Sie sind hier:

Korruption: Wie anfällig ist die EU?

Weil sie Geld von Katar angenommen haben soll, sitzt Parlamentsvize Kaili in U-Haft. Bei ZDFheute live: zwei EU-Abgeordnete und ein Experte über die Korruptionsgefahr im Parlament.

Videolänge:
32 min
Datum:
12.12.2022

Der Fall Kaili und seine Folgen - Was passiert bei ZDFheute live?

Es ist ein Skandal, der die EU in ihren Grundfesten erschüttert. Vize-Parlamentspräsidentin Eva Kaili wird vorgeworfen, hohe Geldsummen aus Katar angenommen zu haben. Im Gegenzug soll sie sich im Parlament für die Interessen des Golfstaats stark gemacht haben. Offenbar eingefädelt hat den mutmaßlichen Deal die italienische NGO Fight Impunity. Kommissionspräsidentin von der Leyen bezeichnet die Vorwürfe als “sehr schwerwiegend” und fordert, ein Ethikgremium für alle EU-Institutionen einzurichten.

Auch Bundeskanzler Scholz und Außenministerin Baerbock zeigen sich angesichts des Verdachts der Bestechung und Geldwäsche bestürzt.  Gemeinsam mit drei Verdächtigen sitzt Kaili seit Sonntag in Untersuchungshaft. In ihrer Wohnung sollen “Säcke mit Bargeld” gefunden worden sein, teilten die Brüsseler Behörden mit.

Derweil hat Griechenland – das Heimatland der Sozialdemokratin – Kailis gesamtes Vermögen eingefroren. Auch ihr Landsmann und Vizekommissionspräsident Margaritas Schinas rückt zunehmend in den Fokus der Öffentlichkeit; er hatte Katar gemeinsam mit Kaili besucht und öffentlich Werbung für das WM-Ausrichterland gemacht.

Ist die Affäre Kaili ein Einzelfall? Wie effektiv sind die Antikorruptionsregeln der EU? Wie müssen die europäischen Institutionen reagieren, um einem weiteren Vertrauensverlust vonseiten der europäischen Öffentlichkeit entgegenzuwirken? Darüber spricht ZDFheute live mit den EU-Abgeordneten Daniel Caspary (CDU/Fraktion EVP) und Erik Marquardt (Grüne/Fraktion EFA). Außerdem dabei: Michiel van Hulten von der Organisation Transparency International EU, der seine Kritik an den europäischen Institutionen schildert.

Das EU-Transparenzregister hat Schwächen 

Der Fall Kaili ist nicht der erste Korruptionsskandal im EU-Parlament. Dass es in den letzten zehn Jahren aber nicht viel mehr Fälle waren, führen viele auch auf das 2011 in Kraft getretene EU-Transparenzregister zurück. Doch es hat Schwachstellen. “Leider ist die Einflussnahme durch Drittstaaten bisher von allen Transparenzregeln ausgenommen”, sagt der EU-Abgeordnete Daniel Freund (Grüne), der sich damit auf die Vereinbarung zwischen EU-Parlament und der Europäischen Kommission zu dem Register bezieht:

Das Register gilt nicht für staatliche Stellen der Mitgliedstaaten, Regierungen von Drittstaaten, internationale zwischenstaatliche Organisationen und deren diplomatische Vertretungen.
Punkt III, Ziffer 15, EU-Transparenzregister

Welche Folgen dieser Fall für das ohnehin geringe Vertrauen in die EU-Institutionen hat, werden wohl erst die kommenden Wochen zeigen. Die Organisation Transparency International EU sieht in dem Korruptionsskandal keinen Einzelfall:

Über Jahrzehnte hat das Parlament geduldet, dass sich eine Kultur der Straflosigkeit entwickelt - mit einer Kombination laxer Finanzregeln und -kontrollen sowie ohne jede unabhängige ethische Aufsicht.
Michiel van Hulten, Direktor Transparency International

Erste Konsequenzen hat es bereits gegeben. Zum einen ist Kaili von allen Parteiämtern entbunden worden und ihre Suspendierung als Vizepräsidentin ist nur noch Formsache. Zum anderen deutet sich eine Auswirkung der diplomatischen Beziehungen zum WM-Gastgeberland an: Ein Parlamentssprecher bestätigte, dass eine für Ende Dezember geplante Katar-Reise von Europaabgeordneten "wegen der derzeitigen Umstände" abgesagt werde. Und die bereits beschlossene Visa-Liberalisierung hat das EU-Parlament wieder rückgängig gemacht.

