Guten Morgen,
es tut sich was beim Thema Gleichberechtigung in Deutschland: Der Verdienstunterschied zwischen Männern und Frauen war im Jahr 2024 so gering wie nie seit dem Beginn der Berechnungen vor fast 20 Jahren. Auf den ersten Blick eine gute Nachricht - aber deshalb ist noch längst nicht alles gut: Noch immer verdienen Männer nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Durchschnitt 16 Prozent mehr als Frauen.
Auf solche und viele andere Ungerechtigkeiten im Verhältnis der Geschlechter macht der heutige
internationale Frauentag aufmerksam, der seit mehr als 100 Jahren gefeiert wird. Weltweit setzen sich Frauen für Frauen ein, um veraltete Strukturen zu durchbrechen und einander zu stärken. In
Berlin und
Mecklenburg-Vorpommern ist der 8. März sogar gesetzlicher Feiertag.
Eine Pionierin für Geschlechtergerechtigkeit in
Deutschland ist die Berlinerin Sandra Runge. Als Rechtsanwältin wurde sie immer wieder mit der Benachteiligung von Frauen konfrontiert. "Ich stand in Gerichtssälen und habe immer wieder den Kopf geschüttelt und mir überlegt: Was läuft hier eigentlich schief?" Als ihr selbst dann zu Beginn der Elternzeit gekündigt wurde, machte sie aus ihrer Not eine Tugend. Seitdem kämpft sie nicht nur vor Gericht, sondern auch in sozialen Medien, öffentlichen Diskussionen und Petitionen für mehr Elternrechte.
Selbst scheinbar geschlechtsneutrale Bereiche unserer Gesellschaft sind immer noch von der männlichen Perspektive geprägt, machen das Leben für Frauen mühsamer oder gar gefährlich. Frauen bekommen falsche medizinische Diagnosen, weil ihr Herzinfarkt zum Beispiel andere Symptome zeigt. Sie werden im Auto schwerer verletzt, weil Crashtests oft nur männliche Körper abbilden. Auch die Stadtplanung wird den Bedürfnissen von Frauen nicht immer gerecht.
Eva Kail hat ihr Leben dem Ziel gewidmet, das zu ändern: Die Raumplanerin gestaltete im Wiener Quartier "Seestadt Aspern" quasi die Blaupause einer Stadt, die einerseits Ort für alle sein soll, andererseits aber einen besonderen Blick auf die Bedürfnisse von Frauen und Mädchen richtet. Sie achtete darauf, dass Spielplätze auch Mädchen Spaß machen, Grünanlagen dem Sicherheitsbedürfnis von Frauen entsprechen und dass Co-Working-Spaces Eltern die Berufstätigkeit erleichtern.
plan b: Gleicht und gerecht15.09.2022 | 30:11 min
Auch im Jahr 2025 gilt Gleichberechtigung vielerorts nur auf dem Papier. Und an manchen Orten der Welt noch nicht einmal da, zum Beispiel in Ländern wie Iran oder Afghanistan. Immer wieder fliehen Frauen von dort nach Deutschland, um der Unterdrückung zu entkommen.
Hier müssen sie aber erst einmal lernen, wie eine freiheitliche Gesellschaft funktioniert. In Düsseldorf kümmert sich Jessica te Heesen darum. Sie leitet ein Projekt der Diakonie namens "JUMP." Es unterstützt junge Frauen beim Sprung in ein selbstbestimmtes Leben. "Für uns ist es wichtig, dass Mädchen lernen sich durchzusetzen", sagt te Heesen. Vor allem gilt es Selbstvertrauen aufzubauen, um in einer männerdominierten Welt zu bestehen.
Selbstvertrauen - das ist auch wichtig für Frauen in Führungspositionen. Auch da gibt es positive Entwicklungen in Deutschland. Der Anteil von Frauen im Top-Management der größten deutschen Aktiengesellschaften hat sich seit 2018 verdoppelt und liegt jetzt bei 25 Prozent. In den Aufsichtsräten der Dax-Unternehmen sitzen mittlerweile 40 Prozent Frauen. Die Zahlen zeigen: Beim Thema Gleichberechtigung geht es in der Wirtschaft voran, auch wenn es dort - genauso wie in vielen anderen gesellschaftlichen Bereichen - noch viel Luft nach oben gibt.
Ich wünsche Ihnen viel Zuversicht und ein gutes Wochenende.
Ihr Steffen Bayer, Redaktion plan b
Was noch gut war diese Woche
Hamburg hat Frauen gewählt: In der neu gewählten Hamburger Bürgerschaft werden fast die Hälfte aller Mitglieder Frauen sein - in keinem anderen deutschen Landesparlament sind es so viele. Zum Vergleich: Im neu gewählten Bundestag sind nur knapp ein Drittel der Abgeordneten weiblich.
Beim Heizen das Klima schonen: Eine Firma in der Schweiz hat eine klimapositive Heizung entwickelt, die kein CO2 ausstößt, sondern im Gegenteil der Atmosphäre CO2 entzieht. Die sogenannte Pyrolyseheizung verarbeitet Holz zu Pflanzenkohle, die schädliche Emissionen speichern kann. Das Verfahren wird jetzt in einem Wohnhaus in Biel getestet.
Hilfe bei zu hoher Miete: Wer in Berlin zu viel Miete bezahlt, bekommt jetzt Hilfe von der Stadt. Dazu hat der Senat eine Mietpreisprüfstelle eingerichtet. Wenn der Verdacht besteht, dass die Mietpreisbremse nicht eingehalten wird, können sich Bürgerinnen und Bürger ab sofort kostenlos beraten lassen. Bereits im vergangenen Jahr wurden rund 280 Fälle von Mietwucher an die Bezirke gemeldet.
Ihre Portion Konstruktives am Wochenende
Niemanden zum Reden - jeden Abend alleine in der Wohnung: Viele Menschen sind einsam. Spätestens seit der
Corona-Pandemie ist klar: Nicht nur ältere Menschen sind betroffen. Die plan-b-Doku
Einsamkeit - nein danke zeigt, welche Wege es aus der Einsamkeits-Spirale gibt - für Jung und Alt.
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