Zunächst richteten sich die Proteste nur gegen ein Bauprojekt, für das die 600 Bäume eines Parks fallen sollten. Doch angesichts der Brutalität der Polizei und der Unnachgiebigkeit von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan wandten sich die Proteste gegen die Regierung selbst. Die Demonstrationen, die sich rasch auf andere Städte ausweiteten, werfen Erdogan autoritäres Verhalten und das Ignorieren abweichender Meinungen vor. Was denken Deutschtürken über die Geschehnisse in der Türkei? "Forum am Freitag"-Moderator Abdul-Ahmad Rashid spricht mit der Journalistin Canan Topcu.
Mit einer Großdemonstration in Köln will die Alevitische Gemeinde Deutschland gegen den harten Umgang der türkischen Regierung mit regierungskritischen Demonstranten protestieren. Die Gemeinde rechne mit 30.000 Teilnehmern bei der Kundgebung am Samstag, sagte Generalsekretär Ali Dogan am Mittwoch in Köln.
Der Politiker Gregor Gysi (Linke) habe seine Teilnahme zugesagt. Auch der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel sowie der Vize-Vorsitzender der IG Metall, Detlef Wetzel, hätten ihr Kommen in Aussicht gestellt. Die zentrale Kundgebung auf dem Kölner Heumarkt soll um 12 Uhr beginnen. Anschließend ist ein Demonstrationszug durch die Innenstadt geplant. Die Demonstration unter dem Motto "Überall ist Taksim. Überall ist Widerstand" richtet sich gegen den türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan und gegen massive Polizeigewalt. Dogan sagte, das Regierungshandeln der herrschenden AK-Partei von Erdogan sei nicht mehr demokratisch. Seit der Regierungsübernahme von Erdogan vor elf Jahren laufe eine schleichende Islamisierung.
Stummer, bewegungsloser Protest in Istanbul
Der Protest in Istanbul ist unterdessen zeitweise sehr leise geworden: Bewegungslos steht ein Mann am Montagabend auf dem Istanbuler Taksim-Platz, die Hände in den Taschen, die Augen unverwandt auf ein riesiges Porträt des türkischen Staatsgründers Mustafa Kemal Atatürk an der Fassade des früheren Kulturpalastes gerichtet. Hinter ihm haben sich in einigem Abstand hunderte Menschen versammelt. Die eigenwillige Protestaktion machte im Internet rasch die Runde. Duranadam, der bewegungslose Mann, heißt er auf dem Kurzmitteilungsdienst Twitter. Einen Monat will er auf dem Platz ausharren, nur gelegentlich abgelöst durch seine Freunde, heißt es. Doch bereits am späten Abend schreitet die Polizei ein: Dutzende Polizisten strömen auf den Platz. Zwar ist am Montag nach kurzer Zeit alles vorbei. Doch am Dienstag stehen am Morgen bereits neue Demonstranten regungslos auf dem Platz.
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