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Lässt Putin Assad im Stich?

Rebellen haben Syriens zweitgrößte Stadt Aleppo erobert. Machthaber Assad ist bei der Gegenoffensive auf die Unterstützung Russlands, Irans und des Iraks angewiesen.

Videolänge:
31 min
Datum:
02.12.2024
Verfügbarkeit:
Video verfügbar bis 02.12.2025

Rebellen erobern Aleppo. Lässt Putin Assad im Stich? | Nahostexperte Gerlach bei ZDFheute live  

Islamistische Kämpfer haben vergangene Woche eine überraschende Offensive gegen die Streitkräfte der syrischen Regierung von Machthaber Baschar al-Assad gestartet bei der mittlerweile mehr als 400 Menschen getötet wurden. Am Sonntag wurde die zweitgrößte syrische Stadt Aleppo wohl vollständig unter die Kontrolle der Rebellen gebracht. Damit ist Aleppo zum ersten Mal seit Jahren nicht mehr unter Kontrolle der Regierung. 

Für Syriens Machthaber Assad kam die Offensive offenbar überraschend. Beobachter gehen davon aus, dass die Rebellen eine aktuelle Schwäche der mit Assad verbündeten proiranischen Milizen ausgenutzt haben. Wie die Kämpfe weiter gehen, hängt auch von Assads Verbündetem Russland ab. Erstmals seit 2016 flog die russische Luftwaffe wieder Angriffe auf Aleppo. Russland steht nach Worten von Kremlsprecher Dmitri Peskow in Syrien unverändert zu Machthaber Baschar al-Assad. 

Iran und Russland sind im syrischen Bürgerkrieg Unterstützer der Regierung und haben dazu beigetragen, dass Assad die Rebellen vor Jahren zurückdrängen konnte. Beide Verbündete sind aber derzeit in andere Konflikte eingebunden. Russland kämpft in der Ukraine, Iran ist durch den Konflikt der Hisbollah mit Israel militärisch geschwächt. 

Syriens Machthaber Assad kündigte eine Gegenoffensive an. Aus Kreisen der syrischen Regierung hieß es, die Armee habe Gebiete in der Umgebung von Hama, südlich von Aleppo, wieder von den Rebellen zurückerobert. Von Iran unterstützte Milizen sind nach Angaben von Aktivisten vom Irak nach Ostsyrien eingereist, um die unter Druck geratene syrische Regierung beim Kampf gegen die Rebellen zu unterstützen.  

ZDF-Korrespondentin Golineh Atai und Nahostexperte Daniel Gerlach ordnen die Entwicklung im syrischen Bürgerkrieg ein.

Was sind die Hintergründe des andauernden Bürgerkriegs in Syrien? 

Syriens Machthaber Baschar al-Assad ist seit 24 Jahren im Amt. Im Jahr 2000 wurde er nach dem Tod seines Vaters, Hafiz al-Assad, Präsident. Die Assad-Familie gehört zur religiösen Minderheit der Alawiten, die ihre Wurzeln im schiitischen Islam hat.  

Im Frühjahr 2011 fand die Bewegung "Arabischer Frühling" auch in Syrien Anklang. Die Demonstranten gingen für Achtung der Menschenwürde, Freiheiten, Rechtsstaatlichkeit und soziale und wirtschaftliche Perspektiven auf die Straßen. Assad versuchte die Proteste brutal niederzuschlagen. Tausende Menschen wurden verhaftet, gefoltert und getötet. Als Rechtfertigung für das Vorgehen bezeichnete das Regime die Massenaufstände als terroristisch motiviert und aus dem Ausland gesteuert. 

Die Situation geriet zunehmend außer Kontrolle und Assad verlor bis 2013 große Teile des Landes an Rebellen. Die Hisbollah kam dem Regime zu Hilfe und auch Iran schickte seine Revolutionsgarde und schiitische Milizen. Auch Putin ist in Syrien involviert: 2015 kam er mit Luftunterstützung, Militärpolizei und Beratern Assad zu Hilfe.  

Die Rebellengruppen sind unterschiedlich organisiert und gestützt. Eine der stärksten ist die islamische Haiat Tahrir al-Scham, die als kontrollierende Kraft im Nordwesten von Syrien gilt, wohin die meisten Rebellengruppen zurückgedrängt wurden. Die HTS ist aus der Nusra-Front heraus entstanden, die als Ableger der Terrororganisation Al-Kaida eingeordnet wird. Die Gruppierung hat sich öffentlich von Al-Kaida distanziert und mehrfach ihren Namen geändert.  

Kurdische Rebellen haben große Teilgebiete Nordsyriens unter Kontrolle und werden dabei von den USA unterstützt. Die Türkei hingegen unterstützt sunnitische Fraktionen im Nordosten und hat in diesem Jahr auch Angriffe gegen kurdische Gruppen im Norden Syriens geflogen. Circa 60% des Territoriums werden vom Assad-Regime kontrolliert. Das Land ist tief gespalten und stark umkämpft. Der seit knapp 14 Jahren andauernde Krieg forderte Schätzungen zufolge 600.000 Opfer und zwang Millionen Menschen zur Flucht. 

Mit Material von ZDF, dpa, AFP & bpb 

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