Am 2. Juli 1993 versammelten sich im türkischen Sivas alevitische Sänger und Dichter zu einem großen Fest. Auch der Schriftsteller Aziz Nesin, der in der Türkei Salman Rushdies "Satanische Verse" verlegen wollte, besuchte dieses Fest. Dagegen protestierten fundamentalistische Muslime. Die zündeten den Veranstaltungsort schließlich an: Bei diesem Brandanschlag starben 37 Menschen. Für die Aleviten, auch für die in Deutschland, bedeutete dies ein Wendepunkt in ihrer Geschichte: Sie gaben ihre jahrhundertelange Zurückhaltung auf und traten ab da selbstbewusst in die Öffentlichkeit. Über den Anschlag und wie er die Aleviten geprägt hat, spicht Abdul-Ahmad Rashid mit dem Alevit Ali Toprak.
Die Mehrzahl der Todesopfer waren Aleviten, aber auch zwei der Angreifer und Angestellte des Hotels kamen ums Leben. Neben den 37 Toten, die fast alle an Rauchvergiftungen starben, gab es vor 20 Jahren auch 60 Verletzte. Mehr als 30 Menschen konnten aus dem Madimak-Hotel, das von islamischen Fundamentalisten angezündet worden war, unverletzt gerettet werden, obwohl die Feuerwehr von aufgebrachten islamischen Extremisten daran gehindert wurde, das Feuer zu bekämpfen.
Streit um die "satanischen Verse"
Als ein Auslöser der Unruhen gilt der Schriftsteller Aziz Nesin, der an dem alevitischen Fest teilgenommen hatte. Nesin, der mit Rauchvergiftungen den Flammen entkam, hatte den Zorn der islamischen Fundamentalisten ausgelöst, weil er einige Wochen zuvor in der von ihm mitherausgegebenen Zeitung Aydinlik Passagen aus Salman Rushdies Buch "Satanische Verse" veröffentlicht hatte. Die "Satanischen Verse" waren heftig umstritten, in islamischen Ländern, auch der Türkei, verboten.