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Sie selbst sind 1982 in Ostberlin geboren und dort aufgewachsen. Sie haben also keine persönliche Verbindung zu den 70ern, in denen „Der gleiche Himmel“ spielt. Was wussten Sie dennoch über diese Zeit?
Politik im Allgemeinen und die Stasi im Konkreten waren oft Gegenstand von Gesprächen zwischen meinen Eltern während des Abendessens. Als Sechsjähriger habe ich nicht im Geringsten verstanden, worum es ging, fand alles aber trotzdem unglaublich spannend. Ich erinnere, eines Tages auf dem Pausenhof „Gorbi, hilf uns!“ mit einem Schulfreund skandiert zu haben. Ich hatte das wohl am Abend zuvor aufgeschnappt und wollte einfach „Demonstrant“ spielen. Die systemtreuen Erzieherinnen waren sehr verstört.
Wie sind Ihre Erinnerungen an die Zeit im geteilten Berlin? Und fühlen Sie sich durch diesen Dreiteiler dorthin zurückversetzt?
Meine Erinnerungen an die DDR sind sehr fragmentarisch: Der Eisladen um die Ecke, die Kugel Vanille zu 17 Pfennig; der Kindergarten direkt an der Gartenstraße, die durch die Mauer zerteilt wurde; der Trabant, der sich die Straßen im Harz mit letzter Mühe hochschleppt; das morgendliche „Pioniere seid bereit, immer bereit!“ beim Appell; der Blick auf das für uns unfassbar futuristisch erscheinende „Schering“-Gebäude in der Müllerstraße im Westen; unser Fernseher, den wir auf eine ganz bestimmte Stelle auf der Couch stellen mussten, um heimlich Bonanza oder Batman gucken zu können. All diese Erinnerungen sind aber völlig losgelöst von meiner Arbeit bei „Der gleiche Himmel“, denn 1974 war doch ganz anders als die späten 80er und die Rolle ist nur minimal deckungsgleich mit mir.
Wie haben Sie sich die Rolle des Lars Weber und die Romeo-Agent-Thematik erarbeitet?
Ich habe mich im Wesentlichen auf den „Romeo“-Aspekt konzentriert. Hierfür habe ich mich mit der sogenannten „Pick-up-Artists“-Community befasst. Es gibt zahlreiche Ratgeber, YouTube-Tutorials und sogar richtige Clubs zum Thema „Verführung“. Es ist ein regelrechter Sport. Wirklich armselig und perfide! Aber – und das war für die Rolle sehr wichtig – es funktioniert ziemlich sicher.
Was halten Sie persönlich von Ihrer Figur?
Ich weiß, offen gestanden, nicht, wer dieser Mann ist. Wenn man ihn wohlwollend beschreiben möchte, könnte man ihn idealistisch und gradlinig, willensstark und perfektionistisch nennen. Oder aber auch aalglatt und skrupellos. Da seine ultimative Motivation letzten Endes im Dunkeln bleibt, bleibt auch die Figur undurchsichtig und schattenhaft. Eine Eigenheit, die ihn umso reizvoller macht, wie ich finde.
Was denken Sie über die Geheimdienstmethode „Romeo-Agent“?
Man will gar nicht wissen, zu was die Geheimdienste dieser Welt noch alles fähig sind. Die Einzelschicksale gelten in diesen Kreisen vermutlich als Kollateralschaden. Emotional benutzt und ausgebeutete Opfer brauchen bestimmt lange, um Erlebtes zu verarbeiten. Ich hoffe, ihnen wird und wurde dabei geholfen.
Man sieht in der ersten Folge einen „Romeo-Lehrgang“. Was ist diese spezielle Technik der Ansprache von Frauen?
Es gibt zahlreiche Methoden. Essentiell ist und bleibt jedoch der Blickkontakt. Der feste Blick signalisiert Selbstbewusstsein und Stärke. Das ist die Basis für alles Kommende. Ist das Grundinteresse geweckt, hilft der scheinbar zufällige Körperkontakt, Nähe herzustellen. Auf der anderen Seite kann aber eine kleine subtile Herabwürdigung auch bei manchen Frauen, die so etwas „nicht auf sich sitzen lassen wollen“, zum Ziel führen.
Sie arbeiten fürs Fernsehen und fürs Kino. Wo sehen Sie das Plus fürs Fernsehen?
Es gibt nicht viele interessante Stoffe für das Kino, aber immer mehr für das Fernsehen. Die Sehgewohnheiten der Menschen ändern sich. Die Aufmerksamkeitsspanne wird zusehends kürzer. Vielleicht möchte der Zuschauer auch einfach selber entscheiden, wann und wie lang er etwas anschaut. Deshalb gibt es momentan eine große Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Fernsehserien. Als Schauspieler hier dabei zu sein, ist nicht verkehrt.
Die Dreharbeiten dauerten drei Monate, mit vielen Sets im Studio und „on location“ in Prag. Was war für Sie die größte Herausforderung in dieser langen Zeitspanne?
Die große Herausforderung war es, die Dramaturgie und Entwicklung der Figur scharf im Auge zu behalten. Selbstverständlich dreht man aus finanziellen Gründen nicht chronologisch, weshalb man den Verlauf der Geschichte eigentlich im Schlaf kennen muss.
