So entscheidend ist die ukrainische Gegenoffensive – Was passiert bei ZDFheute live?
Italien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien – überall wurde dem ukrainischen Präsidenten auf seiner Europareise mehr militärische Unterstützung zugesagt. In Berlin wurde kurz vor Selenskyjs Besuch ein neues Waffenpaket für die Ukraine im Wert von mehr als 2,7 Milliarden Euro geschnürt. Allerdings will sich die Bundesregierung auf Panzer, Munition, Reparatur und Luftabwehr konzentrieren. An der von Selenskyj geforderten Koalition zur Lieferung moderner Kampfjets beteiligt sich Deutschland nicht. Positive Signale gibt es dagegen aus London und wohl auch aus Den Haag.
Reicht die internationale Unterstützung für die angekündigte Offensive des ukrainischen Militärs? Erfolge gibt es offenbar bei Bachmut: Am Sonntag erklärte die ukrainische Armee, Stellungen östlich der seit vielen Monaten umkämpften Stadt eingenommen zu haben. Moskau meldet dagegen Erfolge innerhalb der Stadt. Das US-Institut für Kriegsstudien geht davon aus, dass die russische Armee neue Kräfte in der umkämpften Stadt bündelt. Fehlen Moskau diese Truppen, um einen ukrainischen Vorstoß an anderen Frontabschnitten abzuwehren?
Ab wann wäre die ukrainische Gegenoffensive ein Erfolg und wie wichtig ist der auch für weitere Unterstützung aus dem Westen? Bei ZDFheute live berichtet ZDF-Reporter Timm Kröger aus der Nähe von Bachmut. Simon Schlegel vom ThinkTank "Crisis Group", der seit 2017 in der Ukraine lebt, erklärt, warum Geländegewinne allein nicht entscheidend für das Land sind. Militärexperte Dr. Marcus Keupp zeigt, worauf es in den kommenden Wochen und Monaten besonders ankommt für die Ukraine.
Westliche Kampfjets für die Ukraine?
Die Front im Osten der Ukraine ist lang – Experten schätzen sie auf mehr als 800 Kilometer. Russische Truppen versuchen mit teilweise drei Verteidigungslinien bestehend aus Panzersperren und Schützengräben die Front zu sichern. Die Länge der Front macht es schwer, abzuschätzen, an welchem Punkt die Ukraine ihre geplante Gegenoffensive starten könnte. Westliche Analysten sind geteilter Meinung: Das Atomkraftwerk in Saporischschja im Südosten des Landes oder die russisch besetzte Stadt Sewerodonezk gelten als mögliche Angriffspunkte. Ein ukrainischer Erfolg in der seit Monaten umkämpften Stadt Bachmut könnte Militärexperten zufolge einen schweren Rückschlag für die russischen Truppen bedeuten.
Fest steht, dass westliche Waffen ein Stützpfeiler der geplanten ukrainischen Gegenoffensive sind. Neben Munition, Raketenabwehrsystemen und unterschiedlichen Panzertypen aus verschiedenen europäischen Staaten lieferten Polen und die Slowakei als bisher einzige Staaten auch Kampfflugzeuge ins ukrainische Kriegsgebiet. Allerdings alte MiG-29 aus sowjetischen Restbeständen. Während seines Berlin-Besuchs warb Selenskyj auch bei Scholz um die Lieferung von Kampfjets und versuchte dabei mögliche Vorbehalte auszuräumen:
Der Bundeskanzler schließt Kampfjet-Lieferungen bislang aus, sichert dem angegriffenen Land jedoch weitere Unterstützung zu:
Neben dem angekündigten deutschen Milliardenpaket wollen auch andere NATO-Staaten die Ukraine weiterhin militärisch unterstützen. Großbritannien sagte kürzlich Luftabwehrraketen und Langstrecken-Angriffsdrohnen zu, Frankreich will leichte Panzer und gepanzerte Fahrzeuge liefern sowie der Ukraine bei der Ausbildung von Kampfjet-Piloten helfen.
Obwohl London eine "internationale Koalition" zur Lieferung von F16-Kampfjets plant, bremste der britische Verteidigungsminister Ben Wallace am Mittwoch in Berlin die Hoffnung auf Lieferungen in naher Zukunft. Stattdessen nahm er die USA in die Pflicht, bei dieser Entscheidung voranzugehen. Eine deutsche Beteiligung an einer solchen Allianz ist nicht geplant – vor allem, weil Deutschland nicht im Besitz der F16-Kampfjets ist. Regierungspolitiker bringen allerdings ins Spiel, dass Deutschland die Ukraine logistisch unterstützt:
Auf Selenskyjs Forderungen nach modernen Kampfflugzeugen von NATO-Unterstützerstaaten gibt es also noch keine konkreten Antworten. Bei der erwarteten Gegenoffensive würden diese vermutlich ohnehin nicht zum Einsatz kommen.
Mit Material von ZDF, afp und dpa.
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