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Statistisches Bundesamt:Abtreibungen: Höchststand seit 2012
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Seit zwölf Jahren gab es in Deutschland nicht mehr so viele Abtreibungen wie jetzt. Das teilte das Statistische Bundesamt mit - ohne jedoch Gründe benennen zu können.
Die meisten Frauen, die sich für einen Schwangerschaftsabbruch entschieden, waren zwischen 18 und 34 Jahre alt.
Quelle: imago
Im vergangenen Jahr sind in Deutschland 106.000 Schwangerschaften abgebrochen worden. Das waren rund 3,3 Prozent mehr gemeldete Fälle als im Vorjahr (104.000) und markiert einen Höchststand seit 2012 (107.000), wie das Statistische Bundesamt mitteilte.
Ursache für mehr Abtreibungen ist unklar
2022 hatte es bereits ein Plus von 9,9 Prozent gegenüber dem 2021 (95.000 Fälle) gegeben. Demnach lag die Zahl der Abbrüche damit auch über dem Niveau der Jahre 2014 bis 2020, als stets zwischen rund 99.000 und 101.000 Fälle gemeldet wurden.
Anhand der vorliegenden Daten lässt sich keine klare Ursache für die weitere Zunahme für 2023 erkennen, so die Statistiker.
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Sieben von zehn Frauen (70 Prozent), die 2023 einen Schwangerschaftsabbruch durchführen ließen, waren zwischen 18 und 34 Jahren alt, 19 Prozent waren 35 bis 39. Acht Prozent der Frauen waren 40 Jahre und älter, drei Prozent jünger als 18 Jahre. 42 Prozent der Frauen hatten vor der Abtreibung noch kein Kind geboren, hieß es.
Fast alle Frauen waren bei einer Beratung
96 Prozent der 2023 gemeldeten Abbrüche wurden nach der sogenannten Beratungsregelung vorgenommen. Indikationen aus medizinischen Gründen und aufgrund von Sexualdelikten waren in vier Prozent der Fälle die Begründung. Die meisten Abtreibungen (48 Prozent) wurden mit der Absaugmethode (Vakuumaspiration) durchgeführt, bei 38 Prozent wurde das Mittel Mifegyne verwendet.
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Bei den Altersgruppen zeigt sich eine unterschiedliche Entwicklung: Stark zurück ging die Zahl in den jüngeren Altersgruppen, während sie in den höheren Altergruppen zunahmen. 42 Prozent der Frauen hatten vor der Abtreibung noch kein Kind geboren, hieß es.
Entwicklung der Schwangerschaftsabbrüche nach Altersgruppen:
- 15 bis 17 Jahre (-23,8 Prozent, -800 Fälle)
- 18 bis 19 Jahre (-17,1 Prozent, -1.000 Fälle)
- 20 bis 24 Jahre (-15,2 Prozent, -3.600 Fälle).
- 30 bis 34 Jahre (+14,9 Prozent, +3.300 Fälle)
- 35 bis 39 Jahre (+32,7 Prozent, +5.000 Fälle)
- 40 bis 44 Jahre (+15,6 Prozent, +1.100 Fälle)
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Teils ist diese Entwicklung darauf zurückzuführen, dass zeitgleich die Zahl der 15- bis 24-jährigen Frauen um 6,1 Prozent gesunken ist, so das Statistikamt. Demgegenüber nahm die Zahl der 30- bis 34-jährigen Frauen um 9,0 Prozent sowie der 35- bis 39-Jährigen um 15,4 Prozent zu.
Quelle: KNA
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