Mehr NATO-Unterstützung für die Ukraine? - Was passiert bei ZDFheute live?
Zwei Tage nach Beginn der massiven Luftangriffe Russlands auf ukrainische Städte – darunter auch Kiew – setzt der Kreml den Beschuss fort. Zivile Einrichtungen und wichtige Infrastruktur sind immer öfter das Ziel. Laut dem ukrainischen Militär wurden zuletzt zehn Städte schwer getroffen, darunter Lemberg, Bachmut und Saporischschja. In Awdijiwka trafen die Bomben einen Marktplatz. „Das ist eine Jagd auf das Leben friedlicher Bürger“, erklärte der Vizechef des ukrainischen Präsidialbüros, Kyrylo Timoschenko. Gleichzeitig meldete Kiew, fünf weitere Ortschaften in der von Moskau annektierten Region Cherson zurückerobert zu haben. Laut Militärexperten kommt die ukrainische Armee aber langsamer voran.
Die Verteidigungsminister der NATO-Staaten sind indes in Brüssel zusammengekommen: Zwei Tage lang beraten sie über die weitere Unterstützung der Ukraine. Thema sind auch die nuklearen Drohungen von Russlands Präsident Putin. Schon vor dem offiziellen Beginn hat sich die Ukraine-Kontraktgruppe auf Einladung der USA getroffen - über sie werden Waffenlieferungen an die Ukraine koordiniert. „Unsere Entschlossenheit, die ukrainischen Verteidiger zu unterstützen, gilt für alle Jahreszeiten“, versicherte US-Verteidigungsminister Austin. Die jüngsten russischen Angriffe hätten die Partner der Ukraine noch mehr zusammengebracht.
Wie weit geht die Unterstützung der NATO-Staaten? Was erwartet der ukrainische Präsident Selenskyj bzw. die Menschen in der Ukraine von den westlichen Partnern? Darüber sprechen wir mit unserem Brüssel-Korrespondenten Florian Neuhann und ZDF-Reporterin Alica Jung in Kiew. Die militärische Situation analysiert Dr. Markus Reisner, Oberst im österreichischen Bundesheer.
Luftabwehr zum Schutz der Zivilbevölkerung
Für NATO-Generalsekretär Stoltenberg hat die schnelle Lieferung von Luftabwehrsystemen oberste Priorität: Die Verbündeten hätten bereits geliefert, „aber wir brauchen noch mehr davon.“ Nötig seien verschiedene Arten von Luftverteidigungssystemen. Es gehe um die Abwehr russischer Kurz- wie Langstreckenraketen, ballistischer Raketen, Marschflugkörper und Drohnen. Nur so könne man der Ukraine dabei helfen, „mehr Städte und mehr Staatsgebiet gegen die schrecklichen russischen Angriffe auf die Zivilbevölkerung zu verteidigen".
Laut Verteidigungsministerin Lambrecht will Deutschland drei weitere Luftabwehrsysteme vom Typ Iris-T SLM liefern – allerdings erst 2023, weil die Systeme erst noch produziert werden müssten. Ein erstes solches System sei bereits in der Ukraine eingetroffen. Der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow bedankte für die jüngsten Rüstungslieferungen aus Deutschland und den USA. Washington hatte zuletzt vier zusätzliche HIMARS-Raketenwerfer geliefert.
US-Präsident Biden bescheinigte Wladimir Putin vor, die Lage massiv falsch einzuschätzen. Putin sei fälschlicherweise davon ausgegangen, die Ukrainer würden sich einer russischen Invasion unterwerfen. „Ich glaube, er dachte, er würde mit offenen Armen empfangen werden“, sagte Biden.
Unterdessen setzt Russland seine großflächigen Raketenschläge auf verschiedene Ziele in der Ukraine fort. Allein am Montag wurden 80 Raketen auf ukrainische Ziele abgefeuert. Die Luftangriffe haben seitdem rund 30 Prozent der ukrainischen Energieinfrastruktur getroffen, heißt es. Es sei das erste Mal seit Beginn des Krieges, dass Russland die Energieinfrastruktur „auf dramatische Weise ins Visier genommen“ habe, sagte der ukrainische Energieminister Herman Haluschtschenko dem US-Sender CNN.
Trotz der Angriffe versprach der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj seinen Landsleuten einen baldigen Wiederaufbau zerstörter Infrastruktur. Durch den Beschuss, der offensichtlich insbesondere auf Energieinfrastruktur abzielte, waren im Westen des Landes mehrere Umspannwerke komplett zerstört worden.
Mit Material von dpa, afp & reuters