"plan b" begleitet Pioniere, die die Konzertreihe einer großen deutschen Band nachhaltig organisieren wollen. Einen Gitarrenbauer, der zeigt, wie man auf Tropenhölzer verzichten kann. Und den ersten Klub, der die Wärmeenergie der tanzenden Menge nutzen will.
Wenn es um Musik und Party geht, stand Nachhaltigkeit lange nicht auf der Agenda. Nach der Corona-Zwangspause soll das nun anders werden, davon sind Sarah Lüngen und Katrin Wipper überzeugt. Mit ihrer Agentur "The Changency" wollen sie auf der ganz großen Bühne zeigen, wie Nachhaltigkeit funktionieren kann. Davon begeistert war von Anfang an die Band SEEED. Dabei geht es nicht darum, "die grünste Band der Welt zu sein", sondern lediglich darum, einen Samen zu säen: "Plant a SEEED" – so das Motto. "Ein großes Experiment", bekennen die beiden Berlinerinnen, "sowohl für uns als auch für die Band." Denn Erfahrungswerte oder gar wissenschaftliche Studien, was wirklich funktioniert, gibt es bisher noch nicht.
Wie kann man die Fans dazu bringen, klimafreundlich anzureisen, weniger Kippen und Müll wegzuschmeißen? Soll es nur vegetarisches und veganes Essen geben? In der Berliner Wuhlheide wird das nun wissenschaftlich untersucht. Thomas Sakschewski, Professor für Veranstaltungsmanagement an der Berliner Hochschule für Technik, und seine Studierenden testen unter Laborbedingungen: Fünf Tage SEEED! Fünf Mal 17.000 Menschen. Dann können sie empirisch belegen, was nur "greenwashing" ist und was Veranstaltungen wirklich klimafreundlicher macht.
Mit diesem Thema hat auch die Band Coldplay zu kämpfen. Sie hatte angekündigt, erst wieder auf Tour zu gehen, wenn ihre Konzerte "klimaneutral" sind, aber gerade bei Anreise der Fans und Transport ihres Equipments gestaltet sich das schwierig. Bis dahin leisten sie "Ausgleichszahlungen" an ökologische Projekte. Ein Puzzlestück in ihrem umfangreichen Nachhaltigkeitsprogramm ist ein "Energy Floor" – ein kinetischer Tanzboden, der die Energie der Tanzenden in Batterien speichert. Erfinder Michel Smit aus Rotterdam will damit "Menschen zu mehr Nachhaltigkeit verführen" – also spielerisch bewusst machen, was überhaupt nachhaltig wäre. Ein Leuchtturmprojekt, dem Coldplay eine Plattform gibt, damit sich diese Ideen weiterentwickeln und durchsetzen können.
Großveranstaltungen sind ein wirksamer Hebel, aber auch kleine, eher leise Bereiche leisten ihren Beitrag, wie etwa der Instrumentenbau. Dort läuft eigentlich nichts ohne Tropenholz. "Fast keine Gitarre kommt ohne Palisander, Rosenholz und Co. aus", weiß Armin Hanika, renommierter Gitarrenbauer aus dem fränkischen Baiersdorf. Dabei stehen viele dieser Tonhölzer unter Artenschutz. "Doch eine Gitarre ohne Tropenholz gilt immer noch als minderwertig." Obwohl es schon längst Alternativen gibt: Hanika setzt auf Thermoholz. Er lässt heimische Hölzer wie die Elsbeere künstlich altern, veredelt sie also. Ob die Gitarre, die er daraus für einen Profigitarristen baut, auch klanglich besteht, wird sich zeigen. Auch wenn es für Hanika "nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist, angesichts der Flut an Billiggitarren, die in Fernost produziert werden", zeigen Visionäre wie er, wie es anders, wie es nachhaltiger geht.
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