"Ich habe viel Elend gesehen und gleichzeitig den Wohlstand auf Kreuzfahrtschiffen", sagt Anja van Eijsden. Die Schiffsbauingenieurin ist in Afrika aufgewachsen. Ihr Verein "DER HAFEN HILFT!" zeigt, wie ausrangierte Dinge sinnvoll weiterverwendet werden können.
Anja von Eijsden und ihre Crew stiefeln mit Arbeitsschuhen und Warnwesten über das Kreuzfahrtschiff "MS Europa", das gerade zur Überholung in einer Bremerhavener Werft liegt. Ausgediente Sofas, Matratzen, Tische und Stühle schweben per Kran von Bord und landen auf einem Lkw. Die Reederei gibt das Interieur kostenlos ab und freut sich, dass sie sich nicht um die Entsorgung kümmern muss. Am Ende eines langen Arbeitstages landet alles in einer großen Lagerhalle in Hamburg. Einmal pro Woche hat das Lager geöffnet. Dann kommen zahlreiche Bedürftige sowie Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter, die Ausstattung für Hilfsbedürftige suchen.
2018 entdeckt Jonas Braamt auf einem Flohmarkt in seiner Heimatstadt Bielefeld einen alten Stadionsitz aus der Fußballarena. Damit beginnt die Geschichte seines Start-ups. "Wir können nicht beliebig Ressourcen verbrauchen, wenn wir noch etwas von unserem Planeten haben wollen", sagen er und die Mitgründerin Sina Henkefend. Die beiden bauen in Fußballstadien ausgediente Sitze ab. Einen Teil schreddern sie, um aus dem Granulat wiederum neue Stadionsitze herzustellen. Das spart jede Menge Erdöl und CO2. Sind die alten Sitzschalen noch gut erhalten und erzählen ihre eigene, besondere Geschichte, dann bekommen sie ein neues Leben – und sind heiß begehrt bei vielen Fußballfans.
Beide Projekte eint dieselbe Idee: Kreislaufwirtschaft. Dinge, die einmal produziert worden sind, werden nicht weggeworfen. Sie werden entweder recycelt oder so, wie sie sind, wiederverwendet.