Am 29. Mai 1993 kamen bei einem Brandanschlag auf das Haus der Familie Genc in Solingen fünf Menschen ums Leben. Die Täter waren Neonazis. Abdul-Ahmad Rashid spricht mit der Psychologin Lale Akgün über das Verbrechen und seine psychologische Bewältigung.
Mit einer Kundgebung haben am Samstag, dem 25. Mai, in Solingen nach Polizeiangaben rund 2.000 Menschen gegen Rassismus und Rechtsextremismus demonstriert. Anlass war der ausländerfeindliche Brandanschlag auf das Wohnhaus der türkischen Familie Genc, bei dem am 29. Mai 1993 fünf Frauen und Mädchen ums Leben kamen und 14 weitere Menschen verletzt wurden. Die Täter waren vier junge Männer aus dem rechten Spektrum aus Solingen, die nach langen Haftstrafen wieder freikamen.
Der Ort des Anschlags
Die Kundgebung unter dem Motto "Das Problem heißt Rassismus" führte auch zum Ort des Anschlags, wo heute ein Mahnmal und fünf Kastanienbäume an die Opfer der rechtsextremistischen Tat erinnern. Der nordrhein-westfälische Integrationsminister Guntram Schneider (SPD) sagte bei einem "Gipfel gegen Rassismus" der Türkischen Gemeinde in Solingen, ein schlimmeres Zeichen von Fremdenfeindlichkeit als der Brandanschlag sei kaum denkbar.
Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) sprach sich für eine Kultur des Respekts, des Miteinanders und der Anerkennung aus: "Denn wenn wir uns kennen, verlieren wir Ängste und fühlen uns miteinander verbunden." Die Bundesvorsitzende der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten, Cornelia Kerth, versicherte bei der Kundgebung allen Solidarität, "die bis heute unter dem Rassismus in Deutschland leiden". Sie erinnerte an das fremdenfeindliche Klima in der Bundesrepublik vor 20 Jahren und die rechtsextremistischen Straftaten von Rostock, Hoyerswerda und Mölln.
Einsatz für eine tolerante Gesellschaft
Der Solinger Oberbürgermeister Norbert Feith (CDU) rief zum Einsatz für eine tolerante Gesellschaft auf. Die wichtigste Lehre sei, "dass wir Ausgrenzung, Hass und Rechtsextremismus keinen Raum lassen dürfen", sagte er. "Wir müssen erreichen, dass es junge Leute nicht nötig haben, den extremistischen Seelenfängern hinterherzulaufen, weil sie gute Lebensperspektiven erhalten."
Der Bremer Rechtsanwalt und Bürgerrechtsaktivist Rolf Gössner sprach bei der Demonstration von "Wut und Trauer über die Opfer der rechtsextremistischen Straftaten". Sprecher des "Solinger Appells" forderten ein Verbot aller faschistischen Organisationen und sprachen mehr als 150 Menschen, die seit 1989 in Deutschland von Neonazis ermordet worden seien.
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