Im Vergleich zur letzten Europawahl 2019 gewann die AfD bei den Jungwähler*innen 11 Prozentpunkte dazu und das, obwohl die Partei vom Verfassungsschutz in Teilen als gesichert rechtsextrem eingestuft wird. Damit wurde die Partei zur zweitstärksten Kraft in dieser Altersgruppe.
Frust über aktuelle Politik
Marie hat bei der Europawahl zum ersten Mal gewählt und sich für die AfD entschieden. Im Wahl-O-Mat, einer Online-Wahlentscheidungshilfe der "Bundeszentrale für politische Bildung", hatte sie im Vorfeld die größte Überstimmung mit dieser Partei. Das brachte die 23-Jährige dazu, sich näher mit der AfD zu beschäftigen: "Ich finde das Grundsatzprogramm gut und stimme in sehr vielen Punkten überein. Es war eine ganz bewusste Entscheidung, die AfD zu wählen."
Marie kommt aus einem kleinen Dorf in Rheinland-Pfalz und arbeitet in der Altenpflege. Die aktuelle Regierung frustriert sie; besonders mit der Familien-, Migrations- und Sozial-Politik ist Marie unzufrieden: "Die Regierung redet viel, handelt aber an falscher Stelle. Ich erhoffe mir von der AfD, dass sich wirklich mal was ändert." Für ihre Wahlentscheidung wird Marie teilweise angefeindet: "Die schlimmste Reaktion, die ich bekomme, ist, dass ich ein Nazi und rechtsextrem sei. Dabei ist rechts genauso ein politisches Spektrum wie links. Extreme sind immer scheiße."
Aktivistisch gegen den Rechtsruck
Ocean Hale lebt in der sächsischen Kleinstadt Döbeln und versucht dort, Menschen davon zu überzeugen, nicht die AfD zu wählen: "Die AfD steht mit ihrem Weltbild gegen alles, wofür ich kämpfe." Ocean Hale ist 26 Jahre alt, wählt die Grünen und identifiziert sich als nicht-binär: "Ich möchte einfach ich selbst sein dürfen und das ist mit rechtem Gedankengut gefühlt nicht möglich. Das hat mich dazu geführt, weltoffene Parteien zu wählen."
Ocean Hale setzt sich für demokratische Werte ein und hat ein klares Ziel: "Dass alle Menschen so leben und lieben können, wie sie das möchten." Die Gründe, warum Menschen die AfD wählen, kann Ocean Hale zwar teilweise verstehen, findet die Entscheidung aber unverantwortlich: "Das ist unfair und auch diskriminierend anderen Menschen gegenüber." Sich in Döbeln aktiv gegen den Rechtsruck zu stellen, geht für Ocean Hale mit tagtäglichen Anfeindungen einher: "Mein Aktivismus ist für mich definitiv gefährlich. Gesicht zu zeigen im Hinterland ist was anderes wie in der Großstadt. Ich lasse mich davon aber nicht einschüchtern, sonst übergeben wir Deutschland automatisch an die Rechten."
Bei Sag's mir begegnen sich zwei Menschen, die ganz unterschiedliche politische Haltungen haben. Gelingt es zwei Fremden, sich trotz ihrer konträren Ansichten näher zu kommen?
Sag's mir mit den Gästen Marie, AfD-Wählerin, Gesundheits- und Krankenpflegerin, sowie Ocean Hale, Grünen-Wähler*in und Antifaschismus-Aktivist*in.