Update am Morgen: Die Last der Entscheidung

    Update

    Update am Morgen:Zweifel und Freiheit: Die Last der Entscheidung

    von Diana Zimmermann
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    Guten Morgen,

    wenn man die Dinge isoliert betrachtet, erscheinen sie ja meist ganz einfach. Ein Mörder gehört ins Gefängnis. Ein Unschuldiger nicht. Was aber tun, wenn der Unschuldige nur dann freikommt, wenn der Mörder auch freikommt? Diese Entscheidung hat die Bundesregierung treffen müssen - und sie hat sie getroffen.
    16 Menschen, die laut Kanzler Olaf Scholz unter "fadenscheinigen Begründungen" in russischen und in einem belarussischen Gefängnis saßen, sind wieder frei. Sie haben US-amerikanischen oder deutschen Boden betreten und ihre Angehörigen wieder in die Arme schließen können. Aber auch der sogenannte Tiergartenmörder wurde mit offenen Armen in Moskau empfangen. Und zwar vom Präsidenten persönlich.
    Putin, der nie zugegeben hat, dass Wadim Krassikow in seinem Auftrag einen Georgier im Kleinen Tiergarten ermordet hat, rollte dem in Deutschland überführten und verurteilten Kriminellen den roten Teppich aus und nahm ihn als allerersten vor laufenden Kameras in den Arm.
    Man muss nicht zur Familie des Ermordeten gehören, um schwer erträglich zu finden, dass Krassikow nun als Held gefeiert wird, anstatt seine dreiste und grausame Tat abzusitzen. Mit ihm kamen weitere russische Spione und Cyberkriminelle als Helden nach Hause.
    sgs
    02.08.2024 | 4:37 min
    Warum die Bundesregierung sich dennoch für diesen historischen Gefangenenaustausch entschieden hat, bei dem gestern insgesamt 26 Menschen freikamen, wurde klar, als der Kanzler sich um Mitternacht zum zweiten Mal vom Flughafen Köln/Bonn zu Wort meldete. Da hatte er die Freigelassenen getroffen, es sei sehr bewegend gewesen. Und dann fiel der entscheidende Satz:

    Wenn man Zweifel hatte, dann verliert man die nach dem Gespräch mit denjenigen, die jetzt in Freiheit sind.

    Olaf Scholz, Bundeskanzler

    Zweifel hatte Scholz selbst gehabt, das war schon am frühen Abend deutlich geworden, denn um die insgesamt 16 deutschen, amerikanischen und russischen Gefangenen freizubekommen, mussten eben russische Spione, Cyberkriminelle - und der "Tiergartenmörder" auch frei kommen. Die Bundesregierung argumentiert, es sei ihre Pflicht, deutsche Staatsbürger zu schützen.
    Nico Lange
    01.08.2024 | 7:02 min
    Wahr ist aber auch, dass Deutschland mit der Freilassung des "Tiergartenmörders" eine besonders dicke Kröte schlucken musste, eine, die das Rechtsempfinden vieler stört.
    Gegen die erwartbare Kritik, der Deal ermutige Putin, sich weitere Geiseln zu nehmen, um den Westen damit zu erpressen, die Entscheidung sei also falsch, versuchte Scholz sich zu wappnen, indem er schon am frühen Abend betonte, er habe Oppositionsführer Friedrich Merz frühzeitig einbezogen.

    Er hat mir ausdrücklich versichert, dass er mit den Entscheidungen der Bundesregierung einverstanden ist.

