Guten Morgen,
die Welt um uns herum ist in Aufruhr, Krise ist die neue Normalität, der Alltag zerrt an unseren Nerven. Das sind alles andere als gute Nachrichten. Sind wir auf dem Weg zur dauergenervten, gereizten und gestressten Gesellschaft? Und was können wir tun? "Langsamer werden, Druck rausnehmen, anders wahrnehmen und besser kommunizieren", raten Ärzte, Psychologen und Soziologen, und das zeigen auch entsprechende Beispiele.
So haben Studien ergeben, dass Besucher von Kunstgalerien und Museen im Durchschnitt jedes ausgestellte Werk nur acht Sekunden betrachten. Deshalb hat die Londoner Tate Gallery einen speziellen
Guide für "Slow Looking" veröffentlicht - mit Tipps zum langsameren Kunstgenuss. Besucher sind begeistert und, wie britische Medien berichten, auch zufriedener nach dem Museumsbesuch.
Noch kürzer, nämlich durchschnittlich drei Sekunden, nehmen wir auf dem Handy Angebote in den sozialen Medien wahr. Wäre es da nicht eine gute Idee, mal ganz auf diese Reize zu verzichten? Das würde uns nämlich extrem guttun, besagt
eine neue Studie. Eine Smartphone-Auszeit verbessert die mentale Gesundheit, führt zu weniger Stress, zu einer besseren Konzentration und zu einem erholsameren Schlaf.
Zwei Wochen nach Ende der Handy-Abstinenz war das Wohlbefinden von Teilnehmern der Studie noch verbessert, wenn auch schon abgeschwächter. Übrigens zeigt auch das
Handyverbot im Unterricht an einer Kölner Realschule positive Wirkung bei der Konzentrationsfähigkeit und der Stoffaufnahme. Mehrere Länder haben inzwischen ein generelles Verbot von Mobilgeräten an Schulen ausgesprochen, neben Frankreich und den Niederlanden seit kurzem auch Brasilien.
Experten raten aber zu einer Balance zwischen Abschottung und Auseinandersetzung mit dem täglichen Durcheinander. Wie gelingt es, eine kluge Mischung aus Abgrenzungsverhalten und Aufnahmebereitschaft zu entwickeln? Für den Psychologen und ZDF-Experten Leon Windscheid gehört dazu vor allem eines: "Geduldig sein, das ist ein Teil davon, sein Leben gelassener zu führen - und mit sich selbst gelassener umzugehen."
Und in einem sind sich die meisten Wissenschaftler einig: Wir müssen uns wieder mehr zuhören, anders kommunizieren, die eigene Meinungsblase verlassen, nicht sofort urteilen und aufeinander zugehen, gerade jetzt, wo überall Streit und Kontroverse den Alltag beherrschen, wo es ständig hitzig und laut zugeht. Leon Windscheid lädt dazu Menschen
Auf die Couch, an einen Ort, an dem sie unter Anleitung diskutieren. Dabei geht es nicht ums Gewinnen, sondern ums Verstehen.
Im Setting einer Paartherapie treffen zwei Menschen aufeinander, die gegensätzlicher kaum sein könnten. "Auf der Couch" wagen sie einen Annäherungsversuch.
Gerade reden viele vom Neustart und davon, dass jetzt alles sehr schnell gehen muss. Vielleicht sollte man etwas langsamer machen, mit mehr Ruhe und weniger Getöse, damit es auch gut wird. Als 1983 Sten Nadolnys preisgekrönter Roman "Die Entdeckung der Langsamkeit" erschien, da war sein Held ein englischer Kapitän und Polarforscher, der wegen seiner Langsamkeit viel Spott erdulden musste. Am Ende aber wurde er wegen seiner Beharrlichkeit zu einem großen Entdecker.
Ich wünsche Ihnen ganz viel Zuversicht und ein schönes Wochenende.
Ihr Christian Dezer, Redaktionsleiter von plan b
Was noch gut war diese Woche
Intelligente Müllentleerung: In Hürth bei Köln wird die Leerung der 900 öffentlichen Müllbehälter im Stadtgebiet künftig von einer KI-basierten Software optimiert. Dadurch sollen Leerfahrten oder überquellende Mülleimer verhindert werden. Mit der intelligenten Technik kann der Füllstand der Behälter berechnet werden, ebenso eine optimale Route, die nur zu vollen Mülleimern führt. Dieses Verfahren kann 20 Prozent Personal- und Betriebskosten reduzieren und ist zugleich klimaschonend, weil die CO2-Emissionen um 30 Prozent verringert werden.
Weniger Raucher: Der Tabakkonsum ist in den vergangenen 20 Jahren weltweit deutlich zurückgegangen. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist der Konsum durch Zigaretten, Kau- oder Schnupftabak um ein Drittel gesunken. Wie die WHO bekanntgab, habe das Millionen von Menschenleben gerettet. Die Organisation drängt weiter darauf, Werbung und Sponsering für Tabakprodukte zu verbieten.
Mehr grüner Strom:
Erneuerbare Energien haben im vergangenen Jahr den halben Strom der Europäischen Union produziert. Der Großteil davon entfiel auf Solar- und Windenergie. Der Verband "WindEurope" hat errechnet, dass in acht Ländern der EU, darunter auch Deutschland, ein Viertel des Stroms von Windkraftwerken produziert wird.
Ihre Portion Konstruktives am Wochenende
plan b: Mission Artenschutz16.01.2025 | 29:48 min
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