Kein Ersatzteilpaket für die Ukraine – Was passiert bei ZDFheute live?
Die Waffenlieferungen der westlichen Verbündeten sind für die Ukraine von zentraler Bedeutung – für die Verteidigung an der Front und für die Rückeroberung besetzter Gebiete. Mit der Lieferung ist es aber nicht getan, denn die Systeme müssen auch gewartet und mit neuer Munition versorgt werden. Und genau da gibt es jetzt offenbar ein Problem: Laut "Spiegel" fehlt es an Ersatzteilen für die von Deutschland gelieferten 14 Panzerhaubitzen 2000. Sechs davon seien zuletzt nach Litauen gebracht worden, zur Reparatur. Da aber weder die Bundeswehr noch die Industrie genügend entscheidende Ersatzteile liefern konnten, wurde eine Haubitze ausgeschlachtet und zurückgelassen.
Gegenüber dem ZDF verweist das Bundesverteidigungsministerium darauf, dass bereits Ersatzteilpakete geliefert wurden. Zudem werde die Wartung ab Mitte Dezember einfacher: Dann müssen die Waffen nicht mehr nach Litauen gebracht werden, sondern können nahe der ukrainischen Grenze in der Slowakei repariert werden.
Auch dem deutschen Gepard Luftabwehrpanzer fehlt es offenbar an Munition. Erst Anfang November untersagte die Schweiz eine Weitergabe von der, im Land produzierten, 35-mm Munition. Sie verweist dabei auf ihre Neutralität?
Gleichzeitig gehen die massiven russischen Angriffe auf die Infrastruktur der Ukraine weiter. In der Hauptstadt Kiew ist die Wasserversorgung mittlerweile wieder hergestellt worden. Es brauche jedoch eine gewisse Zeit, bis das Wasserleistungssystem wieder mit voller Leistung arbeite, sagte Bürgermeister Vitali Klitschko. Insbesondere in Hochhäusern reiche der Wasserdruck nicht immer aus.
Wo liegen die logistischen und möglicherweise auch politischen Probleme beim Nachschub? Liefert der Westen zwar Waffen, aber lässt die ukrainische Armee bei Pflege und Instandhaltung allein? Und wie beeinflussen Munitionslieferungen den weiteren Verlauf des Krieges? Darüber diskutiert ZDFheute live mit Oberst Markus Reisner vom österreichischen Bundesheer und CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter. Seid dabei und diskutiert mit.
Einwandfreie Logistik, Wartung und Ersatzteile – Warum ist das wichtig?
Bei der Verwendung westlicher Waffen stellen Logistik, Wartung und Ersatzteile ein großes Problem und viel Aufwand für die Ukraine dar: Für die Instandhaltung westlicher Technik werden Strukturen nicht in der Ukraine selbst, sondern in benachbarten NATO-Ländern aufgebaut. Die Wartung der von Deutschland gelieferten Panzerhaubitze 2000 etwa findet derzeit in Werkstätten des Herstellers KMW in Litauen statt. So lange fallen sie in der Ukraine aus.
Wie es heißt, wurde in Deutschland "versäumt", Ersatzteile für schon gelieferte Systeme zu bestellen. Angesichts des nahenden Winters gibt es noch ein weiteres Problem: Der ukrainischen Armee fehlt es an Kettenfahrzeugen wie Kampf- und Schützenpanzern. Die zunehmenden schwierigeren Wetterbedingungen behindern die Operationen am Boden und in der Luft. Somit wird es für die Ukraine schwieriger ihre Stärke, die hohe Mobilität, auszuspielen.
Um unabhängiger von ausländischen Lieferungen zu werden, plant der staatliche ukrainische Rüstungskonzern Ukroboronprom nun gemeinsam mit mindestens sechs Nato-Mitgliedsstaaten schwere Waffen und militärische Ausrüstung zu produzieren. Mit Polen, Frankreich, Dänemark, Tschechien und einigen anderen Staaten seien bereits Abkommen geschlossen, wie der Konzern auf seiner Webseite mitteilte.
Lieferengpässe auf beiden Seiten
Auch die russischen Truppen haben neun Monate nach Beginn ihres Angriffskriegs Probleme mit dem Nachschub. Es gäbe "erhebliche Engpässe bei der Artillerie-Munition", welche das militärische Vorgehen zusehends behindern, so US-Verteidigungsminister Lloyd Austin am Mittwoch. Für die russische Kampfstrategie sei sehr viel Artillerie-Munition notwendig, um Bodenoffensiven vorzubereiten, sagte Austin weiter. Es sei zweifelhaft, ob das russische Militär über diese Munition noch in ausreichender Menge verfüge, um diese Strategie fortzusetzen. Laut britischem Geheimdienst hat Russland auch dramatische Nachschubprobleme bei Panzern, Waffen und Munition.
Mit Material von AFP und dpa.