Obwohl sie erst verhältnismäßig spät zum Film kam, hat sich Silke Bodenbender innerhalb kürzester Zeit bereits als Charakterdarstellerin in anspruchsvollen Rollen etabliert. Mit dem ZDF-Zweiteiler "Papa und Mama" von Dieter Wedel hatte sie 2006 ihren Durchbruch. Seitdem ist sie in unterschiedlichen Rollen zu sehen, auf deren psychologischen und emotionalen Zustand sie sich sehr systematisch und intensiv vorbereitet.
Die heute in Berlin lebende gebürtige Bonnerin wusste schon in der achten Klasse, dass sie Schauspielerin werden wollte. Noch während ihrer Schulzeit verbrachte sie ein halbes Jahr in England, nach dem Abitur ein Jahr in Frankreich. Diese Erfahrung half ihr, sich auf ihre zukünftige Laufbahn als Schauspielerin vorzubereiten: "Bei beiden Auslandsaufenthalten habe ich mich selbst, in meinen Schwächen und Stärken, ganz anders kennen gelernt und bin mit einer anderen Klarheit und neuem Selbstbewusstsein zurückgekehrt."
Am Theater frei spielen
Ihre Ausbildung erhielt sie von 1996 bis 1999 am Schauspiel München. Noch während dieser Zeit sammelte sie erste Dreherfahrungen bei diversen Kurzfilmprojekten und gab als "Gretchen" ihr Theaterdebüt am Südostbayerischen Städtetheater. Für sie war dies eine intensive Zeit: "Morgens fuhr ich zur Schule, abends stand ich als Gretchen auf der Bühne. Die Erfahrung der Doppelbelastung hat meinen Werdegang sehr beeinflusst. Ich stellte in der Praxis fest, was mir handwerklich noch fehlte, konnte mich gleichzeitig freispielen und eine eigene Arbeitsmethode finden."
Widersprüchliche Figuren
Nach ihrem Abschluss blieb sie noch eine Spielzeit als festes Ensemblemitglied am Südostbayerischen Städtetheater und übernahm dort weitere Hauptrollen. Es folgten Engagements an verschiedenen Theatern. Die Bühne empfand sie als Vervollständigung ihrer Ausbildung, denn sie half der Schauspielerin, ihren ganz persönlichen Stil zu finden: "Ich durfte mich in weiteren Hauptrollen frei spielen, ohne von der überregionalen Presse wahrgenommen, angegriffen und irritiert zu werden. Von dort bin ich als Gast an größere Theater (Dortmund, Düsseldorf, Berlin) weiter gezogen. Ich 'sterbe' aber immer noch vor jedem Auftritt", gesteht sie dem ZDF. Eine Zeitlang schlug sie Filmangebote bewusst aus, um sich auf die Bühne zu konzentrieren. Doch der Wechsel zwischen den Spielweisen in Theater und Film interessierte sie so sehr, dass sie sich auch dort schließlich zu Hause fühlte. Ihr Debüt im ZDF gab sie 2003 in der Serie "Girl friends". 2004 durfte sie in der Produktion "Folgeschäden" erstmals einen großen Bogen spielen und einen ganzen Film tragen. Seitdem steht sie immer wieder für unterschiedliche Film- und Fernsehproduktionen vor der Kamera.
Inzwischen kann sich Silke Bodenbender ihre Rollen aussuchen. Dies tut sie mit Bedacht: "Ich liebe Figuren, die widersprüchlich sind, Ecken und Kanten haben. Das müssen nicht die Sympathieträger sein. Spannend finde ich Figuren, die mich beim Lesen direkt berühren, mich aber mit dem Rätsel zurücklassen, wie ich sie spielen muss. Ein Drehbuch muss bei mir eine Fantasie auslösen und mir das Gefühl geben, etwas Neues lernen zu können. Dieses Gefühl kann auch der Regisseur bzw. die Kollegen auslösen oder ein Drehort."
2009 stand sie für den ZDF-Krimi "Auftrag Schutzengel" in der weiblichen Hauptrolle vor der Kamera. Im gleichen Jahr konnte man sie im Fernsehfilm der Woche "Über den Tod hinaus" und ein Jahr später in "Eine Frage des Vertrauens" sehen. Im Januar spielte sie im Fernsehfilm der Woche "Die Löwin" die Hauptrolle.
Auszeichnungen:
- 2008 Deutscher Fernsehpreis (Beste Schauspielerin Nebenrolle) für "Das jüngste Gericht" und "Eine folgenschwere Affäre" (ZDF)
- 2008 Nominierung für den Bayerischen Fernsehpreis als Beste Schauspielerin für "Das Inferno" und "Eine folgenschwere Affäre"
- 2008 Nominierung deutscher Fernsehpreis in der Kategorie Bester Fernsehfilm/Mehrteiler (Team) für "Das jüngste Gericht"
- 2010 Nominierung Goldene Kamera als Beste Schauspielerin für "Über den Tod hinaus"