Mit Material von ZDF, afp

Kommentare

0 Kommentare

  • Schreibe den ersten Kommentar zu diesem Artikel.

Mehr aus ZDFheute live

Statement Scholz bei ZDFheute live

Tödliche Attacke in Magdeburg - Scholz: "Was für eine furchtbare Tat" 

Bundeskanzler Scholz hat den Angehörigen von Toten und den Verletzten der tödlichen Attacke in Magdeburg sein Mitgefühl ausgesprochen. Sehen Sie hier das komplette Statement.

21.12.2024
Videolänge
Hans-Jakob Schindler bei ZDFheute live

Anschlag in Magdeburg - "So etwas sollte nicht passieren" 

Das Sicherheitsrisiko sei klar, so Schindler. Dass ein Anschlag mit einem Auto gelungen sei, deute auf ein Fehler im Sicherheitskonzept auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt hin.

20.12.2024
Videolänge
ZDF-Korrespondenten Armin Coerper in Moskau bei ZDFheute live.

Putins Jahrespressekonferenz - "War auch eine Rede an Donald Trump" 

Putin habe versucht für die Trump-Präsidentschaft vorzubauen, sagt ZDF-Korrespondent Armin Coerper. Er wolle bei einem möglichen Kriegsende nicht als "Umfaller" dastehen.

19.12.2024
Videolänge
Armin Coerper bei ZDFheute live

Bombenexplosion in Moskau - "Zufall ist das keiner" 

Der Zeitpunkt des Anschlags auf General Kirillow sei bewusst gewählt, so ZDF-Korrespondent Coerper. Erst gestern sei er in der Ukraine wegen Kriegsverbrechen angeklagt worden.

17.12.2024
Videolänge
Zur Merkliste hinzugefügt Merken beendet Bewertet! Bewertung entfernt Zur Merkliste hinzugefügt Merken beendet Embed-Code kopieren HTML-Code zum Einbetten des Videos in der Zwischenablage gespeichert.
Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen des ZDF.

Sie haben sich mit diesem Gerät ausgeloggt.

Sie haben sich von einem anderen Gerät aus ausgeloggt, Sie werden automatisch ausgeloggt.

Ihr Account wurde gelöscht, Sie werden automatisch ausgeloggt.

Um Sendungen mit einer Altersbeschränkung zu jeder Tageszeit anzuschauen, kannst du jetzt eine Altersprüfung durchführen. Dafür benötigst du dein Ausweisdokument.

Zur Altersprüfung

Du bist dabei, den Kinderbereich zu verlassen. Möchtest du das wirklich?

Wenn du den Kinderbereich verlässt, bewegst du dich mit dem Profil deiner Eltern in der ZDFmediathek.

Du wechselst in den Kinderbereich und bewegst dich mit deinem Kinderprofil weiter.

An dieser Stelle würden wir dir gerne die Datenschutzeinstellungen anzeigen. Entweder hast du einen Ad-Blocker oder ähnliches in deinem Browser aktiviert, welcher dies verhindert, oder deine Internetverbindung ist derzeit gestört. Falls du die Datenschutzeinstellungen sehen und bearbeiten möchtest, prüfe, ob ein Ad-Blocker oder ähnliches in deinem Browser aktiv ist und schalte es aus. So lange werden die standardmäßigen Einstellungen bei der Nutzung der ZDFmediathek verwendet. Dies bedeutet, das die Kategorien "Erforderlich" und "Erforderliche Erfolgsmessung" zugelassen sind. Weitere Details erfährst du in unserer Datenschutzerklärung.

An dieser Stelle würden wir dir gerne die Datenschutzeinstellungen anzeigen. Möglicherweise hast du einen Ad/Script/CSS/Cookiebanner-Blocker oder ähnliches in deinem Browser aktiviert, welcher dies verhindert. Falls du die Webseite ohne Einschränkungen nutzen möchtest, prüfe, ob ein Plugin oder ähnliches in deinem Browser aktiv ist und schalte es aus.