1 (-) Adolf Hitler ist tot, doch der Krieg ist noch nicht zu Ende. Der Historiker und Publizist Volker Ullrich schildert die letzten Tage des NS-Regimes. Dabei verbindet er unzählige zeitgleich stattfindende und doch gegenläufige Ereignisse zu einer Gesamtdarstellung. Diese Studie wartet nicht mit spektakulären neuen Erkenntnissen auf. Vielmehr ist sie der geglückte Versuch, als Chronik ein Stimmungsbild zu erzeugen. 54 Punkte
2 (-) Einen ganz besonderen Erziehungsratgeber legt die Psychologin Philippa Perry vor. In lebendig erzählten Fallgeschichten aus eigener Elternschaft und psychotherapeutischer Praxis rückt sie ein komplexes Thema in den Blick: die Qualität der Eltern-Kind-Beziehung. Immer wieder rät die Autorin mit viel psychologischem Hintergrundwissen: "Definieren Sie sich selbst – nicht Ihr Kind." 42 Punkte
3 (-) Philip Manow bürstet eingewöhnte Perspektiven gegen den Strich. Die Erfolge populistischer Parteien seien keine "Krise der Demokratie", schreibt der Bremer Politikwissenschaftler, sondern eine "Krise der Repräsentation". Die Denationalisierung der Politik durch die EU sei der Auslöser dafür. So profitierten gerade jene liberalen Eliten, die sich selber für besonders demokratiefreundlich halten. 41 Punkte
4 (-) China ist eine Weltmacht geworden. Lange gab es noch die Hoffnung, dass sich das Land durch den Wohlstand demokratisieren würde. Doch das Gegenteil ist der Fall. China wird mächtig – und aggressiver. Wie vielfältig der chinesische Einfluss bei uns ist, enthüllen die beiden Autoren. Es ist ein Anstoß zu einer notwendigen Debatte: Wie soll Europa mit der neuen Weltmacht China umgehen? 35 Punkte
5 (-) Hans Blumenberg wollte allein durch seine Philosophie sprechen, seine Person sollte der Öffentlichkeit verborgen bleiben. Jetzt wagt Rüdiger Zill einen biographischen Blick: auf Blumenbergs katholische Prägung, seine Verfolgung durch das NS-Regime, seinen Erfolg in der alten Bundesrepublik. Der Autor schaut dem Philosophen über die Schulter und zeigt, wie das Handwerk des Denkens funktioniert. 30 Punkte
6 (-) Angst, Ekel, Aufklärung, das Verlorengehen in Apparaturen und aggressiven Therapieverfahren – mit der Krankheit Krebs ist eine komplexe Geschichte der Emotionen verbunden. Die Historikerin Bettina Hitzer erzählt, wie sich der Umgang mit der Diagnose im 20. Jahrhundert verändert hat. Heute dominiert vor allem die Hoffnung, die Krankheit überwinden zu können und sich als Mensch neu zu finden. 28 Punkte
7 (-) Warum lieben wir bestimmte Autos – und oft nicht die nützlichsten? Warum berührt uns ein bestimmtes Kunstwerk, während andere uns kalt lassen? In welchen Worten muss ein guter Ratschlag formuliert sein, damit er beim Gegenüber Wirkung zeigt? In seinem neuen Buch untersucht der Philosoph Robert Pfaller Funktion, Bedingung und Wirkungsweise der Form, um ihrem Geheimnis auf die Spur zur kommen. 27 Punkte
8 (3) Jede dritte Frau wird zum Gewaltopfer. Gewalt gegen Frauen ist ein alltägliches Phänomen, auch wenn es nur selten in die Öffentlichkeit gerät. Die Strafrechtsanwältin Christina Clemm erzählt Geschichten von Frauen, die körperliche und sexualisierte Gewalt erlebt haben. Dabei schildert sie nicht nur Fallbeispiele, sondern gibt auch Einblicke in die Arbeit von Justiz und Polizei. Eine wichtige Studie gegen das Schweigen. 23 Punkte
9 (1) Ein Auf und Ab der Gefühle: Mit erzählerischer Kraft und psychologischem Hintergrundwissen erzählt die Therapeutin Lori Gottlieb Geschichten aus ihrer eigenen Therapiepraxis. Alle Gefühle, die die Patienten empfinden, kennt auch der Leser: Abwehr, Widerstand, Trauer, Enttäuschung, Wut, Erstaunen, Hoffnung und immer wieder diese zarte Liebe zu diesem krummen, widerstandsfähigen menschlichen Leben. 22 Punkte
10 (-) Sie waren die Vertreter des deregulierten Marktes: Milton Friedman, Arthur Laffer, Thomas Schelling. Der Ökonom Binyamin Appelbaum legt eine Ideengeschichte der Wirtschafts-Wissenschaftler vor, die zum Aufstieg des Neo-Liberalismus beigetragen haben. Fesselnd erzählt Appelbaum vom Aufstieg und Fall dieser Lehren und macht deutlich: Das uneingeschränkte Vertrauen in den Markt gefährdet die Zukunft der liberalen Demokratie. 22 Punkte
Jedes Jury-Mitglied der Sachbuch-Bestenliste vergibt monatlich an vier Sachbücher je einmal 15, 10, 6 und 3 Punkte.
Die Jury der Sachbuch-Bestenliste: René Aguigah (Deutschlandfunk Kultur), Peter Arens (ZDF), Susanne Billig (Deutschlandfunk Kultur), Ralph Bollmann (F.A.S.), Stefan Brauburger (ZDF), Alexander Cammann (DIE ZEIT), Gregor Dotzauer (Der Tagesspiegel), Heike Faller (DIE ZEIT), Daniel Fiedler (ZDF), Jenny Friedrich-Freksa (Kulturaustausch), Manuel J. Hartung (DIE ZEIT), Thorsten Jantschek (Deutschlandfunk Kultur), Kim Kindermann (Deutschlandfunk Kultur), Inge Kutter (DIE ZEIT), Hannah Lühmann (DIE WELT), Ijoma Mangold (DIE ZEIT), Tania Martini (taz), Susanne Mayer (DIE ZEIT), Christoph Möllers (HU Berlin), Catherine Newmark (Deutschlandfund Kultur), Jutta Person (freie Literaturkritikerin), Bettina von Pfeil (ZDF), Jens-Christian Rabe (Süddeutsche Zeitung), Christian Rabhansl (Deutschlandfunk Kultur), Anne Reidt (ZDF), Anna Riek (ZDF), Stephan Schlak (Zeitschrift für Ideengeschichte), Hilal Sezgin (freie Autorin), Catrin Stövesand (Deutschlandfunk), Elisabeth von Thadden (DIE ZEIT), Julia Voss (Leuphana-Uni Lüneburg)
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