    Olaf Scholz, Bundeskanzler

    Und Scholz führte den US-Präsidenten ins Feld. Joe Biden will noch in seiner Amtszeit möglichst viele amerikanische Gefangene freibekommen, besonders der Journalist Evan Gershkovich lag ihm am Herzen. Und den wollte Putin nur gegen den "Tiergartenmörder" rausrücken. Biden bedankte sich gestern ausdrücklich bei Scholz, die Forderungen der Russen hätten ihn dazu gezwungen, "große Zugeständnisse von den Deutschen zu erbitten", die diese wegen der "fraglichen Person" anfangs nicht leisten wollten.
    Dann aber doch. Scholz wiederum meinte, die gemeinsame Aktion habe die Freundschaft zwischen Deutschland und den USA intensiviert, es sei ein guter Tag für die Freiheit und die Demokratie und für diejenigen, die für diese kämpften. Wie auch immer man dazu steht: Es ist komplizierter, aber meist erhellend, die Dinge nicht isoliert zu betrachten.
    Kommen Sie gut durch den Tag!
    Diana Zimmermann, Leiterin des ZDF-Hauptstadtstudios Berlin
    Flughafen in Ankara
    01.08.2024 | 17:53 min

    Alles zu den Olympischen Spielen in Paris

    Bescheren die Springreiter am 7. Wettkampftag bei Olympia 2024 in Paris dem deutschen Team die nächste Goldmedaille? (ab 14 Uhr im ZDF-Livestream) In der Qualifikation blieb das Team von Bundestrainer Otto Becker als einzige Equipe ohne Fehler.
    Ansonsten hofft das deutsche Team auf Edelmetall im Mixed-Wettbewerb beim Bogenschießen (11:40 Uhr, ZDF-Livestream). Außerdem sind die deutschen Handballer, Basketballer (21 Uhr, ZDF-Livestream) und Volleyballer (9 Uhr, ZDF-Livestream) in ihren nächsten Gruppenspielen gefordert.
    Einen Überblick über alle Livestreams finden Sie hier:

    Olympia in Paris
    :Sport live im ZDF

    Alle aktuellen und kommenden Sport-Livestreams auf einen Blick - streamen und online schauen.
    Olympia live
    Bleiben Sie immer auf dem Laufenden mit unserem Liveblog zu den Olympischen Spielen 2024.

    Lage im Nahost-Konflikt

    Hisbollah-Chef droht Israel mit Vergeltung: In einer Videobotschaft hat Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah Israel gedroht. Er betonte, der Kampf sei in eine "neue Phase" eingetreten und kündigte Vergeltung an.
    Demokratie durch Feinde im eigenen Land gefährdet? Die in Israel sonst als unantastbar geltende Armee steht in der Kritik. Israelische Extremisten stürmen Militärbasen, stellen sich gegen Gesetze und bringen den Staat ins Wanken.
    Alle Entwicklungen finden Sie jederzeit auf unserer Themenseite zum Nahost-Konflikt.

    Was heute noch wichtig ist

    Gedenken an Ermordung der Sinti und Roma in Auschwitz: Im ehemaligen deutschen Konzentrationslager Auschwitz wird heute der Ermordung von Sinti und Roma vor 80 Jahren gedacht. Die Hauptrede bei der Gedenkfeier soll Bundestagspräsidentin Bärbel Bas halten.

    Zahl des Tages

    Besucher des Oktoberfestes stoßen mit Bier an.
    Quelle: dpa

    88 Liter. So viel Bier haben die Deutschen im letzten Jahr im Durstschnitt - Verzeihung - Durchschnitt getrunken. Im europäischen Vergleich des Bierverbrauchs weisen nur die Nachbarländer Tschechien, Österreich und Polen einen höheren Pro-Kopf-Konsum auf. Heute ist der Internationale Tag des Biers.

    Weitere Schlagzeilen

    Die Nachrichten im Video

    heute Xpress
    Kurznachrichten im ZDF - immer auf dem Laufenden02.08.2024 | 1:41 min
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    So wird das Wetter heute

    Am Freitag gibt es im Süden und Südosten Schauer, teils mit starkem Regen und kräftigen Gewittern bis in den Unwetterbereich. Im Nordwesten ist es freundlich, oft mit längerem Sonnenschein. Die Höchsttemperatur liegt zwischen 22 und 28 Grad.
    Wettervorhersage für den 02 August 2024
    Quelle: ZDF

    Zusammengestellt von Jan Schneider
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