In den 90er Jahren wurde Helge Schneider zum außergewöhnlichsten Star der deutschen Unterhaltungsbranche. Souverän spielte er mit den Konventionen der Genres und reihte gekonnt Klischees aneinander, bis der "Unfug" ein Eigenleben erlangte. Der gebürtige Rheinländer ist ein unermüdlicher Arbeiter. Am laufenden Band produziert er Alben, Filme, Krimis, Romane, Bühnenstücke und Musicals.
Helge Schneider wurde 1955 in Mülheim an der Ruhr geboren. Schon seit seinem fünften Lebensjahr erhielt er Klavierunterricht und lernte mit zwölf Jahren Cello. Die Schule verließ er nach der neunten Klasse und brach auch die Lehre als Bauzeichner nach einem Jahr ab.
Tierpfleger, Straßenfeger und Musiker
Nach einer Sonderbegabtenprüfung am "Duisburger Konservatorium" erhielt Schneider einen Studienplatz in klassischer Klavierausbildung. Parallel zum Studium arbeitete er als Tierpfleger, Verkäufer und Straßenfeger. 1973 brach der gebürtige Rheinländer sein Studium ab und gründete eine eigene Jazz-Combo. Fortan tingelte er als Sänger, Saxofonist, Akkordeonspieler und Schlagzeuger in verschiedenen Bands.
Zunächst hielt sich Schneider als Musiker über Wasser, dazu gehörte auch die Begleitungen von Stummfilmen auf dem Klavier oder die Komposition von Filmmusik. Außerdem wirkte er als Darsteller in Filmen von Werner Nekes, Rainer Komers und Christoph Schlingensief mit. Ab 1984 war er dann in eigener Sache als Musiker und Komiker unterwegs. Zum öffentlichen Erscheinungsbild Schneiders gehören ein blauer 70er-Jahre-Anzug mit Schlaghosen, Schuhe mit Plateausohlen und eine ausgesucht auffällige Krawatte.
"Fitze, Fitze, Fatze"
Neben der Musik probierte sich Schneider auch als Filmemacher. In seinem ersten Film "Johnny Flash" (1986) suchte er in der Rolle des erfolglosen Elektrikers Jürgen Potzkothen seinen Weg zum Showbizz-Ruhm in Wanne-Eickel. Inzwischen machte sich der Künstler auch außerhalb des Ruhrgebiets einen Namen. Zu seinem Erfolg trugen seine Konzerte bei, auf denen er Schlager-Parodien, kleine Jazz-Stücke und komische Lieder präsentierte.
1989 trat Schneider in Begleitung dreier Musiker auf: Peter Thoms, Hans Werner Olm und Buddy Casino, die auch zur Zielscheibe seines Humors wurden. In der gemeinsamen Zeit entstanden Klassiker wie "Katzeklo", "Es gibt Reis, Baby", "Telefonmann" und "Fitze, Fitze, Fatze". Im Laufe der Zeit wurden die Säle, in denen die Vier auftraten, immer größer und die Karten immer begehrter. Lange Jahre harter Arbeit hatten Schneider inzwischen einen Plattenvertrag gebracht: Er veröffentlichte neben "Seine größten Erfolge" noch im selben Jahr sein zweites Album "New York I'm Coming".
Auf dem Höhepunkt seines Erfolgs
Mit dem Album "Guten Tach" (1992), mehr aber noch mit der Doppel-CD "Es gibt Reis, Baby" (1993) gelang der endgültige Durchbruch. Da Schneider nun in ganz Deutschland bekannt geworden war, stieß auch die Ankündigung seines zweiten Films auf großes Interesse. "Texas - Doc Snyder hält die Welt in Atem" (1993) wurde zum erfolgreichsten deutschen Film des Jahres. Schneider trat selbst in der Hauptrolle und einigen Nebenrollen auf, war Co-Autor und Co-Regisseur. Seine sechsmonatige Konzerttournee war restlos ausverkauft - das Jahr markierte den Höhepunkt seines Ruhmes.
Kurz darauf schrieb Schneider seinen ersten Krimi "Zieh Dich aus, Du alte Hippe" und bereitete den nächsten Film vor. "00 Schneider - Jagd auf Nihil Baxter" kam 1994 ins Kino, Schneider spielte abwechselnd Täter und Ermittler.
