Der 1.230 Meter lange Koloss ist Europas größtes Baudenkmal. Kultur könnte die leeren Hangars beleben, aber dafür müsste der Bau grundlegend saniert werden. Und das kostet Milliarden. Milliarden, die Berlin nicht hat.
Verborgene Orte: Die Katakomben von Tempelhof
aspekte widmet sich einem Ort, der wie kein zweiter seit über 100 Jahren deutsche Befindlichkeiten spiegelt. In Berlin Tempelhof sind große Träume, dunkle Geheimnisse, technische Pionierleistungen, Militärspionage und menschliches Leid unentwirrbar miteinander verknüpft. Adolf Hitler hatte sich den schönsten und größten Flughafen der Welt gewünscht. Die große Abfertigungshalle lässt noch heute staunen.
Ganz fertig wurde das erste Großprojekt Germanias nie. Federführend war ein bis dahin kaum bekannter Architekt: Ernst Sagebiel. Der Flughafen diente auch als Ort der damals modernsten deutschen Spionage-Abteilung. Die Bauhistorikerin Elke Dittrich führt uns durch die Katakomben des Flughafens: "Man kann davon ausgehen, dass dieser Flughafen viel zu modern gewesen ist für Hitlers Geschmack. Nicht monumental genug, viel zu nüchtern, zu schlicht.“
Verschwundene Orte: Zwangsarbeitersiedlung und KZ
Der Berliner Landesarchäologe Matthias Wemhoff sucht die Spuren des ersten Berliner KZs. Es hieß Columbiahaus, eine der schlimmsten Haftstätten des nationalsozialistischen Deutschlands. Von Frühjahr 1933 bis November 1936 befand sich hier zuerst ein Gestapo-Gefängnis und seit Ende 1934 das Konzentrationslager Columbia. Etwa 8.000 Männer wurden hier inhaftiert.
Davon ist heute nichts mehr zu sehen, aber hier saß unter anderem auch Erich Honecker ein. Direkt südlich des Columbia-Damms befand sich seit etwa 1940 ein Barackenlager. Zwangsarbeiter und -arbeiterrinnen mussten während des Weltkriegs im unvollendeten Flughafengebäude Sturzkampfbomber und andere Kriegsflugzeuge montieren.
75 Jahre Ende der Luftbrücke
Die letzten Teilnehmer*innen der Berliner Luftbrücke erzählen vom Wunder der Versöhnung: "Je mehr Zeit wir mit den Deutschen verbracht haben, desto mehr wussten wir, dass wir Freunde hatten und ein gemeinsames Ziel verfolgten." Wie es sich in Tempelhof lebt, schildern die heutigen Bewohner und Bewohnerinnen: Geflüchtete aus Kriegsgebieten, die auf engstem Raum in den ehemaligen Hangars untergebracht sind.
Das Tempelhofer Feld weckt Begehrlichkeiten. Die größte innerstädtische Brache Europas - um Superlative ist Tempelhof nie verlegen - sollte unbebaut bleiben. Kaum hat die Initiative "100% Tempelhof" das 10-jährige Jubiläum ihres erfolgreichen Bürgerentscheids gefeiert, plant der Berliner Senat wieder einen internationalen Wettbewerb zur Randbebauung. Der Kampf zwischen Menschen, die dringend eine Wohnung suchen und denen, die auf einen unbebauten Horizont bestehen, geht in die nächste Runde.
Stab
- Moderation - Katty Salié