1 (-) Was macht Populisten so stark? Das Buch von Cornelia Koppetsch wendet sich gegen die gängigen Erzählungen. Sie macht plausibel, dass weder die Flüchtlingskrise, noch Dummheit oder Armut schuld am Aufstieg der Rechten sind, sondern vor allem das Abstiegsgefühl von Teilen der bildungsbürgerlichen Elite. Kaum jemand erklärt die Umbrüche unserer Zeit so glänzend wie die Darmstädter Soziologin. 147 Punkte
2 (-) Wie kann man eine Haltung finden, um sich in der Welt zu engagieren? Corine Pelluchon findet eine Antwort darauf. Sie besinnt sich auf die Antike und gründet eine Ethik der Demut und der Verletzlichkeit. Die französische Philosophin erklärt die Beziehungen der Menschen zur Welt und erschafft einen Kosmos, in dem sich jeder verbunden fühlt. So wird aus abstrakter Theorie gelebtes Wissen. 69 Punkte
3 (4) Sind Klimakatastrophen menschengemacht oder nur ein Blinzeln der Natur? Ist eine Dürreperiode Folge der globalen Erwärmung oder nur ein heißer Sommer, wie es ihn schon immer gab? Die Physikerin Friederike Otto aus Oxford erklärt, wie extreme Wetterereignisse mit dem langfristigen Klimawandel zusammenhängen. Die Forscherin macht unmissverständlich klar: Der Klimawandel ist eine Tatsache. 61 Punkte
4 (-) Der Islamwissenschaftler Thomas Bauer entkräftet den Vorwurf, der Islam sei im Mittelalter stecken geblieben. Denn während der europäische Kontinent in Trümmern lag, florierten in den islamischen Ländern die Städte, die Wissenschaften und das Handwerk. Bauers These: Im Alltag des Orients gab es lauter antike Errungenschaften, welche die mitteleuropäischen Völker erst zu Beginn der Neuzeit entdeckten. 45 Punkte
5 (-) Sigmund Freuds Theorien gehören zu den großen Ideen des bürgerlichen Zeitalters. Jetzt erklärt Lothar Müller, wie die Psychoanalyse so zu einem globalen Erfolg wurde. Es geht um Freuds Besitztümer, Dinge wie die Couch, aber auch das Eigentum seiner Patienten, die zu Requisiten des bürgerlichen Alltags wurden – vom Regenschirm bis zum Schreibgerät. So entsteht ein intellektuelles Panoptikum des 19. Jahrhunderts. 35 Punkte
6 (-) Das Buch der Autorin J. S. Margot war in den Niederländern ein Bestseller und gilt als Lieblingsbuch der Königin Mathilde. Sechs Jahre lang hat die Studentin Margot die Kinder der jüdisch-orthodoxen Familie Schneider begleitet, ihnen Nachhilfe gegeben, das Radfahren beigebracht und in Krisensituationen ausgeholfen. So entdeckt sie eine Welt, deren strenge Gebote sie faszinieren und zugleich befremden. 31 Punkte
6 (-) In den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts wurden die Staaten Westeuropas von einem beispiellosen Strukturwandel erfasst: Die alten Industrien verschwanden, Millionen von Arbeitsplätzen gingen verloren und boomende Städte gerieten in die Krise. Der Autor Lutz Raphael fragt, was mit diesen Städten passiert ist. Sein Buch ist eine Gesellschaftsgeschichte der Industriearbeit – packend, kenntnisreich und klug. 31 Punkte
8 (3) Die Formen der Arbeit verändern sich. Immer häufiger übernehmen Roboter einfache Aufgaben und ersetzen den Menschen. Die künstliche Intelligenz ist auf dem Vormarsch und revolutioniert den Arbeitsmarkt. Die Philosophin Lisa Herzog stelle Lösungen vor, wie sich die Gesellschaft auf den Wandel vorbereiten kann. Ihr Credo: Wir dürfen die Bedingungen der Arbeit nicht den Märkten überlassen. 41 Punkte
8 (-) Dreieinhalb Jahrzehnte nach dem Tod von Michel Foucault erscheint der vierte und letzte Band von Sexualität und Wahrheit. Der Text ist keine leichte Kost, dennoch lohnt die Lektüre: Foucault beschreibt die Diskussionen der Kirchenväter über das Geschlechtsleben in den ersten Jahrhunderten des frühen Christentums. Im Mittelpunkt stehen Ehe und Jungfräulichkeit, also die sexuellen Regeln der westlichen Moral. 25 Punkte
10 (-) Der Herausgeber der F.A.Z. hat schon wieder ein Buch geschrieben. Dieses Mal knöpft er sich die deutschen Schulen vor. Kaubes These: Die Schule, wie sie jetzt ist, ist eine Fehlkonstruktion und bringt Kindern lauter Dinge bei, die sie nicht brauchen. Ob Digitalisierung, Rechtschreibreform oder modernes Sprachlabor: für Kaube alles Unsinn. Stattdessen müssten Kinder lernen, selbstständig zu denken. 24 Punkte
Jedes Jury-Mitglied der Sachbuch-Bestenliste vergibt monatlich an vier Sachbücher je einmal 15, 10, 6 und 3 Punkte.
Die Jury der Sachbuch-Bestenliste: René Aguigah (Deutschlandfunk Kultur), Peter Arens (ZDF), Susanne Billig (Deutschlandfunk Kultur), Ralph Bollmann (F.A.S.), Stefan Brauburger (ZDF), Alexander Cammann (DIE ZEIT), Gregor Dotzauer (Der Tagesspiegel), Heike Faller (DIE ZEIT), Daniel Fiedler (ZDF), Jenny Friedrich-Freksa (Kulturaustausch), Manuel J. Hartung (DIE ZEIT), Thorsten Jantschek (Deutschlandfunk Kultur), Kim Kindermann (Deutschlandfunk Kultur), Inge Kutter (DIE ZEIT), Hannah Lühmann (DIE WELT), Ijoma Mangold (DIE ZEIT), Tania Martini (taz), Susanne Mayer (DIE ZEIT), Christoph Möllers (HU Berlin), Jutta Person (freie Literaturkritikerin), Bettina von Pfeil (ZDF), Jens-Christian Rabe (Süddeutsche Zeitung), Christian Rabhansl (Deutschlandfunk Kultur), Anne Reidt (ZDF), Anna Riek (ZDF), Stephan Schlak (Zeitschrift für Ideengeschichte), Hilal Sezgin (freie Autorin), Catrin Stövesand (Deutschlandfunk), Elisabeth von Thadden (DIE ZEIT), Julia Voss (Leuphana-Uni Lüneburg)
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