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Das Gute zum Wochenende:Wie viel Klimaschutz wert ist
von Christian Dezer
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Guten Morgen,
wir Menschen berechnen gerne vieles und hängen dann Preisschilder dran. Nur beim Umgang mit unserer Natur sind wir deutlich zurückhaltender. Das, was sie uns bietet, betrachten wir gerne als kostenlos zur Verfügung gestellt und nutzen und beuten sie aus. Stellen Sie sich mal ein Preisschild an einer 100-jährigen Buche vor. Grob gerechnet hätte so ein Baum einen Wert von bis zu 150.000 Euro. Denn seine Leistungen sind immens: dazu gehören die Sauerstoffproduktion, der Boden-, Trinkwasser-, Erosions- und Hochwasserschutz und nicht zu vergessen auch seine Sozialfaktoren, wie Erholung, Gesundheit und Kultur.
Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat berechnet, dass alle Leistungen der Natur pro Jahr einem Wert von 125.000 bis 140.000 Milliarden Dollar entspricht. Sobald es aber um die Finanzierung von Natur- und Umweltschutz geht, spielen Kosten automatisch die wichtigste Rolle. Und weil Klimaschutz teuer ist, beginnt das ewig gleiche Spiel: Zögern, Zaudern, Taktieren und Verschieben - zuletzt geschehen auf dem Biodiversitätsgipfel, der gerade im kolumbianischen Cali zu Ende ging. Auf eine Finanzierung zum Erhalt der Artenvielfalt konnte sich die Konferenz nicht einigen.
Wenn am Montag der Weltklimagipfel in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku beginnt, steht auch dort wieder das Thema "Klimafinanzierung" im Mittelpunkt. Schon jetzt ist die Skepsis groß. Dabei könnten die Hilfeschreie unserer Natur nicht größer sein, wie jüngst das heftige Unwetter in Spanien oder die katastrophale Dürreperiode in Ecuador zeigen.
Dass es sich lohnen kann, in den Erhalt der Natur zu investieren, zeigt unsere plan-b-Dokumentation "Mission Artenschutz". In Norwegen waren lediglich viereinhalb Millionen Euro nötig, um den Polarfuchs zu retten. Die Art stand kurz vor dem Aussterben. Seit 20 Jahren werden in einem speziellen Programm junge Polarfüchse aufgezogen und später in unterschiedlichen Bergregionen Nordnorwegens ausgewildert - mit Erfolg. Inzwischen leben dort wieder mehr als 500 Tiere.
09.11.2024 | 29:48 min
Und in Südafrika haben sich Privatleute aus verschiedenen Nationen für ein neuartiges Projekt zusammengetan. Sie verwandeln eine alte Rinderfarm nach und nach in ein Wildreservat für Nashörner, Gnus, Giraffen und Löwen und finanzieren das durch sogenannte "Biodiversity Credits". Diese Biodiversitätsgutschriften kann derjenige vertreiben, der auf einem Stück Land die biologische Vielfalt erhält oder verbessert. Jeder Gutschrift wird dabei ein Wert zugewiesen, der einer bestimmten Landfläche entspricht, die für einen festgelegten Zeitraum erhalten oder wiederhergestellt wird.
Privatpersonen, Unternehmen und Regierungen können diese Zertifikate kaufen, um ihren eigenen Umweltschutz-Verpflichtungen nachzukommen. Wenn es funktioniert, entsteht ein Markt, auf dem diese Gutschriften gehandelt werden und im Wert steigen. Davon hätten alle was: die Natur und die Investoren.
Das System ist schon in einigen anderen Projekten erfolgreich eingesetzt worden - eine ökonomische und ökologische Win-win-Situation.
Ich wünsche Ihnen viel Zuversicht und ein schönes Wochenende.
Ihr Christian Dezer, Redaktionsleiter plan b
Was noch gut war diese Woche
"Strompflaster" statt Antibiotika: US-Forschende haben ein bioelektronisches Pflaster entwickelt, das mit leichten Stromimpulsen die Aktivität von Bakterien beeinträchtigt. Durch den Strom verändert sich der pH-Wert der Haut, was die Ansammlung von Bakterien erschwert. Bei Tests auf Schweinehaut zeigte sich, dass das Pflaster auch bei antibiotikaresistenten Keimen wirkt und künftig vielleicht sogar die Verwendung von Antibiotika überflüssig machen könnte. Jetzt sollen klinische Studien folgen.
Vereinssport so attraktiv wie nie: Der Vereinssport in Deutschland hat enorm an Bedeutung gewonnen. Noch nie waren die Mitgliederzahlen so hoch wie zurzeit. Jedes zweite Kind ist Mitglied in einem Sportverein. Insgesamt zählen Deutschlands Sportvereine erstmals über 28 Millionen Mitglieder. Der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) spricht von einer großartigen Entwicklung und hofft jetzt auf Unterstützung der Politik, um die Sportinfrastruktur zu verbessern.
Reduzierte Fleischproduktion hemmt Klimawandel: Forschende der New York University (NYU) haben berechnet, dass bereits eine kleine Reduzierung der produzierten Fleischmenge ausreicht, um den CO2-Anteil in der Atmosphäre zu senken und den Klimawandel zu bremsen. Eine Verringerung um 13 Prozent würde schon ausreichen, um Weideflächen wieder zu Wälder werden zu lassen. Die Bäume könnten so viel CO2 aufnehmen, wie durch die Nutzung von fossilen Brennstoffen in den letzten drei Jahren freigesetzt wurde.
Ihre Portion Konstruktives am Wochenende
Für den Schutz der Meere engagieren sich Menschen weltweit. Manche Projekte beginnen im ganz Kleinen, können aber plötzlich Großes bewirken, wie die Dokumentation SOS-Ozean zeigt. Eins haben alle Beispiele gemein, sie machen deutlich, dass Mensch und Meer tatsächlich im Einklang leben können.
09.03.2023 | 43:51 min
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Zusammengestellt von Christian Dezer.
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