Die Fragen stellten Philipp Graf und Maike Magdanz -
Was hat Sie gereizt, bei „Der gleiche Himmel“ mitzuwirken?
Für mich ist damit so etwas wie ein Traum wahr geworden, sowohl mit Oliver Hirschbiegel als auch mit einem historisch so interessanten Stoff zu arbeiten. Die Geschichte Berlins ist so faszinierend! Da war es keine Frage, dass ich dabei sein wollte.
Sie sind Anfang der 70er Jahre in Schweden geboren und aufgewachsen. Was wussten Sie über die Zeit, in der der Dreiteiler spielt, und die historischen Hintergründe?
Ich wusste schon relativ viel über die Geschichte Berlins im Allgemeinen, aber nicht so im Detail und auch nicht speziell, was zu dieser Zeit passiert ist. Ich habe „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo” von Christiane F. gelesen, als ich zwölf Jahre alt war. Ich fand das sehr krass, aber auch irgendwie faszinierend. Meine Mutter musste das Buch immer vor mir verstecken, weil ich nie schlafen konnte, wenn ich es gelesen hatte.
Und wie haben Sie sich Ihrer Rolle Lauren Faber genähert?
Ich habe an ältere Frauen gedacht, die mir in meinem Leben begegnet sind. Frauen, die nie wirklich ihr eigenes Leben gelebt haben und die all die Bürden der Nachkriegszeit tragen mussten.
Haben Sie selbst das geteilte Berlin besucht? Wie waren Ihre Eindrücke damals und heute?
Nein, ich war erst 1992 in Berlin, und da war es noch ganz anders als heute. Man spürte eine besondere Energie.
Was halten Sie persönlich von Ihrer Figur?
Ich denke, Lauren Faber steckt fest und hat sich selbst aus den Augen verloren. Sie macht das, was andere von ihr erwarten. Ihr Leben besteht aus ihrem Job und ihrem pubertären Sohn, dem sie keinen Halt geben kann. Eigentlich eine tragische Figur.
Und was fasziniert Lauren Faber an Lars Weber?
Lauren ist fasziniert von ihm, weil er das zu sein scheint, was sie immer vermisst hat. Er ist charmant, intelligent, kulturell gebildet und bietet ihr seine Liebe an.
Was denken Sie über die Geheimdienstmethode „Romeo-Agent“?
Das ist erschreckend manipulativ in jeder Hinsicht – sowohl für die Opfer als auch für die Agenten. Ein grausames und trauriges Spiel.
Was war für Sie die größte Herausforderung bei den Dreharbeiten?
Es war spannend in zwei Sprachen, Deutsch und Englisch, zu spielen. Das habe ich zum ersten Mal gemacht.
Die Fragen stellten Philipp Graf und Maike Magdanz -
Sie sind 1986 geboren. Was wussten Sie über die Zeit, in der der Film spielt?
Was man durch Schule, Filme und Geschichten der Erwachsenen eben so erfährt. So erfuhr ich von der Mauer, den Großmächten, die sich in Deutschland direkt gegenüber standen, von der feministischen Bewegung, Hippies und Punks, Sex, Drugs and Rock ‘n‘ Roll – und dass es „in“ war, Schlaghosen zu tragen. Leider gibt es keine Zeitmaschine und somit keine Möglichkeit für mich, die 70er persönlich zu erfahren. Aber es gibt zum Glück Geschichtsbücher, Museen und Erzählungen, die mir diese Zeit näher bringen.
Wie haben Sie sich die Rolle der Sabine Cutter erarbeitet?
Ebenfalls durch Recherche. So habe ich beispielsweise am Teufelsberg in Berlin die alte Abhörstation besucht. Dort hatte ich bei einer Führung die Gelegenheit, gezielt Fragen zu stellen. Ich habe versucht mir vorzustellen, wie es war, dort gearbeitet zu haben. Außerdem habe ich mit Menschen geredet, die 1974 in Westberlin unterwegs waren. Dann natürlich konkret die Arbeit am Buch, mit den Kollegen, der Regie und den Departments Maske und Kostüm.
Wie würden Sie Sabine Cutter beschreiben und was fasziniert sie an Lars Weber?
Sabine ist schnell im Kopf und lebt gerne in vollen Zügen. Sie kann mit Stillstand nicht umgehen. Sie ist eine Frau, die im Job perfekt funktioniert, in ihrer Freizeit jedoch das Wilde, das Ausgelassene sucht. Sie bewegt sich also zwischen absoluter Stringenz und einer gewissen Haltlosigkeit – und sie lebt mit einem schmerzvollen Geheimnis. Sabine ist erfahren, was flirten und Männer angeht, aber bei Lars kommt sie nach und nach aus ihrem Konzept. Wieso er sie so fasziniert, kann sie sich nicht erklären. Liebe?
Was denken Sie über die Geheimdienstmethode „Romeo-Agent“?
Ich glaube, dass man ohne weiteres in so eine „Romeo-Falle“ tappen kann, Männer und Frauen gleichermaßen. Und wenn man verliebt ist, trägt man doch ohnehin die rosa Brille. Da wird aus einem Frosch oder Lügner ganz leicht ein engelsgleicher Traummann.
Was war für Sie die größte Herausforderung bei den Dreharbeiten?
Zum Beispiel in der Billardszene zu behaupten, ich wäre ein Billardprofi! Zum Glück müssen wir Schauspieler nur "so tun als ob".
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