Mehr als 3.000 Moscheen gibt es allein in Istanbul. Fünfmal am Tag ertönen die Stimmen der zahlreichen Muezzins der Stadt. Mit ihrem melodischen Gesang rufen sie ihre Glaubensbrüder zum Gebet zusammen. "Forum am Freitag"-Moderator Kamran Safiarian hat einen Tag lang in einer Muezzin-Schule das Handwerk gelernt. Wird er am Ende als Muezzin seine Stimme über den Dächern Istanbuls erklingen lassen?
Der erste Gebetsrufer in der Geschichte des Islams soll der Abessiner Bilal al-Habaschi gewesen sein. Geboren wurde er als Sohn einer Sklavin in Mekka. Er soll zu den ersten sieben Menschen gehört haben, die sich Mohammed, dem Begründer des Islams, in Mekka anschlossen und ihm nach Medina folgten. Er wurde zum Diener und engen Vertrauten des Propheten. Wegen seiner schönen Stimme wurde ihm die Ehre zuteil, zum ersten Mal in der Geschichte des Islams die medinensische Gemeinde zum Gebet zu rufen.
In der Türkei sind Muezzins -oder Gebetsrufer- Beamte des Staates. Sie müssen keine Geistlichen sein, sondern zählen zum Personal der Moschee, werden dort ausgebildet und geprüft. Wann sie morgens mit dem ersten Gesang beginnen, wird täglich nach dem Stand der Sonne aufs Neue bestimmt. Der Muezzin singt auf Arabisch, der Sprache des Korans. Das Hauptkriterium, um als Muezzin ausgewählt zu werden, ist die Stimme: Wer am schönsten singt, darf mit den folgenden Worten zum Gebet rufen:
1) Allah - u -Akbar / Allah (Gott) ist groß (größer als alles und mit nichts vergleichbar)
2) Ashadu an la ilaha illa llah / Ich bezeuge, dass es keine Gottheit gibt außer Allah (Gott)
3) Ašhadu anna Muḥammadan rasūlu llāh / Ich bezeuge, dass Mohammed Allahs (Gottes) Gesandter ist
4) Ḥayya ʿalā ṣ-ṣalāh / Eilt zum Gebet
5) Ḥayya ʿalā l-falāḥ / Eilt zur Seligkeit
6) Allah - u -Akbar / Allah (Gott) ist groß (größer als alles und mit nichts vergleichbar)
7) Ashadu an la ilaha illa llah / Ich bezeuge, dass es keine Gottheit gibt außer Allah (Gott)