Eigentlich sollten am Donnerstag Vormittag um elf Uhr im ganzen Land Warn-Apps piepen und Sirenen aufheulen. Doch so ohrenbetäubend laut wie erwartet wurde es doch nicht: In vielen Teilen des Landes waren entweder gar keine oder verspätete Sirenen zu hören. Auch die Warn-App NINA blieb auf vielen Handys still. Was lief also schief - und warum gab es den Warntag eigentlich?
Was ist der Warntag?
Wer noch nie etwas vom Warntag gehört hat, muss sich nicht wundern: Schon 30 Jahre gab es keinen deutschlandweiten Probealarm mehr. In den Jahren davor sah das anders aus: Damals herrschte noch nicht so viel Frieden hier wie heute. Deutschland war in zwei Teile geteilt und viele Menschen hatten Angst vor einem Luftangriff. Dafür gab es quer durchs ganze Land viele Sirenen, zum Beispiel oft auf Schuldächern. Auch Probealarme fanden oft statt.
Nachdem Deutschland wieder ein Land war, wurden viele Sirenen erstmal abgebaut - sie waren einfach zu teuer. Inzwischen haben sich viele Gegenden allerdings dafür entschieden, dass sie wieder welche haben wollen. Ob die auch alle einwandfrei funktionieren, wird jetzt jährlich getestet: Ab sofort soll der Warntag jedes Jahr stattfinden. Und zwar immer in der zweiten Septemberwoche - wenn in den meisten Bundesländern die Schule wieder gestartet hat.
Was lief beim Warntag schief?
Eigentlich hätten um elf Uhr erst die Warnsirenen heulen sollen, 20 Minuten später das Geräusch der Entwarnung. Doch das hat nicht geklappt: An vielen Orten waren entweder die Sirenen selbst kaputt oder die Technik, um den Alarm zu starten.
Auch die Warn-App NINA hat nicht so funktioniert wie geplant: Zu viele Warnungen hätten gleichzeitig ausgelöst werden sollen. Damit war das deutschlandweite System überlastet. Die Gefahrenmeldung für das ganze Land hatte deshalb etwa eine halbe Stunde Verspätung und kam auch nicht auf allen Handys an.
Das Innenministerium von Deutschland hat zugegeben, dass der Warntag "fehlgeschlagen" ist. Doch genau dafür ist ein Probealarm ja da: um herauszufinden, ob alles funktioniert - und daran zu arbeiten, dass es am nächsten Warntag im ganzen Land wirklich laut wird.
Was sind eigentlich Sirenen?
Sirenen sind in erster Linie eins: ohrenbetäubend laut. Doch darüber hinaus haben sie auch eine wichtige Aufgabe: Bei besonderen Risiken, die jeden betreffen, sollen sie alle Menschen gleichzeitig warnen - beispielsweise bei Chemie-Unfällen, starken Unwettern oder anderen Katastrophen. Auch extreme Stromausfälle, Überschwemmungen oder Erdbeben können Gründe sein, auch wenn wir solche Naturkatastrophen eher aus den Nachrichten kennen als aus der Nachbarschaft. Außerdem wird die Feuerwehr durch die Sirenen alarmiert, damit sie im Notfall direkt ausrücken kann.
Wozu braucht man Sirenen, wenn's auch Smartphones gibt?
Wem Sirenen in Zeiten von Handys, Radio und Fernsehen überflüssig vorkommen, der liegt falsch: Nachts haben viele Menschen ihr Handy zum Beispiel stumm- oder ganz abgeschaltet. Und bei allen technischen Geräten kann der Akku leer sein oder das ganze System kaputt gehen. Das laute Heulen einer Sirene erreicht dagegen garantiert jeden - Tag und Nacht, notfalls sogar mitten im Tiefschlaf.
Trotzdem wurden am Warntag soziale Medien, Fernsehen und Radios in den Probealarm eingespannt - immerhin sind auch sie wichtige Warnsysteme der heutigen Zeit. Es gibt auch extra Warn-Apps, die man sich aufs Handy laden kann. Die Bekannteste heißt NINA: Die Buchstaben sind eine Abkürzung für den komplizierten Begriff "Notfall-Informations- und Nachrichten-App". Wenn die App auf dem Handy ist, soll sie bei Katastrophenalarm laut piepen.
Wie soll man sich verhalten, wenn man eine Sirene hört?
Der Warntag ist allerdings nicht nur für Sirenentests da, sondern auch für die Menschen: Jeder in ganz Deutschland soll wissen, wie er sich bei einer solchen Katastrophe verhalten soll. Dafür gibt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe ein paar Tipps:
- Ruhig bleiben: Mit kühlem Kopf lassen sich Katastrophen am besten bewältigen - und vielleicht ist ja auch alles gar nicht so schlimm.
- Nachbarn Bescheid sagen: Nur um sicherzugehen, dass auch alle Menschen gewarnt sind - gerade auch ältere Leute, kleine Kinder oder Menschen mit Behinderung.
- Türen und Fenster schließen: Und wer gerade im Freien ist, sollte sich schleunigst nach Drinnen begeben - notfalls ins nächstbeste Gebäude.
- Radio einschalten: Darüber erfahrt ihr, was los ist und wie ihr euch verhalten sollt. Am besten hört ihr den lokalen Radiosender. Falls der Strom weg sein sollte, zum Beispiel bei einem starken Unwetter, hilft euch das Autoradio - das funktioniert auch ohne Strom.
- Nicht den Notruf anrufen: Sonst blockiert ihr die beiden Nummern 110 und 112. Den Notruf darf man, wie der Name schon sagt, nur im wirklichen Notfall rufen.
Wenn allerdings ein Probealarm angekündigt ist, so wie am Warntag, gelten diese fünf Regeln natürlich nicht - da ist einfach nur Ohren zuhalten angesagt.
Wie klingen die Sirenentöne?
Sirenen sind also eine sinnvolle Sache - allerdings mit einem Problem: Jeder Ort darf selbst entscheiden, wie seine Sirene sich anhört. In verschiedenen Teilen Deutschlands klingen die Heultöne also unterschiedlich - und das kann ziemlich verwirrend sein: Zum Beispiel könnte die eine Stadt einen Warnungston haben, der in einer anderen Stadt Entwarnung bedeutet.
Deshalb gibt es zumindest eine Empfehlung, wie die beiden Töne klingen sollen. Jeder Ort kann selbst entscheiden, ob er sich daran hält oder nicht.
Hier könnt ihr hören, wie der Alarm bei einer Warnung klingen soll. Aber Vorsicht, Ohren zuhalten!
Und hier könnt ihr den empfohlenen Sirenen-Ton für Entwarnung hören:
Es gibt auch noch ein weiteres Problem: Nicht jede Stadt hat ihre eigenen Sirenen. Osnabrück, Oldenburg und Braunschweig besitzen zum Beispiel keine Alarmanlagen. Wer dort trotzdem was vom Warntag mitkriegen und für den Ernstfall gewappnet sein möchte, kann sich die Warnapp NINA aufs Handy laden oder Radio hören.