Bidet: Warum die Nutzung in Deutschland ein Tabuthema ist
Das unterschätzte Hygienewunder:Warum Bidets ein Tabuthema bei Deutschen sind
von Jan Marschke
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Das Bidet hat sich in vielen Ländern als unverzichtbarer Bestandteil der Badezimmer etabliert. Doch in Deutschland fristet es ein Schattendasein. Warum eigentlich?
Ein Bidet findet man in deutschen Badezimmern selten. Oft stellt sich außerdem die Frage: Wie benutzt man eigentlich ein Bidet?
Quelle: imago
In Deutschland wird pro Jahr eine große Menge an Toilettenpapier verbraucht. Jeder Deutsche benutzt statistisch gesehen jährlich über 30 Kilogramm an Klopapier - Tendenz: steigend. Die Herstellung von Hygienepapier belastet die Umwelt erheblich. Sie benötigt viel Energie, Wasser und vor allem Holz. Immense Mengen an Holzresten werden für die Toilettenpapierproduktion benötigt. Durch vermehrte Nutzung von Bidets könnte sich das ändern.
Toilettenpapier-Alternative: Vorteile eines Bidets
Ein Bidet bietet die gründlichere Reinigung im Vergleich zur Nutzung von Toilettenpapier. Wasser reinigt schlicht effektiver und schonender. Doch nicht nur der Mensch, auch die Umwelt profitiert von der besseren Hygiene im Badezimmer. Die Nutzung eines Bidets reduziert den Verbrauch von Toilettenpapier erheblich. Zugleich sinken auch die Kosten für Papier. Allerdings steigt damit der heimische Wasserverbrauch.
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Bidet stammt aus Frankreich
Das Bidet wurde im 17. Jahrhundert in Frankreich entwickelt und diente ursprünglich der Intimhygiene der oberen Gesellschaftsschichten. Der Begriff "Bidet" stammt aus dem Französischen und bedeutet "kleines Pferd", was auf die Reitposition anspielt, die man bei der Benutzung einnimmt.
Seitdem hat sich das Bidet in vielen europäischen Ländern und darüber hinaus verbreitet, vor allem in Südeuropa, Lateinamerika, dem Nahen Osten und Asien. "Beim Klo ist der Westen Entwicklungsland", schrieb der in Asien lebende Journalist Mathias Peer einst. "Die Klos von Berlin bis New York haben sich seit 100 Jahren nicht mehr wesentlich geändert."
134 Rollen Toilettenpapier verbraucht jeder Deutsche pro Jahr. Die Produktion der weichen, reißfesten Blätter ist energie- und wasserintensiv. Das geht auch nachhaltiger.
von Kaja Adchayan
Für planet e. haben mehrere Familien bei der Öko-Challenge mitgemacht: Die Folgen sind jederzeit in der ZDF-Mediathek verfügbar.
Bidets: In Deutschland ein Tabuthema
Auch in Deutschland ist das Bidet noch wenig verbreitet. Nur in etwa sechs Prozent aller deutschen Badezimmer findet sich eins. Die geringe Verbreitung in Deutschland hat viele Gründe, darunter kulturelle Barrieren und Gewohnheiten. In Deutschland wird die Nutzung von Toilettenpapier als Standard angesehen, und viele Menschen sind mit der Funktionsweise und den Vorteilen eines Bidets nicht vertraut.
Hierzulande werde man anders sozialisiert und das Bidet hadere mit dem "Ruf des Unangenehmen oder Anrüchigen", erläutert Ester Schneider, Leiterin des Firmenmuseums von Villeroy & Boch. "Das hängt auch damit zusammen, dass im Zweiten Weltkrieg viele deutsche Soldaten Bidets erstmalig in französischen Bordellen begegneten."
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Über Intimhygiene wird nicht öffentlich gesprochen
Auch Scham und Unsicherheit spielten eine Rolle, da das Thema Intimhygiene in der Öffentlichkeit selten diskutiert wird. "Weil die Toilettenbenutzung das einzige ist, das man alleine betreibt", erklärt Sanitärforscher Mete Demiriz von der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen.
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Wie sich das Bidet weiterentwickeln könnte
Eine Weiterentwicklung des Bidets steht seit einigen Jahren bereits in den Startlöchern: das Dusch-WC. Dieses kombiniert die Funktionen einer Toilette und eines Bidets. Obwohl sie wie herkömmliche Toiletten verwendet werden, bieten sie zusätzliche hygienische Vorteile. Per Knopfdruck wird eine integrierte Dusche aktiviert, die den Intimbereich sanft mit einem Wasserstrahl reinigt. Diese Dusche ist mit dem Spülkasten verbunden, der die Wasserzufuhr steuert.
Diese moderne Version eines Bidets ist schon in manchen Neubauten zu finden. Zukünftig könnte das Dusch-WC fester Bestandteil deutscher Badezimmer sein - anders als sein hierzulande ungeliebter Vorgänger. Was helfen könnte: Es wird im Vergleich zum Bidet kein zusätzlicher Platz im Bad benötigt.
Quelle: ZDF
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