisierung.
Cannabis per Online-Bestellung direkt nach Hause geliefert: Was klingt wie eine Kiffer-Fantasie, ist inzwischen ein boomendes Geschäftsmodell. Doch das hat seine Schattenseiten.15.01.2025 | 28:29 min
Gras auf Rezept, ganz ohne Arztgespräch, geliefert nach Hause: ein Kiffer-Traum, der seit der Legalisierung wahr geworden ist. Auf Portalen wie "Dr. Ansay" kann man sich kurzerhand selbst zum Patienten machen und Medizinal-Hanf bestellen.
Recherchen für die ZDF-Reihe "Die Spur" zeigen: Mit wenigen Klicks und ohne je einen Arzt gesehen oder gesprochen zu haben, kann man sich hier bestimmte Blüten auswählen und nach Ausfüllen eines Fragebogens sowohl ein Rezept als auch das Gras selbst bestellen. Sowohl Anbieter als auch Ärzte und Apotheker verdienen fleißig mit.
Neues "Canna-Business" zieht dubiose Geschäftsleute an
Eine der schillerndsten Figuren dabei ist der Hamburger Rechtsanwalt Can Ansay. Er selbst inszeniert sich als Freiheitskämpfer; vergleicht sich mit dem Bürgerrechtler Martin Luther King:
Doch wegen dubioser Geschäfte ist der Unternehmer auch in den Blick der Behörden geraten: Weil Ansay über sein Portal in der Vergangenheit auch Krankenscheine und Corona-Testzertifikate ohne Arztgespräch ausstellen ließ, ermittelt die Staatsanwaltschaft Hamburg gegen ihn.
Seit April ist Cannabis legalisiert worden. Doch die meisten Konsumenten sind weiterhin auf den Schwarzmarkt angewiesen, denn die Cannabis-Clubs haben noch keine Genehmigung.10.10.2024 | 2:00 min
Cannabis ist seit Legalisierung ein Arzneimittel
Rechtlich machen sich "Dr. Ansay" und andere Anbieter zwei Dinge zu Nutze: Seit der Legalisierung gilt Cannabis nicht mehr als Betäubungsmittel, sondern als Arzneimittel - das macht die Verschreibung deutlich leichter.
Rezepte für das Cannabis können auch von Ärzten im EU-Ausland ausgestellt werden. So verdient auf den Portalen ein ganzes Netz an Medizinern an dem neuen Grasgeschäft mit: Für das Ausstellen der Rezepte verlangen sie eine Gebühr.
In der neuen Folge des ZDF-Dokuformats "Die Spur" decken Maike von Galen, Benjamin Braun und Klaus Jansen auf, wie das Geschäft mit Medicinal-Cannabis boomt und Ärzte und Apotheken daran fleißig mitverdienen. Die Doku "Gras online kaufen: Das große Cannabusiness von "Dr. Ansay" & Co" können Sie am 15. Januar um 22:45 Uhr im ZDF sehen oder jederzeit in der ZDF-Mediathek.
Ganze Generationen haben von der Legalisierung von Gras, Hanf, Shit, Dope, Pot, Stoff - fachsprachlich: Cannabis - geträumt. Jetzt ist es so weit! Doch unumstritten ist das nicht.24.02.2024 | 11:42 min
Suche nach einer Ärztin aus Österreich
Die Recherchen zeigen: Manche Mediziner gehen dabei auch über juristische Grenzen. So führen Probebestellungen zu einer österreichischen Ärztin, die den Reportern über die Plattform von "Dr. Ansay" mehrere Rezepte für insgesamt 100 Gramm medizinisches Cannabis verschrieben hat.
Die Ärztin stellte solche Rezepte den Recherchen zufolge nicht nur an für sie unbekannte Patienten aus. An der von ihr angegebenen Adresse in Brandenburg fanden die Reporter auch keine Praxis. Und: In Österreich, wo die Ärztin eine Praxis besitzt, ist das Verschreiben von Cannabis nicht legal - auch nicht an deutsche Patienten.
Ihr Anwalt erklärt dazu, die Adresse sei die offizielle Adresse der Praxis, "die sich derzeit in einer Phase der Umstrukturierung von einer Einzelpraxis zu einer Gemeinschaftspraxis befindet. Nur deshalb wurde das bisherige Schild vorübergehend entfernt." Die Ärztekammer Brandenburg teilt mit, dass am vermeintlichen Praxis-Sitz der Ärztin mittlerweile zwar ein Schild hänge, sie beobachte den Fall aber weiter.
Als erstes Bundesland hat Niedersachsen zugestimmt, sogenannte“ Cannabis Social Clubs“ zu genehmigen. Die Zulassung und Kontrolle wurden der Landwirtschaftskammer übertragen. 22.08.2024 | 1:59 min
Echten Patienten droht Engpass
Weil immer mehr Freizeitkonsumenten auf den Markt drängen, fürchten Cannabis-Patienten, dass es für sie zu Liefer-Engpässen kommt. Daniela Joachim vom Bund deutscher Cannabis-Patienten kritisiert die "Rezeptfabriken" wie "Dr. Ansay".
Joachim leidet an den Folgen einer Krebstherapie. Eine Daten-Recherche bestätigt, dass es für einzelne Cannabis-Sorten temporäre Lieferengpässe gibt.
Ecstasy ist in den vergangenen Jahren immer stärker geworden – und gefährlicher. Was haben kriminelle Hersteller und Drogen-Dealer davon? Wo kommen die hochdosierten Pillen her?03.04.2024 | 28:59 min
BfArM-Auswertung: Cannabis geht an junge Männer
Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat 7.000 Cannabis-Verschreibungen in zehn Schwerpunkt-Apotheken ausgewertet. Das Ergebnis: Rezepte für medizinisches Cannabis gingen auch schon vor der Legalisierung vor allem an junge Männer.
Populär sind Portale für Cannabis auf Rezept auch deshalb, weil die von der Politik vorgesehenen Verkaufswege für Cannabis noch kaum entwickelt sind. Das von der Ampel-Koalition beschlossene Cannabis-Gesetz erlaubt seit der Legalisierung zum 1. April 2024, dass sogenannte "Cannabis-Clubs" bis zum 50 Gramm pro Monat an ihre Mitglieder abgeben dürfen. Doch die Genehmigung solcher Cannabis-Clubs kommt nur sehr schleppend voran. Wohl auch deshalb weichen viele Freizeitkiffer auf das medizinische Hanf aus.
Erst dieses Jahr hat die Ampel-Regierung eine Cannabis-Teillegalisierung beschlossen. Doch die Bundesärztekammer fordert von der künftigen Bundesregierung eine Rückabwicklung.
Quelle: ZDF
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