1 (-) Wie politisch ist das Populäre? Wie beeinflusste es die Entwicklung der Hochkultur? Diese Fragen interessieren die Literaturwissenschaftlerin Ethel Matala de Mazza. Sie untersucht frühe Formen der Popkultur wie Feuilleton und Operette und deren Einfluss auf die Industriegesellschaft. Entstanden ist eine Geschichte der Öffentlichkeit, in der soziale Poetik und ästhetische Soziologie verschränkt werden. 107 Punkte
1 (-) Das Politische ist immer auch emotional. Das zeigt sich vor allem in der Spaltung der westlichen Gesellschaften: Die Rhetorik wird radikaler; die Möglichkeit der Verständigung geringer. Die Soziologin Martha Nussbaum zeigt, dass diese Phänomene auf allen Seiten des politischen Spektrums zu finden sind – links wie rechts. Zudem eröffnet sie mögliche Auswege aus der Krise. 107 Punkte
1 (-) Kann man Rosa Luxemburgs Leben und Wirken ideologiefrei beschreiben? Kann man dem Mythos gerecht werden? Ernst Piper ist das Unmögliche gelungen. Der Historiker erzählt die Stationen der marxistischen Denkerin vielschichtig, kritisch und informativ – und zeigt, weshalb diese Außenseiterin zu einer außergewöhnlichen Politikerin mit bis heute immenser Ausstrahlungskraft werden konnte. 107 Punkte
4 (-) Die Stereotype über Afrika halten sich zäh: für die einen Elendsgebiet; für andere Reservoir an exotischen Fantasien. Felwine Sarr hat ein Manifest geschrieben, das mit den Klischees aufräumt. Der senegalesische Schriftsteller geht dem Verhältnis zwischen Mensch und Natur auf dem Kontinent nach – herausgekommen ist eine Utopie, die das Zeitalter des Afrofuturismus heraufbeschwört. 61 Punkte
5 (-) 1919 war das Jahr des Neuanfangs: Einerseits war es die Zeit des technischen Fortschritts und der florierenden Künste; andererseits eine Ära der nationalistischen und ideologischen Verhärtung. Die Historikerin Birte Förster zeigt in ihrem Buch die Parallelen und Zusammenhänge auf. Es ist eine Kulturgeschichte der Gleichzeitigkeit geworden, die ungeahnte Einsichten über Europa eröffnet. 43 Punkte
6 (-) Siegfried Lichtenstaedter war ein bayerisch-jüdischer Beamter, der beißende Satiren schrieb und unter anderem den Holocaust voraussagte. Der Historiker Götz Aly führt in diesem Band Lichtenstaedters Schriften zusammen und erzählt in drei Essays, warum man den Autor wiederentdecken muss – und weshalb seine Texte über Antisemitismus, Völkermord und Hass an Brisanz nichts verloren haben. 42 Punkte
7 (-) Der Konservatismus befindet sich in einer Identitätskrise, spätestens seit Angela Merkel die CDU nach links rückte. Der Politikwissenschaftler Thomas Biebricher stellt fest, dass schon in der Ära Helmut Kohl ähnliche Kritik laut wurde. Während Thatcher und Reagan ihre Gesellschaften neu formierten, ging hierzulande der Reformgeist erst von Rot-Grün aus. Die Gründe dafür klärt sein Buch. 41 Punkte
8 (-) 1979 war das große Jahr der politischen Krise. Es häuften sich die Revolutionen: im Iran, in Großbritannien mit Thatchers neoliberalem Kurs, in Afghanistan mit dem Einfall der sowjetischen Truppen. Waren es nur zufällige Ereignisse? Oder gibt es einen Zusammenhang? Der Historiker Frank Bösch begreift 1979 als das Schlüsseljahr für die Gegenwart und beschreibt die Ursachen und Motive hierfür. 30 Punkte
8 (-) 1953 wird der Epileptiker Henry G. Molaison von dem Chirurgen William Scoville operiert. Der Arzt entfernt zwei Drittel seines Hippocampus, um die Krankheit zu heilen. Doch der Eingriff geht schief: Der Patient leidet bis zu seinem Tod 2008 an Amnesie und wird zum Forschungsobjekt für die Neurologen. Luke Dittrich erzählt den Fall und gibt Einblicke in die Hirn- und Gedächtnisforschung. 30 Punkte
8 (-) Keine Institution wurde in Deutschland so oft totgesagt wie das Parlament. Populisten verabscheuen es und fordern mehr direkte Demokratie. Ist das Parlament in Deutschland nur dazu da, dem Willen der Regierung zu gehorchen? Der Jurist Florian Meinel analysiert die Bedrohungen für den Parlamentarismus und liefert Vorschläge, wie er sich reformieren muss, um die Angriffe zu überstehen. 30 Punkte
Jedes Jury-Mitglied der Sachbuch-Bestenliste vergibt monatlich an vier Sachbücher je einmal 15, 10, 6 und 3 Punkte.
Die Jury der Sachbuch-Bestenliste: René Aguigah (Deutschlandfunk Kultur), Peter Arens (ZDF), Susanne Billig (Deutschlandfunk Kultur), Ralph Bollmann (F.A.S.), Stefan Brauburger (ZDF), Alexander Cammann (DIE ZEIT), Gregor Dotzauer (Der Tagesspiegel), Heike Faller (DIE ZEIT), Daniel Fiedler (ZDF), Jenny Friedrich-Freksa (Kulturaustausch), Manuel J. Hartung (DIE ZEIT), Thorsten Jantschek (Deutschlandfunk Kultur), Kim Kindermann (Deutschlandfunk Kultur), Inge Kutter (DIE ZEIT), Hannah Lühmann (DIE WELT), Ijoma Mangold (DIE ZEIT), Tania Martini (taz), Susanne Mayer (DIE ZEIT), Christoph Möllers (HU Berlin), Jutta Person (freie Literaturkritikerin), Bettina von Pfeil (ZDF), Jens-Christian Rabe (Süddeutsche Zeitung), Christian Rabhansl (Deutschlandfunk Kultur), Anne Reidt (ZDF), Anna Riek (ZDF), Stephan Schlak (Zeitschrift für Ideengeschichte), Hilal Sezgin (freie Autorin), Catrin Stövesand (Deutschlandfunk), Elisabeth von Thadden (DIE ZEIT), Julia Voss (Leuphana-Uni Lüneburg)
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