Mental Health am Arbeitsplatz:Grenzen im Job: Warum Nein sagen wichtig ist
Grenzen setzen für mehr Wohlbefinden am Arbeitsplatz: Wieso es vielen so schwer fällt, aber doch so wichtig ist. Tipps von Wirtschaftsmediatorin und Coach Kirstin Nickelsen.
38,5 Prozent der befragten Geschäftsführenden, Gesundheitsverantwortlichen und Personalerinnen und Personaler geben an, dass psychische Belastungen am Arbeitsplatz wie Burnout, Überforderung und Depressionen bereits jetzt eine eher große bzw. große Bedeutung in ihren Unternehmen haben.
Arbeitgeber-Studie
- Im Jahr 2015 gaben 40 Prozent der Erwerbstätigen im Alter von 15 bis 64 Jahren an, einer hohen Arbeitsintensität ausgesetzt zu sein.
- Männer waren dabei mit 44 Prozent etwas stärker betroffen als Frauen (36 Prozent).
- Insgesamt ist die Belastung durch Termindruck etwas höher als durch Arbeitstempo.
- Während 31 Prozent der Erwerbstätigen über ein sehr hohes Arbeitstempo berichteten, betrug der Anteil der Erwerbstätigen mit starkem Zeitdruck 33 Prozent.
- Diese Tendenz zeigt sich auch bei getrennter Betrachtung der Geschlechter. "Die Ergebnisse zeigen, dass sehr hohes Arbeitstempo und Termindruck häufig gemeinsam auftreten."
Quelle: Statistisches Bundesamt, Europäische Erhebung über die Arbeitsbedingungen (EWCS)
Grenzen setzen: Eine Wirtschaftsmediatorin gibt Tipps
Bei subtilen Überschreitungen ist es ähnlich. Machen Sie Ihrem Gegenüber klar und bestimmt deutlich, was Sie nicht möchten. Wenn Sie allein unsicher sind, bitten Sie einen Kollegen oder eine Kollegin oder eine vertraute Person um Unterstützung. Und vergessen Sie nicht: Es gibt keine falschen oder richtigen Grenzen. Das, was Sie nicht möchten, ist absolut richtig für Sie. Ihr Gegenüber muss das nicht verstehen, aber akzeptieren. Und die meisten Menschen freuen sich, wenn sie auf ihr Verhalten aufmerksam gemacht werden."
Grenzüberschreitungen mit schwerwiegenden Folgen
- Körperliche Gewalt,
- sexuelle Belästigung und
- Mobbing
Wie sich Grenzen auf unser Selbstvertrauen auswirken
Wenn Sie sich selbst sehr viel weniger hinterfragen und wahrnehmen, wann Ihnen etwas nicht guttut, haben Sie schon einen großen Schritt gemacht.
Kirstin Nickelsen, Wirtschaftsmediatorin
- Klein anfangen
- auf Vorgesetzte verweisen, dessen Aufgaben derzeit Priorität haben
- auf andere, mit ähnlicher Expertise verweisen und auch neuen und/oder jungen Kolleg*innen Chancen anbieten
- erklären, warum derzeit keine Kapazitäten bestehen
- klare, selbstbewusste Körpersprache, feste Stimme und Augenkontakt
- wichtig ist, dass Sie auf Ihre Bedürfnisse achten und diese offen und klar kommunizieren.
Grenzen in Alltagssituationen setzen
Diese Fragen können helfen zu entscheiden, ob man Anfragen annimmt:
- Wer hat die Anfrage gestellt?
- Worum handelt es sich und kann das überhaupt von mir geleistet werden?
- Habe ich derzeit Kapazitäten, mich dieser Anfrage zu widmen? Psychische und physische Erschöpfung spielen dabei genauso eine Rolle wie zeitliche Möglichkeiten.
- Entspricht die Anfrage meinen Werten und Zielen?
- Hilft auf lange Sicht eine Zu- oder Absage eher weiter?
- Ist dem Unternehmen geholfen, wenn ich diesen Auftrag übernehme oder kann sich das eher negativ auf die Leistung anderer im Büro auswirken?
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