Street-Art-Künstler:Warum Banksy bald enttarnt werden könnte
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Der Brite Banksy ist einer der bekanntesten Künstler der Welt. Immer wieder sorgt seine Guerilla-Kunst für Aufsehen. Aber wer steckt hinter dem Schatten Banksy?
Banksys "Girl with Balloon" noch in voller Pracht - später wurde das Bild geschreddert.
Quelle: AP
"Jeder Akt der Schöpfung ist zunächst ein Akt der Zerstörung." Es gibt wohl kaum ein Kunstwerk, auf den dieser berühmte Satz des Malers Pablo Picasso besser passt als auf "Love is in the Bin". Kennen Sie nicht? Macht nichts, der Titel ist noch recht frisch. Deutlich bekannter sein dürfte der Originalname: "Girl with Balloon".
Das Werk steht im Mittelpunkt der wohl spektakulärsten Aktion des für spektakuläre Aktionen bekannten Street-Art-Künstlers Banksy. An diesem Donnerstag ist es fünf Jahre her, dass sich das Bild vor den entsetzten Augen der Kunstwelt selbst zerstörte - direkt nach der Versteigerung für etwa 1,2 Millionen Euro.
Ein gerade erst versteigertes Banksy-Kunstwerk zerstört sich selbst. 06.10.2018 | 0:27 min
Banksy will den Spiegel vorhalten
Der Clou: Banksy hatte unbemerkt einen Schredder in den Rahmen eingebaut. Vom Bild, das ein Mädchen und einen Ballon in Herzform zeigt, blieb nur der obere Teil übrig, der Rest hing in Streifen herunter. "Love is in the bin": Die Liebe war im Eimer.
Der Hype um den mysteriösen Street-Art-Künstler erreichte damit einen Höhepunkt - und löste genau das Gegenteil aus von dem, was der Brite vermutlich bezweckt hatte, der Kunstwelt den Spiegel vorzuhalten. Fast auf den Tag genau drei Jahre später wurde "Love is in the bin" für ein Vielfaches versteigert. Der Gesamtpreis von 18,5 Millionen Pfund bedeutet den höchsten Auktionspreis für ein Werk des Künstlers.
Das stetige Risiko des Enttarnt-Werdens
Banksy aber machte unbeirrt weiter. Werke in seinem typischen Spray-Stil tauchten auch in der von Russland angegriffenen Ukraine auf. Ein Werk in den Ruinen eines Kindergartens zeigt, wie ein kleiner Judoka einen erwachsenen Kämpfer zu Boden wirft - dessen Gestalt der des russischen Präsidenten Wladimir Putin ähnelt. In einem "Making of"-Video ist der Künstler selbst zu sehen. Doch bis auf die Hände und den verhüllten Oberkörper ist nichts zu erkennen.
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Dass seine Anonymität zum Hype beiträgt, bestätigen Kunstmarktkenner. Dabei geht Banksy durchaus Risiken ein. Das ein oder andere Werk in der Öffentlichkeit entstand bei Tageslicht. In einem Video aus der Londoner U-Bahn 2020, das er selbst veröffentlichte, ist eine Begegnung des vermummten Künstlers mit einem anderen Passagier zu sehen. Bereits 2005 spazierte er - als "britischer Rentner" mit Bart und Regenjacke verkleidet - in die New Yorker Museen Metropolitan Museum of Art und Brooklyn Museum und hängte dort eigene Werke auf.
Mehrere Theorien zu Banksys Identität
Erst vor wenigen Monaten veröffentlichte ein BBC-Podcast Aufnahmen aus einem Telefoninterview des US-Senders NPR von 2005, bei der Banksys eigene Stimme zu hören sein soll. Rund drei Minuten dauert das Gespräch, der männliche Gesprächspartner bezeichnet sich als "Maler und Dekorateur". Auf die Frage, was die Motivation für seine Guerilla-Kunst sei, antwortete er:
Seine Stimme könnte also bekannt sein. Seine Herkunft aus Bristol, wo in den frühen 90ern die ersten Werke auftauchten, ist schon länger bestätigt. Und bald auch seine Identität? Spekuliert wird seit langem, Theorien gibt es mehrere.
Wird Banksy vor dem High Court enthüllt?
So gilt der Sänger Robert del Naja, der aus Bristol stammt und als Graffiti-Künstler wirkte, bevor er mit der Band Massive Attack bekannt wurde, als möglicher Banksy. In mehreren Städten weltweit tauchten Banksy-Werke auf, als Massive Attack gerade dort auf Tour war. Und 2020 musste der Fernsehmoderator Neil Buchanen öffentlich dementieren, dass er Banksy sei.
Nun könnte ein Fall vor dem High Court in London dazu führen, dass Banksys wahrer Name bekannt wird, wie die Zeitung "Daily Mail" berichtete. Dort ist Anklage wegen Verleumdung gegen einen Mann namens Robin Gunningham erhoben worden.
Klage auch gegen Banksys Firma
Dass es sich bei Gunningham, der in Yate nahe Bristol geboren wurde, um Banksy handelt, behaupten manche bereits seit Jahren. Nun weist die "Mail" darauf hin, dass in dem Fall Banksys Firma Pest Control Limited mitangeklagt sei, die seine Kunst verkauft.
Gegen den jetzigen Kläger Andrew Gallagher hatte Banksy schon einmal vor Gericht gewonnen, da ging es um Copyright. Der Markenrechtsanwalt Lee Curtis betonte anschließend im Fachjournal "The Art Newspaper":
Ob das so bleibt, interessiert nicht nur den Kunstmarkt.