Laut einer repräsentativen Umfrage des ZDF-Formats "Soll ich…?" unter 25- bis 34-Jährigen mit Kindern oder Kinderwunsch wollen rund 78 Prozent der Paare die Organisation rund ums Kind gleichberechtigt unter sich aufteilen. 64 Prozent Zustimmung entfällt auch auf die Antwort, dass sich ein Elternteil ums Kind kümmert und der andere arbeiten geht.
Im Bundesdurchschnitt leisten den größten Anteil der Care-Arbeit immer noch die Frauen. Während einige in dieser traditionellen Rollenverteilung aufgehen, sehen andere darin ein großes strukturelles Problem. Darf man heute überhaupt noch "nur" Hausfrau und Mutter sein wollen? Oder verlangsamt das die Gleichberechtigung in allen Bereichen unserer Gesellschaft? Und wie wirken sich unterschiedliche Rollenbilder auf die Partnerschaft aus?
Freie Rollenwahl
Alexandra ist Journalistin, Buchautorin, Feministin und Mutter zweier Kinder. Ihre Mutterschaft habe sie "feministisch radikalisiert": "Als ich in meinen 20ern war, hätte ich gedacht, alle leben längst gleichberechtigt. Als ich dann selbst Mutter wurde, wurde mit schlagartig klar, wie ungleichberechtigt heterosexuelle Partnerschaften in Deutschland immer noch leben." Heute setzt sie sich dafür ein, dass Menschen nicht in bestimmte Rollen hineingedrängt werden, sondern diese frei wählen können – unabhängig ihres Geschlechts.
Im Vollzeit-Hausfrauendasein sieht Alexandra dennoch eine Gefahr: "Wenn Frauen sich entscheiden, Vollzeit Care-Arbeit zu leisten, manövrieren sie sich entweder in eine komplette finanzielle Abhängigkeit von ihrem Partner oder sie trennen sich und landen in der Altersarmut." Alexandra und ihr Mann teilen sich Haushalt und Kinderbetreuung gleichberechtigt auf und arbeiten beide in Vollzeit. Den eigenen Job für die Familie aufgeben, das war für sie nie eine Option: "Die Mutterrolle allein wäre mir nicht genug gewesen."
Hausfrau sein ohne Verurteilung
Sofie ist ebenfalls Mutter und verheiratet, lebt dagegen aber ein ganz traditionelles Rollenmodell: "Mein Mann verdient das Geld und ich kümmere mich hauptsächlich um Haushalt und die Care-Arbeit." Auf ihrem Tik Tok Kanal "Sofieona" gibt sie unter Hashtags wie #Stayathomewife Einblicke in ihren Alltag und möchte Frauen ermutigen: "Ich finde es wichtig, dass jede Frau, die den Wunsch hat, Hausfrau zu werden, das auch umsetzen kann, ohne dafür verurteilt zu werden. Deshalb kläre ich über die Dinge auf, die dafür wichtig sind, zum Beispiel die finanzielle Absicherung."
Von einer gleichberechtigten Rollenverteilung hält Sofie wenig: "Ich glaube, dass das oft nur in der Theorie funktioniert, weil ein Part am Ende doch mehr übernimmt und das sind leider häufig die Frauen." Das läge auch daran, dass Frauen und Männer oft ganz unterschiedliche Eigenschaften und Stärken hätten, durch die eine Gleichberechtigung gar nicht möglich sei: "Wenn ich nun mal besser darin bin, Care-Arbeit zu leisten und mein Mann einfach lieber der Versorger ist, dann finde ich es unfair zu sagen, wir haben ganz andere Grundvoraussetzungen, aber wir müssen einfach nur der Gerechtigkeit halber 50/50 geben."
#Stayathomewife trifft Feministin
Bei Sag's mir begegnen sich zwei Menschen, die in ihren Partnerschaften ganz unterschiedliche Rollenmodelle leben. Gelingt es zwei Fremden, sich trotz verschiedener Lebensentwürfe anzunähern?
Sag's mir mit den Gästen Alexandra Zykunov, Journalistin, Buchautorin und Feministin, sowie Sofie, Hausfrau und Mutter.