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Islamischer Festkalender

Was feiern Muslime?

Muslime bei der Hadsch in Mekka

Moderator Abdul-Ahmad Rashid und die Theologin Hamideh Mohagheghi sprechen über die Bedeutung des Opferfestes und fragen sich, ob das tausendfache Schächten von Opfertieren noch zeitgemäß ist.

Datum:
18.10.2013
Verfügbarkeit:
Video leider nicht mehr verfügbar

In dieser Woche feiern Muslime weltweit das wichtigste Fest des Islam: Das Opferfest. "Forum am Freitag"-Moderator Abdul-Ahmad Rashid trifft die islamische Theologin Hamideh Mohagheghi. Mit ihr spricht er über die Bedeutung des Festes heute, fragt aber auch kritisch, ob das alljährliche tausendfache Schächten von Opfertieren noch zeitgemäß ist.

Die Muslime begehen einige Feste, die hier in Deutschland kaum bekannt sind. Erfahren Sie hier mehr über die wichtigsten islamischen Feiertage, von Opferfest bis Nouruz.

Das Opferfest

Das islamische Opferfest, auf Arabisch "Id al Adha", bildet den Höhepunkt und Abschluss der jährlichen Pilgerfahrt nach Mekka, die im letzten Monat des islamischen Mondjahres stattfindet. Es ist das wichtigste Fest des Islam. Dabei werden Hunderttausende von Tieren geschlachtet. Gleichzeitig vollziehen Muslime auf der ganzen Welt dieses Opfer und das anschließende Fest. Der Kult erinnert die Gläubigen an das Opfer Ibrahims (Abrahams), der bereit war, auf Geheiß Gottes seinen Sohn Ismail zu opfern. Die Muslime feiern, dass Gott dies nur als Prüfung auferlegte und den Sohn schließlich rettete.

Das Opferfest wird vier Tage lang gefeiert und beginnt mit einem Moscheebesuch. Die anschließende Opferung eines Tieres, meist Schaf oder Ziege, ist für alle Muslime Pflicht, die finanziell dazu in der Lage sind. Das Fleisch soll auch an Freunde, Verwandte und Arme verteilt werden. Die Schlachtung des Opfertieres erfolgt nach dem im Koran vorgeschriebenen Ritus. Dabei wird das Tier mit dem Kopf in Richtung Mekka gelegt. Dann wird es unter Anrufung Gottes geschächtet. Das heißt, der Metzger lässt es an der Halsschlagader ausbluten, weil der Koran den Verzehr von Blut verbietet.

Diese Praxis ist in Deutschland aus Tierschutz-Gründen umstritten. Das Bundesverfassungsgericht hat 2002 die Rechtmäßigkeit der rituellen Schlachtung als Ausnahme grundsätzlich anerkannt und stützte sich dabei auf die Religionsfreiheit. Das Schächten muss aber von einer sachkundigen Person in einem zugelassenen und registrierten Schlachtbetrieb erfolgen und ist vom zuständigen Veterinäramt zu überwachen. Tierschützer kämpfen gegen jede Ausnahmeregelung und verweisen darauf, dass der Tierschutz als Staatsziel seit 2002 ebenfalls Verfassungsrang besitzt.

Fest des Fastenbrechens

Zum Ende des Ramadan feiern Muslime weltweit das "Fest des Fastenbrechens", auf Arabisch "Id al-Fitr". Es ist der krönende Abschluss des Fastenmonats und neben dem Opferfest das höchste islamische Fest. Es dauert drei Tage. "Id al-Fitr" beginnt, wenn die erste Mondsichel nach Ende des islamischen Mondmonats Ramadan gesehen wird. Gläubige versammeln sich in den Moscheen zu Gebet und Predigt. Sie danken Gott, dass er ihnen ermöglicht hat, 30 Tage lang von Morgendämmerung bis Sonnenuntergang zu fasten, und bitten für gelegentliche Verstöße dagegen um Vergebung. Außerdem zahlen sie die vom Koran vorgeschriebene Armensteuer für die Unterstützung Notleidender.

Es ist üblich, dass sich zum "Fest des Fastenbrechens" Freunde und Verwandte besuchen, zusammen essen und trinken. Glückwünsche werden ausgetauscht und die Kinder beschenkt. Weil viele Süßigkeiten verteilt werden, heißt das Fest in der Türkei auch "Scheker Bayrami" - übersetzt Zuckerfest. Außerdem ist es Ziel, am Ende des Ramadan aus Feinden und Zerstrittenen Freunde zu machen. Nach dem Fasten sollen alle Unstimmigkeiten ausgeräumt und Frieden und Freundschaft eingekehrt sein. Regierungen der islamischen Welt nutzen das Fest des Fastenbrechens vielfach für politische Gesten, etwa um Strafgefangene zu amnestieren. Vertreter christlicher Kirchen sowie nichtmuslimische Politiker senden häufig zum Fest des Fastenbrechens Grußadressen an die Muslime im eigenen Land.

Geburtstag des Propheten Mohammed

Als der islamische Prophet Mohammed geboren wurde, war die Welt von hellem Licht erfüllt - so weiß es die religiöse Überlieferung. Seit Jahrhunderten erinnern Muslime an die Wunder, die sich nach volkstümlichem Glauben bei der Geburt Mohammeds ereignet haben sollen. An vielen Orten feiern die Gläubigen am 12. Tag des islamischen Monats Rabi el-Awwal den Geburtstag des Propheten. Auch in Deutschland treffen sich viele türkische Muslime zum "Mevlid Kandili", dem Lichterfest des Geburtstags.

