Was bedeutet Ostdeutsch sein heute?
Das will eine Gruppe junger Filmemacherinnen und Filmemacher herausfinden. Sie nennen sich (K)Einheit und erforschen mit ihren Interviews das Ostbewusstsein ihrer Generation: Sie sind "in einem Raum aufgewachsen, der eben historisch und politisch ganz anders geprägt ist." Bei einem Workshop in Düsseldorf diskutieren sie mit Jugendlichen auch aus westdeutschen Familien über ihr Aufwachsen zwischen Stolz und Vorurteil.
Noch immer Ost gegen West?
Mit seinem Bestseller "Der Osten: Eine westdeutsche Erfindung" hat Dirk Oschmann vor anderthalb Jahren einen Nerv getroffen. Es geht dem Literaturprofessor um die Stigmatisierung des Ostens: ungleiche Löhne, kaum Ostdeutsche in Führungspositionen, die Reduzierung auf negative Stereotype. Der Kampf Ost gegen West – bis heute Realität oder Vorurteil? Der Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk ist vom Oschmann-Hype genervt und zählt zu seinen schärfsten Kritikern. Deswegen hat er jetzt ein, wie er sagt, "Anti-Oschmann-Buch" vorgelegt.
Wie schwer das Reden über das eigene Leben in der DDR und das eigene Verhältnis zum Staat für viele Ostdeutsche bis heute ist, beschreibt die 1989 geborene Schriftstellerin Paula Irmschler in ihrem zweiten Roman "Alles immer wegen damals". Sie erzählt von einer in die Krise geratenen Mutter-Tochter-Beziehung. Während Mutter Gerda schon immer in Leipzig lebt, ist Nachwendekind Karla nach Köln gezogen.
Rechtes Erbe oder einfach anders?
Jo Schück spricht mit Journalist und Podcaster Don Pablo Mulemba in Eberswalde über ehemalige Vertragsarbeiter. Sein Vater stammt aus Angola. Seine Familie wurde, wie viele migrantische Familien in den 90er Jahren, Opfer schwerer rassistischer Gewalt. Don Pablo will den Osten nicht denen überlassen, die ihn am lautesten für sich einfordern. Auch er fühlt den "Oststolz" und sagt: "Das ist auch mein Osten, meine Heimat". Welche Kontinuitäten rechter Strukturen gibt es in Eberswalde? Was haben die sogenannten "Baseballschlägerjahre" mit dem Erfolg der AfD heute zu tun?
Ostdeutschland bleibt anders. Der aus Rostock stammende Soziologe Steffen Mau hat das Buch "Ungleich vereint" geschrieben, in dem er analysiert, warum Ostdeutschland sich anders entwickelt hat und die Unterschiede anerkannt werden müssen. Jo Schück besucht mit ihm im neu geschaffenen Berliner Schloss eine Ausstellung zum 2006 abgerissenen Palast der Republik. Dort sprechen sie über Verlorengegangenes und Verlustschmerz und darüber, ob eine größere Partizipation der Bevölkerung im Osten in der Zukunft helfen kann.
Mit Kunst aufrütteln
Zeitgleich mit den Landtagswahlen stemmt sich die Kulturmetropole Weimar mit ihrem Kunstfest Weimar dieses Jahr gegen rechts. Man "polarisiere sehr bewusst", so Festivalchef Rolf Hemke. Und durchaus plakativ – wie eine Poster-Show an der Bauhaus-Uni zeigt. Motto: "Kunst schafft Demokratie". Doch stimmt das? Erreicht Erinnerungskultur diejenigen noch, die rechts ticken? Oder ist da längst etwas gekippt? Fragen, die sich auch die Präsidentin der Klassik Stiftung Weimar, Ulrike Lorenz, als prominenteste "Sachwalterin" des humanistischen Erbes der Goethe- und Schillerstadt stellt.
Stab
- Moderation - Jo Schück