1 (-) "Lasst das Licht der öffentlichen Debatte dazu beitragen, ein rationales Urteil über den jüdischen Staat zu fällen", sagt der israelische Philosoph Omri Boehm. Er unterscheidet in seinem Buch zwischen Selbstbestimmung und Souveränität in Bezug auf Israel: Das israelische Volk habe ein Recht auf Selbstbestimmung, aber keines auf eine Souveränität, die Minderheiten oder andere Völker unterdrücke. Boehm benennt demokratische Defizite – und das ohne Polemik. 68 Punkte
2 (-) Jüdische Schulen müssen von Bewaffneten bewacht werden, jüdischer Gottesdienst findet unter Polizeischutz statt, Bedrohungen sind alltäglich. Der Journalist Ronen Steinke analysiert in seinem Buch "Terror gegen Juden" die Entwicklung des Antisemitismus in Deutschland seit der Nachkriegszeit. Seine Befunde sind erschreckend: Die Judenfeindlichkeit erstarkt wieder, und die deutschen Ermittlungsbehörden versagen. 43 Punkte
2 (-) Eliot Weinberger ist einer der letzten Heroen der amerikanischen Linken. Der Essayist nimmt kein Blatt vor den Mund und demontiert in seinem Buch brillant sowohl die Bush- als auch die Trump-Jahre. Vor allem legt er deren „Phrasensumpf“ trocken. Dieses Buch zählt jetzt schon zu den Klassikern einer politischen Kritik, die die Sprache der Demagogen messerscharf auseinandernimmt. 43 Punkte
4 (-) Wer ist deutsch, wer nicht? Gerade in Krisenzeiten spaltet diese Frage unsere Gesellschaft, sagt der Publizist und Lyriker Max Czollek. Sein Bestseller "Desintegriert euch!" lieferte ein Manifest für die plurale Gesellschaft und forderte mehr Vielfalt für Deutschland. Jetzt legt der Autor nach: In seinem neuesten Werk dekonstruiert der junge Philosoph Deutschlands Verständnis von Nation und Kultur, das noch immer völkisch geprägt sei. 39 Punkte
5 (-) Die Corona-Krise ist vor allem eine gesellschaftliche Krise. Jenseits von Ansteckungs- und Mortalitätsraten hat sie tief greifende Auswirkungen auf den Zusammenhalt im Land. Die hier versammelten Beiträge sind in den ersten Wochen und Monaten des Ausnahmezustands entstanden. Sie vermessen die Situation in der Corona-Gesellschaft und zeigen Perspektiven für eine Zukunft danach. Unter den Autoren: der Soziologe Andreas Reckwitz. 37 Punkte
6 (-) Der Berliner Kinder- und Jugendpsychiater erzählt aus seiner Praxis. Patentrezepte gibt er keine, sondern ermutigt, Fragen an sich und andere zu stellen. Jakob Hein weiß, wie kompliziert es für viele Menschen ist, aus Sackgassen herauszufinden, egal ob im Beruf, in der Beziehung, in der Schule oder allgemein. Ein Ratgeber, der nicht nur lebensnah ist, sondern auch klug. 36 Punkte
7 (-) Arnold Esch führt in diesem Buch nicht nur durch Italien, sondern bis an die Ränder der Welt. Er folgt vom 20. Jahrhundert bis weit in die Antike den faszinierenden Spuren von Pilgern, Kaufleuten und Gelehrten. Ob römischer Soldat oder Abgesandter des französischen Königs – die Stimmen, die hier zu Wort kommen, sind vielfältig und überraschend. Eine intellektuelle Reise um die Welt. 30 Punkte
8 (-) Die Soziologin Robin DiAngelo tourt in den USA mit ihrem Buch "White Fragility" durch Talk Shows und erläutert, wie man als weißer Mensch seinen Rassismus los wird. Bei aller Zustimmung gibt es auch Kritik, etwa an ihrer Aussage, dass zur Überwindung des inneren Rassisten Selbstkasteiung nötig sei. Dennoch: Das Buch sensibilisiert für tief wurzelnde Klischees, die sich für rassismusfrei halten. 25 Punkte
8 (-) Mehrere Jahre lang hat der US-Historiker Garrett M. Graff für dieses erschütternde Buch recherchiert. Auf 500 Seiten präsentiert er ein vielstimmiges Panorama der Augenzeugen des 11. September 2001. Kein Tag hat sich stärker ins kollektive Gedächtnis gebrannt. Die Bilder, die Geschichten, die Konsequenzen. Doch die Worte derer, die den 11. September tatsächlich erlebt haben, fehlten fast zwanzig Jahre lang. Bis jetzt. 25 Punkte
10 (-) Wer hat die Macht und warum? Kann es sein, dass wir in den letzten Jahren verlernt haben, die Ungleichheit in unserer Gesellschaft zu sehen? Haben uns deshalb die neuen ökonomischen Verwerfungen und der Rechtspopulismus so unvorbereitet getroffen? Ja, sagt Danielle Allen, und entwickelt ein neues Verständnis politischer Gleichheit für genau jene Gesellschaften, die plural geworden sind. 22 Punkte
Jedes Jury-Mitglied der Sachbuch-Bestenliste vergibt monatlich an vier Sachbücher je einmal 15, 10, 6 und 3 Punkte.
Die Jury der Sachbuch-Bestenliste: René Aguigah (Deutschlandfunk Kultur), Peter Arens (ZDF), Susanne Billig (Deutschlandfunk Kultur), Ralph Bollmann (F.A.S.), Stefan Brauburger (ZDF), Alexander Cammann (DIE ZEIT), Gregor Dotzauer (Der Tagesspiegel), Heike Faller (DIE ZEIT), Marlen Hobrack (DIE ZEIT), Daniel Fiedler (ZDF), Jenny Friedrich-Freksa (Kulturaustausch), Manuel J. Hartung (DIE ZEIT), Thorsten Jantschek (Deutschlandfunk Kultur), Kim Kindermann (Deutschlandfunk Kultur), Inge Kutter (DIE ZEIT), Hannah Lühmann (DIE WELT), Ijoma Mangold (DIE ZEIT), Tania Martini (taz), Susanne Mayer (DIE ZEIT), Christoph Möllers (HU Berlin), Catherine Newmark (Deutschlandfund Kultur), Jutta Person (freie Literaturkritikerin), Bettina von Pfeil (ZDF), Jens-Christian Rabe (Süddeutsche Zeitung), Christian Rabhansl (Deutschlandfunk Kultur), Anne Reidt (ZDF), Anna Riek (ZDF), Stephan Schlak (Zeitschrift für Ideengeschichte), Hilal Sezgin (freie Autorin), Catrin Stövesand (Deutschlandfunk), Elisabeth von Thadden (DIE ZEIT)
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