"Wie viel Leben steckt in vier Wänden? Welche Erinnerungen haften an Böden, Fenstern und Türen? Wer in einer Wohnung lebt, lebt immer auch in einem Erinnerungsort, in einem Geschichtsraum. Und wenn schon eine Wohnung so viel Geschichten bietet, was hat dann erst ein ganzes Haus zu sagen? In ihrem Debütroman „Eine kurze Chronik des allmählichen Verschwindens“ ringt Juliana Kálnay um einen anderen, einen fantastischen Blick auf die Welt. Ein Mann wird zu einem Baum, eine alte Frau spürt wie sich die Räume bei Kälte zusammenziehen, ein ganzes Haus lebt unter dem Gesetz des Unwirklichen. In feinen, leicht verschwommenen Vignetten erzählt Kálnay auf den Spuren des magischen Realismus vom Wundern und Träumen dieser Hausbewohner. Es ist ein Buch, in dem man sich herrlich verlieren kann. Und das große Lust macht auf die Welt des Surrealen."
So begründet die Jury - Jana Hensel (Autorin), Ursula März (Die Zeit), Daniel Fiedler (Redaktionsleiter ZDF Kultur Berlin) Simon Strauß (FAZ) und Volker Weidermann (Das Literarische Quartett, Der Spiegel - ihre Entscheidung.
Juliana Kálnay erzählt mit Aberwitz und aus vielen Perspektiven, es ist ein Stimmengewirr, ein Puzzle, das sich nach und nach zu einem dichten Bild fügt. Die Charaktere - Bewohner eines rätselhaften Hauses - versuchen, sich einen Reim auf die Dinge des Lebens zu machen, sich selbst und die anderen zu verstehen, tappen aber oft im Dunklen. Kálnays magischer Realismus hält die Handlung in der Schwebe, ohne ins Phantastische abzuheben, das Haus verbindet alle Elemente im Roman.
Der aspekte-Literaturpreis wird in diesem Jahr zum 39. Mal vergeben. Er ist mit 10.000 Euro dotiert und die bedeutendste Auszeichnung für deutschsprachige Erstlingsprosa. Die Preisverleihung findet am Donnerstag, 12. Oktober 2017, 11:30 Uhr im Rahmen der Frankfurter Buchmesse auf dem Blauen Sofa am ZDF-Stand statt.