Zwischen 1991 und 2021 haben sich die jährlichen Konsumausgaben pro Person fast verdoppelt. Der stetige Drang nach mehr wirft Fragen auf: Macht uns Konsum glücklich? Oder müssen wir unser individuelles Konsumverhalten verändern und können wir so die Welt besser machen?
Konsum als Teil des Jobs
Özlem ist Influencerin und auf allen gängigen Social-Media-Plattformen vertreten. Allein auf TikTok folgen ihr 1,3 Millionen Menschen. Unter dem Namen "El Anhelo" ist die 32-Jährige vor allem bekannt dafür, dass sie in ihren Videos Produkte aller Art ausprobiert und bewertet. Von Make-Up über Lebensmittel bis hin zu Adventskalendern ist alles dabei: "Es gibt kaum etwas, das ich nicht teste." Ihr Geld verdient Özlem hauptsächlich dadurch, dass sie Artikel verschiedener Firmen auf ihren Kanälen bewirbt. Konsum ist somit Teil ihres Jobs: "Es gehört dazu und selbst wenn ich manchmal keine Lust habe, muss ich eben neue Sachen kaufen, um sie zu testen."
Aus eigener Erfahrung weiß Özlem, dass insbesondere die Inhalte gut laufen, in denen sie ihre Follower*innen am Konsum teilhaben lässt: "Bei mir sind es z.B. Videos, in denen ich mehrere Stunden in der Drogerie bin, meine Erfahrungen erzähle und im Schnitt zwischen 300 und 800 Euro ausgebe." Influencerin zu sein, das ist für Özlem dennoch ein Traumjob: "Ich liebe es, dass ich Menschen begeistern und sie inspirieren kann."
Die Utopie leben
Carl lebt ein ganz anderes Leben. Der 23-Jährige wohnt in einem sechs Meter langen Bauwagen im Ökodorf "Sieben Linden", einer Lebensgemeinschaft aus etwa 150 Menschen: "Wir versuchen dort, unseren ökologischen Fußabdruck so niedrig wie möglich zu halten. Aktuell liegt der bei einem Drittel des Bundesdurchschnitts." Carl kämpft "für ein gutes Leben für alle und gegen Ausbeutung und Wachstumswahn". Aktivist sein, das bedeutet für ihn auch, bewusst auf Konsum zu verzichten: "Ich möchte die Utopie, die ich mir vorstelle, auch selbst leben. Für mich ist es authentisch, dem dann auch meinen Kosnum anzupassen."
Eine Ursache für den Überkonsum unserer Gesellschaft sieht Carl in den Sozialen Medien: "Ich glaube, dass wir da zu Konsum angeregt werden, der garnicht nötig wäre, manchmal sogar, ohne dass wir es es merken." Carl stört am Kosnumverhalten anderer Menschen besonders, wenn diese sich der Auswirkungen auch bewusst seien: "Von den Menschen wünsche ich mir, dass sie endlich auch Verantwortung tragen für ihr Handeln."
Bei "Sag's mir" treffen zwei Menschen aufeinander, für die Kosnum im alltäglichen Leben einen sehr unterschiedlichen Stellenwert hat. Schaffes es zwei Fremde, sich trotz ihrer konträren Lebensrealitäten mit Verständnis zu begegnen?
"Sag's mir" mit den Gästen Özlem Roegels, Influencerin, sowie Carl Sondermann, Konsumkritiker.