1 (1) Die Soziologin Eva Illouz geht in ihren Büchern der Frage nach, ob es eine Liebe geben kann jenseits der Erfüllung kapitalistischer Versprechen. In »Warum Liebe endet« gibt sie dem Thema eine ganz andere Perspektive und erforscht, was in romantischen Hollywood- Filmen keinen Platz hat: Sie schreibt über das Ende der Liebe. Eine erhellende Studie, die das moderne Liebeskonzept radikal hinterfragt. 90 Punkte
2 (-) Der Entschleunigungsexperte Hartmut Rosa trumpft mit einem neuen Buch auf. Die Kernthese hat sich kaum verändert: Wir leben in einer immer schneller werdenden Welt und gehen lediglich oberflächliche Kontakte ein. Rosa meint: Das muss sich ändern! Gegen die Entfremdung hilft der Kontakt mit unverfügbaren, widerspenstigen Dingen, die uns auf die Essenz des Menschseins zurückwerfen. Das Ergebnis: echte Resonanz. 62 Punkte
3 (2) Alkohol ist die Gesellschaftsdroge Nummer eins. Aber warum trinkt man eigentlich? Um die eigenen Schwächen zu verbergen? Um Probleme zu vergessen? Um sich besser zu fühlen? Die Amerikanerin Leslie Jamison schildert in ihrem sehr persönlichen Essay, warum sie sich fast um den Verstand getrunken hat – und was ihre Rettung war. Ein ehrliches Buch, das die Droge Alkohol von ihrem Mythos befreit. 53 Punkte
4 (-) Der Historiker Christopher Clark gibt mit seinem Buch einen Anstoß zu einer neuen Geschichtsdebatte: Wie beeinflussen sich Zeit und Macht? Clark widmet sich dem Wirken von drei deutschen Herrschern und einem Regime: Friedrich Wilhelm von Brandenburg-Preußen, Friedrich dem Großen, Otto von Bismarck und den Nationalsozialisten. Dabei zeigt sich: Jede Macht entwirft ihre Version von Vergangenheit, um eine neue Zukunft zu schreiben. 38 Punkte
5 (-)Der Sinologe Jean François Billeter bestimmt in seiner Studie das wesentliche Begehren des Menschen und fragt, wie das Wissen um das Subjekt dabei helfen kann, historische Krisen zu lösen. Dabei hat er die Form der Skizze gewählt, um zu vermeiden, ein großes Gedankengebäude zu errichten. Er präsentiert eine Philosophie der radikalen Gedankenfreiheit, die in Form, Inhalt und Absicht bisher einmalig ist. 35 Punkte
6 (4) Der Astronom Johannes Kepler erhält 1615 die Nachricht, dass seine Mutter wegen Hexerei angeklagt wurde. Kepler macht sich auf, um die Verteidigung seiner Mutter vor Gericht zu übernehmen. Die Historikerin Ulinka Rublack rekonstruiert den Fall und zeigt eine faszinierende Welt im Wandel, zwischen Naturwissenschaft und Magie, vernunftgeleiteter Moderne und dem Terror der Hexenverfolgung. 34 Punkte
6 (-) Der Volkswirt Georg Cremer war bis Juni 2017 Generalsekretär des Deutschen Caritasverbands und ist einer der bekanntesten Armutsforschern Deutschlands. Sein neuestes Buch ist eine nüchterne Analyse des deutschen Sozialstaats. Cremer zeigt: Deutschland gibt 30 Prozent seiner Ausgaben für den Erhalt der sozialen Sicherungssysteme aus. Der Sozialstaat sei in einem besseren Zustand als sein Ruf. 34 Punkte
8 (-) Kritik an Umweltzerstörung oder industrieller Tierhaltung basiert auf konservativen Ideen einer unberührten Natur. Der Philosoph und Künstler Fahim Amir holt zum Gegenschlag aus und stellt klar, dass Tier und Mensch schon immer in einer kulturellen Konfliktbeziehung standen. Tiere sind nicht nur Opfer, sondern Teil eines größeren Kulturkampfes. Eine kritische, erfrischende Leseart der linken Tierethik. 33 Punkte
9 (7) Dieser Band würdigt den 2016 verstorbenen Schriftsteller Roger Willemsen in seiner Eigenschaft als Musik-Enthusiast. Die Musik war sein wichtigstes Genre – Willemsen nahm nichts so ernst wie den Jazz oder die Klassik. Nun gibt es Willemsens brillante Aufsätze über seine wichtigste Liebhaberei, die den bislang größten deutschen Essayisten des 21. Jahrhunderts zurück ins Gedächtnis holt. 31 Punkte
9 (-) Die Harvard-Ökonomin Shoshana Zuboff analysiert in ihrem neuen Buch die Macht der High-Tech-Giganten und fragt: Können wir große Konzerne wie Facebook und Google zähmen? Gibt es einen Weg in die digitale Unabhängigkeit sowie Formen und Wege des Widerstands? Dabei sammelt die Professorin nicht nur Daten und Fakten, sondern fordert zur Revolte auf: gegen die digitalen Formen des Überwachens und Strafens. 31 Punkte
Jedes Jury-Mitglied der Sachbuch-Bestenliste vergibt monatlich an vier Sachbücher je einmal 15, 10, 6 und 3 Punkte.
Die Jury der Sachbuch-Bestenliste: René Aguigah (Deutschlandfunk Kultur), Peter Arens (ZDF), Susanne Billig (Deutschlandfunk Kultur), Ralph Bollmann (F.A.S.), Stefan Brauburger (ZDF), Alexander Cammann (DIE ZEIT), Gregor Dotzauer (Der Tagesspiegel), Heike Faller (DIE ZEIT), Daniel Fiedler (ZDF), Jenny Friedrich-Freksa (Kulturaustausch), Manuel J. Hartung (DIE ZEIT), Thorsten Jantschek (Deutschlandfunk Kultur), Kim Kindermann (Deutschlandfunk Kultur), Inge Kutter (DIE ZEIT), Hannah Lühmann (DIE WELT), Ijoma Mangold (DIE ZEIT), Tania Martini (taz), Susanne Mayer (DIE ZEIT), Christoph Möllers (HU Berlin), Jutta Person (freie Literaturkritikerin), Bettina von Pfeil (ZDF), Jens-Christian Rabe (Süddeutsche Zeitung), Christian Rabhansl (Deutschlandfunk Kultur), Anne Reidt (ZDF), Anna Riek (ZDF), Stephan Schlak (Zeitschrift für Ideengeschichte), Hilal Sezgin (freie Autorin), Catrin Stövesand (Deutschlandfunk), Elisabeth von Thadden (DIE ZEIT), Julia Voss (Leuphana-Uni Lüneburg)