Krimiautor produziert in Serie
Im September 1995 wurde der zweite Kriminalroman "Das scharlachrote Kampfhuhn" veröffentlicht. Es folgte das Album "Es rappelt im Karton", der dritte Krimi "Der Mörder mit der Strumpfhose" (1996) sowie der Film "Praxis Dr. Hasenbein" (1997) und eine weitere Doppel-CD mit dem Titel "Da Humm" - Schneider produzierte in Serie.
Sein nächstes Buch mit dem Titel "Eiersalat - Eine Frau geht seinen Weg" handelte sich diesmal nicht um einen Krimi, sondern um einen Roman - geschrieben aus dem Blickwinkel einer Männer hassenden Erzählerin. Schneider ging ab März als "Helga Maria Schneider" auf Lesetournee. Im gleichen Jahr produzierte Schneider mit seinen alten Kollegen von "Hardcore" sein zweites Jazz-Album, schlicht betitelt mit "Jazz".
Helge am Theater
Es folgten das Album "Hefte raus - Klassenarbeit!" (2000) und sein inzwischen viertes Buch "Der Scheich mit der Hundehaarallergie" (2001). Im folgenden Jahr pausierte er, um mehr Zeit für sein mittlerweile viertes Kind zu haben und mehrere neue Projekte vorzubereiten. Anfang 2003 kehrte Schneider mit vollem Programm in die Öffentlichkeit zurück. "Das Mörchen-Lied" auf dem neuen Album "Out Of Kaktus (Songs aus dem Kaktus)" wurde bis in die jüngste Konsumentenschicht populär.
Sein neuester Coup: Als Auftragsarbeit für das "Schauspielhaus Bochum" schrieb er - gemeinsam mit Co-Autorin Andrea Schumacher - das Musical "Mendy - das Wusical". Das Stück ist ein Familiendrama um die 15-jährige Pferdenärrin Wendy und ihr Lieblingspferd Mocca. Nicht nur die Gesangsnummern, auch der professionelle Umgang mit den Möglichkeiten des Theaters und der Umgang mit der Sprache begeisterte die Kritik.
Die Memoiren eines Heiratsschwindlers
Derweil entstand wieder ein Kinofilm: "Jazzclub - Der frühe Vogel fängt den Wurm". Die Komödie erzählt vom Leben eines erfolglosen Jazz-Musikers, gespielt von Schneider, der sich als Fischverkäufer, Zeitungszusteller und Callboy durchschlägt und sich mit seinen Musikerkollegen allabendlich zum Jazz in einer Kneipe trifft. Es folgte der fünfte Kriminalroman "Aprikose, Banane, Erdbeere" 2004.
Nach zwei weiteren Solotourneen brachte Schneider 2005 den fiktiven Expeditionsroman "Globus Dei - Vom Nordpol bis Patagonien" auf den Markt, sowie im November 2006: "Die Memoiren des Rodriguez Faszanatas - Bekenntnisse eines Heiratsschwindlers". Und komponiert - so ganz nebenbei einen neuen Hit: Das Lied vom "Käsebrot".
Die wirklich wahrste Wahrheit
Anfang 2007 kommt Dany Levys Film "Mein Führer - die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler" in die Kinos, in dem Helge Schneider die Hauptrolle spielt. Der Film und Schneiders "veralbernde" Darstellung des Diktators werden kontrovers diskutiert. Helge stand zu seiner Darstellung als Schauspieler, war mit dem fertigen Film aber nicht glücklich und sagte dies auch öffentlich.
Helge gibt 150 Konzerte mit seiner Band. Weil er sowieso jeden Abend improvisiert, reißt er sich im Herbst den Titel "Akopalüze Nau!!!" unter den Nagel und nennt die Tournee entsprechend um. Im Oktober 2007 werden er und seine Lebensgefährtin Maria glückliche Eltern von Frieda. Kurz vor Weihnachten kommt ein Live-Album zur Akopalüze-Tour auf den Markt. Und Helge schreibt an seinem neuen Buch "Eine Liebe im Sechsachteltakt - Der große abgeschlossene Schicksalsroman von Robert Fork", das im Februar 2008 auf den Markt kommt. Aktuell setzt Helge Schneider seine erfolgreiche Tour fort.