Wenn die 16. Bundesversammlung am Sonntag einen Nachfolger für Bundespräsident Joachim Gauck wählt, kann Frank-Walter Steinmeier (SPD) auf eine übergroße Mehrheit bauen: Denn die Parteien der großen Koalition, die ihn aufgestellt haben - CDU, CSU und SPD - bringen es auf über 70 Prozent der Sitze. Die Bundesversammlung zählt diesmal 1260 Mitglieder; 630 Bundestagsabgeordnete und die gleiche Anzahl an Ländervertretern.
Für Bund und Länder zusammen ergeben sich bei der CDU/CSU 539 Stimmen, die SPD kommt auf 384. Zusammen sind das 923. Allerdings ist die Wahl geheim, ein Abweichen von Parteilinien nicht ausgeschlossen. Auch dürften sich insbesondere einige von den Parteien in den Bundesländern nominierte Prominente wie Sportler oder Schauspieler nicht unbedingt zur Parteiloyalität verpflichtet fühlen. Dafür kann Steinmeier auch auf die Stimmen der 36 FDP-Wahlleute zählen. Die Liberalen hatten sich im Januar öffentlich für ihn ausgesprochen.
Auch aus den Reihen der 147 Grünen dürften viele Stimmen an Steinmeier gehen, auch wenn die Partei bislang eine öffentliche Festlegung vermieden hat. Wieviele Vertreter ein Bundesland in die Bundesversammlung entsendet, hängt von der Bevölkerungszahl ab: Mit 135 Vertretern stellt Nordrhein-Westfalen die größte Gruppe, Bremen mit fünf Wahlleuten die kleinste. Die Verteilung der Länderstimmen erfolgt dann gemäß den Mehrheitsverhältnissen in den jeweiligen Parlamenten.
Linke, AfD, Freie Wähler und Piraten sind daher mit Delegationen von 95 bis elf Wahlleuten in der Bundesversammlung vertreten. Sie haben jeweils einen eigenen Kandidaten aufgestellt. Diese haben aber wenig Aussichten auf eine Mehrheit.