Update
Das Gute zum Wochenende:Handwerk: Kreativer Kampf um Talente
von Christian Dezer
|
Guten Morgen,
wenn Unternehmen ihre Mitarbeiter als "Chemielehrer" in die Schule schicken, ein Auto als Dienstwagen oder eine Doppelhaushälfte für die Wohngemeinschaft anbieten und Bäcker die Nachtarbeit abschaffen, dann geht es in Deutschland darum, Auszubildende zu finden. Händeringend wird im Handwerk Nachwuchs gesucht, und Unternehmen müssen sich im Kampf um die Talente immer mehr anstrengen.
Deutschland ist seit den 70er Jahren stark auf Akademisierung ausgerichtet, der Anteil der Abiturienten ist stetig gewachsen und ein Studium gilt als besonders erstrebenswert. Dabei zeigt eine Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft, dass sich ein Drittel der Jungen grundsätzlich für Handwerksberufe interessiert. Für die meisten von ihnen ist eine duale Ausbildung im Handwerk genauso attraktiv wie ein Studium.
28.02.2024 | 2:00 min
Eigentlich gute Aussichten, zumal knapp 30 Handwerksberufe laut Zentralverband des deutschen Handwerks als relevant für das Erreichen von Klimazielen gelten und damit gute Zukunftsperspektiven bieten. Und nach Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung werden in den nächsten Jahren in 125.000 Handwerksbetrieben altersbedingt neue Chefs oder Chefinnen gesucht. Dennoch blieben auch dieses Jahr wieder viele freie Stellen im Handwerk unbesetzt.
Versuche, um das zu ändern, gibt es viele: Die Industrie- und Handelskammer setzt auf sogenannte Azubi-Botschafterinnen und Botschafter, meist die Besten ihres Jahrgangs, die für weiteren Nachwuchs werben sollen. Oder es sind private oder öffentliche Ausbildungsinitiativen, wie "Fit for Work" in Bayern oder "Digga, muss los" in Niedersachsen. In Thüringen versucht man es mit dem Bildungsmodell "Handwerkergymnasium". Hier können Schülerinnen und Schüler während der Oberstufe zusätzlich Praxisphasen in Betrieben absolvieren und erste Bausteine einer Meisterprüfung belegen. Das spart für die spätere Ausbildung Kosten und Zeit.
08.08.2024 | 2:40 min
Einen ganz neuen Ansatz wählt die Handwerkskammer Lübeck: Sie bietet dem Nachwuchs ein freiwilliges Handwerksjahr (FHJ) an. Dabei können junge Menschen innerhalb von zwölf Monaten vier verschiedene Handwerksberufe kennenlernen. Bei einer monatlichen Aufwandsentschädigung von 450 Euro brutto stehen gut 130 Berufe zur Auswahl. Überhaupt halten viele Experten ein freiwilliges soziales Jahr (FSJ) für eine gute Möglichkeit, die eigene Berufsneigung auszuprobieren. Wie so etwas geht, zeigt die aktuelle plan-b-Dokumentation "Nachwuchs fürs Handwerk" am Beispiel der sächsischen Stadt Riesa. Hier bekommen FSJ-ler bei der Restaurierung eines Ritterguts Einblicke in die verschiedenen Berufsfacetten der Denkmalpflege.
plan b: Nachwuchs fürs Handwerk12.09.2024 | 29:45 min
Das Handwerk ist wichtig, es ist eine der Stützen unserer Wirtschaft. Mit 735 Milliarden Euro (ZDH 2022) macht es 8,1 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung der Republik aus. Mehr als zwölf Prozent aller Erwerbstätigen in Deutschland arbeiten in diesem Sektor. Aber auch kulturell und gesellschaftlich ist das Handwerk von großer Bedeutung. Hier geht es um Traditionen, um gemeinsame Haltungen und um Werte. Ohne Handwerk geht nichts. Jetzt müssen Unternehmen und die nächste Handwerksgeneration nur noch ihre Ansprüche und Bedürfnisse annähern. Dass es gelingen kann, zeigen bereits viele Beispiele.
Ich wünsche Ihnen ein gutes Wochenende und viel Spaß beim Weiterlesen.
Ihr Christian Dezer, Redaktionsleiter plan b
Was noch gut war diese Woche
KI gegen Hassreden: An der Technischen Universität Berlin hat ein Forschungsverbund KI-Modelle trainiert, um Hassreden im Internet nach potenziell strafrechtlichen Äußerungen zu durchsuchen. Die KI-Modelle ermöglichen Polizeibehörden, die manuelle Vorauswahl großer Datenmengen zu umgehen und sich direkt auf Einzelfälle zu konzentrieren. Dadurch können potenzielle Straftaten schneller verfolgt werden.
E-Auto-Rekord in Norwegen: Nach Angaben der norwegischen Verkehrsbehörde ist der Anteil von E-Autos in dem skandinavischen Land erneut gestiegen. Im August erreichten die Neuzulassungen einen Marktanteil von 94,3 Prozent. Damit hält das Land den Rekord in Europa. Norwegen strebt jetzt bis 2025 ein neues Ziel an: 100 Prozent emissionsfreie Autos auf den Straßen zu haben.
Lebensmittelprodukte weiterverarbeiten: Bei einer Vielzahl von Lebensmitteln fallen bei der Herstellung sogenannte Nebenprodukte an. Die allermeisten dieser Stoffe werden als "Abfall" entsorg. Dabei ist vieles davon noch verwend- und genießbar und könnte weiterverarbeitet werden. In der Schweiz hat nun ein Team aus Lebensmittelexperten beispielsweise Schokoladeneis aus Kakaoschalen oder Nudeln aus Weizenkleie hergestellt. Damit lassen sich wertvolle Rohstoffe gewinnen und der Abfall deutlich reduzieren.
Ihre Portion Konstruktives am Wochenende
Dazu empfehle ich Ihnen gerne auch die plan b-Dokumentation "Zurück in den Kreislauf". Der Film stellt Pioniere vor, die keinen Stoff aufgeben und aus Marillenkernen, Airbags und Biertrester neue Produkte zaubern.
plan b: Zurück in den Kreislauf25.07.2024 | 29:45 min
Wenn Sie unser ZDFheute Update abonnieren möchten, können Sie das hier tun oder in Ihrer ZDFheute-App unter Meine News / Einstellungen / ZDFheute-Update-Abo.
Zusammengestellt von Christian Dezer
Das war erstmal allesZDFheute-Update-Abo verwalten
Thema