Das Opfer von Chemnitz:"Fanatismus hat Daniel H. abgelehnt"
von Christian Rohde und Arndt Ginzel
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Daniel H. ist der Mann, dessen Tod Chemnitz erschüttert. Diejenigen, die ihn kannten, sind sich sicher: Das, was danach in der sächsischen Stadt passierte, hätte er nicht gewollt.
Die Frontal21-Autoren Christian Rohde und Arndt Ginzel haben exklusiv mit dem Vater von Daniel H.'s Freundin gesprochen und einem guten Freund des Deutschen mit kubanischen Wurzeln. Beide versichern nachdrücklich: Kaum einer der rechten Demonstranten wird die Ansichten von Daniel H. gekannt haben, in dessen Namen sie jetzt auf die Straße gehen - und dabei Trauer bekunden, aber Hass verbreiten. Sie finden es schwer erträglich, dass Daniel H.'s Tod jetzt instrumentalisiert wird - denn: "Jede Art von Fanatismus hat er abgelehnt."
Freunde und Angehörige beschreiben Daniel H. als fröhlichen und einfühlsamen Menschen, der Bob Marley hörte und auf seiner Facebook-Seite einen Post teilte: "Die Nationalität ist völlig egal! Arschloch ist Arschloch!"
"Er war immer zurückhaltend", beschreibt ihn Winfried F., der Vater von Daniels Freundin. Mit rechter Gesinnung habe er nichts am Hut gehabt - und auf die Frage, ob er sich gewünscht hätte, dass Rechtsradikale und AfD-Mitglieder wegen ihm auf die Straße gehen, antwort er mit Nachdruck: "Nein, gar nicht."
Das sieht auch Daniels Freund Christian Greiml so. Er war seit Kindertagen mit dem Mann befreundet, dessen Tod Chemnitz in die Schlagzeilen brachte. Die Stadt, in der seit einer Woche rechte Radikale demonstrieren, habe aber auch ein anderes Gesicht, betont Christian Greml: Kunst, Kultur und Menschen, die sich einsetzen für andere. Das sei Daniels Stadt gewesen.
"Er hätte das nicht nachvollziehen können", ist sich Daniels Freund sicher, "wie so etwas instrumentalisiert wird (…) Dieser Rassismus, dieser faschistische Blick auf Menschen, dieser ignorante aggressive Blick - das hat er nicht akzeptieren können, das hat ihn Zeit seines Lebens beschäftigt, solche Dinge."