Im September erntete der Comedian Luke Mockridge scharfe Kritik für einen Witz, in dem er sich über Menschen mit Behinderung lustig gemacht hatte. Mockridge ist nur einer von vielen Comedians, die die Grenzen des Humors immer wieder neu ausloten und mit ihrer Comedy über marginalisierte Gruppen polarisieren. Auch wenn Provokationen und das Brechen von Tabus fester Bestandteil von Humor sind, stellt sich mit jedem diskriminierenden Witz neu die Frage: Wie weit darf Comedy gehen? Und sollte es für grenzüberschreitende Witze Konsequenzen geben?
Rücksichtnahme gefährdet den Humor
Hamza ist Schweizer Comedian und beschreibt seine Comedy selbst als "grenzüberschreitend, aber mit der intrinsischen Motivation verbindend zu sein". Besonders deutlich zeigt sich das in seinem YouTube-Format "Rassistische Witze": "Ich gehe zu Betroffenen und erzähle der entsprechenden Minderheit einen rassistischen Witz mit dem Ziel, gemeinsam zu lachen."
Laut Hamza könne man über alles Witze machen, solange dabei der Kontext und die Intention stimmen. Zwar hat er Verständnis, dass nicht jeder über seine Comedy lachen kann. Wichtig sei dabei aber zu akzeptieren, dass verschiedene Arten von Humor existieren: "Die Leute müssen den Unterschied verstehen zwischen 'Das ist nicht lustig' und 'Ich finde das nicht lustig'. Wenn auf jede Meinung Rücksicht genommen wird, stirbt der Humor."
Konsequenzen für diskriminierende Comedy
Sabrina kämpft gegen Diskriminierung, insbesondere wenn sie Menschen mit Behinderung betrifft. Die 26-jährige Aktivistin lebt seit der Geburt mit verschiedenen chronischen Erkrankungen und hat dadurch selbst eine Schwerbehinderung. Für Sabrina ist die Grenze von Humor erreicht, wenn ein Witz Menschenrechte verletzt: "Durch einen Witz, der Diskriminierung beinhaltet, leben diskriminierende Strukturen weiter – selbst, wenn der Witz als Witz gemeint ist."
Daher sei es berechtigt, wenn Äußerungen wie die von Luke Mockridge Konsequenzen haben: "Ich finde es gerechtfertigt, wenn Menschen, die öffentlich diskriminierende Inhalte reproduzieren, keine Bühne mehr bekommen." Nur so sei es möglich, die Teilhabe marginalisierter Gruppen an unserer Gesellschaft zu verbessern: "Ich möchte mich auch irgendwann mal in eine Show setzen und mich an dem Inhalt erfreuen können, ohne dabei selbst angegriffen zu werden."
Bei Sag's mir treffen zwei Menschen aufeinander, die die Grenzen des Humors ganz unterschiedlich ziehen. Gelingt es zwei Fremden, sich trotz verschiedener Ansichten anzunähern?
Sag's mir mit den Gästen Hamza Raya, Comedian und Comedy-Veranstalter sowie Sabrina Lorenz, Antidiskriminierungsaktivistin.