Licht spielt bei den Feiern eine große Rolle. Viele Moscheen werden mit Lichterketten geschmückt. Mit dem christlichen Weihnachtsfest sei der Prophetengeburtstag aber nicht zu vergleichen, betont der Dialogbeauftragte der Türkisch-Islamischen Union (DITIB), Bekir Alboga. Während zu Weihnachten die Geburt Jesu als Gottessohn gefeiert werde, erinnerten die Muslime an Mohammed als Menschen, sagt Alboga. Die türkischen Muslime feiern über mehrere Tage. Während der "Woche der gesegneten Geburt" werden in vielen Moscheen in Deutschland und der Türkei Koranverse zitiert und religiöse Lieder vorgetragen. Um auch außerhalb der Moscheen einen festlichen Rahmen zu schaffen, mieten die islamischen Verbände große Veranstaltungshallen.

Nicht überall zwischen Marokko und Indonesien wird an die Geburt Mohammeds in Mekka im Jahr 570 n. Chr. erinnert. Einige Strömungen mit streng konservativem Islamverständnis lehnten die Feier bereits im Mittelalter als "Neuerung" ab. Da weder Mohammed noch seine engsten Weggefährten den Geburtstag begangen hätten, verstoße eine nachträgliche Einführung des Festes gegen die islamische Lehre. Mohammed ibn Abdel-Wahhab, Begründer der in Saudi-Arabien vorherrschenden rigorosen Bewegung der Wahhabiten, verurteilte die Feiern vor mehr als 200 Jahren. Dagegen stufte die einflussreiche Kairoer Al-Azhar-Universität die Geburtsfeiern als zulässig ein. Bei dem Fest, das in Ägypten schon vor 1000 Jahren begangen wurde, sollten die Liebe zum Propheten und sein nachahmenswertes Vorbild im Vordergrund stehen, heißt es in einem Rechtsgutachten der Universität.

Aschura

Aschura ist einer der höchsten Gedenktage der Muslime schiitischer Glaubensrichtung. Er ist der zehnte (aschara =zehn) und wichtigste Tag im Trauermonat Muharram, an dem sie des Imam Husseins gedenken. Dieser Enkel des Propheten Mohammed starb an diesem Tag im Jahr 680 in der Schlacht von Kerbela. Die heute zentralirakische Stadt ist deshalb einer der wichtigsten Wallfahrtsorte der Schiiten.
Dort und vor allem im benachbarten Iran empfinden die Gläubigen an dem Trauertag unter Klagen und Weinen die Leiden Husseins nach. Männer geißeln sich auf Massenveranstaltungen. Als Höhepunkt dieser ritualisierten Volksfrömmigkeit ritzen sich Gläubige bei ihren Prozessionen die Stirn mit Rasierklingen auf und verletzten sich mit Schwertern. Viele schiitische Religionsgelehrte lehnen diese exzessive Form der gläubigen Ekstase ab. Für Frauen gibt es am Trauertag eigene Veranstaltungen. Als äußeres Zeichen hüllen sie sich in dunkle Gewänder und verzichten auf das Tragen von Schmuck.

In Kerbela steht die imposante Grabmoschee Husseins. Er gilt als Sinnbild des Guten und Gerechten. Für die schiitischen Muslime, die einst eine andere Nachfolge des Propheten befürwortet hatten als die Sunniten, wurde Hussein als dritter Imam zum Symbol für die Verfolgung in einer ihrem Glauben feindlichen Welt.

Nouruz

Nouruz ist der Name des altiranischen Neujahrs- und Frühlingsfests am 20. März oder am 21. März. Wörtlich übersetzt heißt Nouruz "Neuer Tag" (nou oder now: neu, Ruz: Tag). Es geht auf vorislamische Zeiten zurück, als im Gebiet der alten iranischen Reiche der Perser (Achämeniden), Parther und Sassaniden noch der zoroastrische Kult (nach dem Religionsgründer Zoroaster oder Zarathustra) Staatsreligion war. Es blieb aber auch nach der arabisch-islamischen Eroberung im 7. Jahrhundert im Gebrauch. Neben den Iranern feiern es auch die Kurden, Afghanen, Usbeken und Tadschiken.

Das Nouruz-Fest wird auch als Fruchtbarkeits- oder Frühlingsfest begangen und fällt in die Zeit des Frühlingsäquinoktiums, das mit unserem Frühlingsanfang identisch ist. Die symbolische Allegorie des Frühlingserwachens als Befreiung vom Winter führte dazu, daß das Naurus-Fest auch als Fest der Befreiung begangen wurde, weshalb ihm im Zusammenhang mit dem kurdischen Bestreben nach Autonomie auch eine politische Bedeutung beigemessen wurde. Zum traditionellen Ablauf gehören große Feuer, die schon am Vorabend entzündet werden. Die Nacht hindurch wird getanzt und gesungen. Dazu legen die Menschen farbenfrohe Trachten an: weitgeschnittene Anzüge und Röcke mit bunten Schärpen.

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