Entschlossen, den Finger in soziale Wunden zu legen, statt stumm mitzulaufen
Dieses Gefühl von Ungleichheit und Unterdrückung packt Apsilon in seine dringlichen Texte, die er melodisch gelassen vertont. Oft gemeinsam mit seinem Bruder Arman. Apsilon ist in Moabit aufgewachsen. Seine Heimat?
Und zwar weder die deutsche noch die türkische Flagge, fügt Apsilon hinzu. Seine Großeltern kamen vor 52 Jahren aus dem äußersten Osten der Türkei als Gastarbeiter*innen nach Deutschland.
Heute sind sie über 80 Jahre alt und erzählen ihrem Enkel, wie das war damals, als Fabrikarbeiter*innen in einem fremden Land. Apsilon hat vor einigen Jahren angefangen, sich mit der Gastarbeitergeschichte seiner Familie auseinanderzusetzen. Er verarbeitet sie in Raptexten, z.B. in "Köfte". Darin geht es um "die Wut darüber, [...] dass sie eigentlich nur eine Existenz voller Ausbeutung und Selbstaufopferung geführt haben, damit die Kinder und Enkelkinder es gut haben. Und dann werden die Enkelkinder in der Shisha-Bar erschossen, bekommen keine Wohnung oder bekommen keinen Job."
Alle Kinder und Enkel in dieser Familie haben, wie Apsilon selbst, studiert. Sie sind in Deutschland angekommen. Und doch: Es gibt noch viel zu tun. Mit GERMANIA spricht Apsilon über Politikverdrossenheit und soziale Ungerechtigkeit. Über Deutschrap, Deutschsein, Türkei-Kritik und seine Identität jenseits von Nationalflaggen - als kritischer Bürger.