Die junge Regisseurin hat schon bei verschiedenen TV-Produktionen Regie geführt, darunter unter anderem für die ZDF-Krimireihen "Bella Block" und "Kommissarin Lukas".
Im Interview spricht sie über ihr aktuelles Projekt, den besonderen Reiz der Dreharbeiten in den Bergen und den tragischen Tod von Schauspieler Dietmar Mues.
ZDF: Sie sind sehr erfahren mit dem Genre Krimi. Was hat Sie an diesem Film besonders gereizt?
Christiane Balthasar: Einerseits fand ich das Thema Berge sehr reizvoll, andererseits die Figurenkonstellation, diese schwierige Schwesternbeziehung, die von einer Art Hassliebe geprägt ist - und von unterschiedlichen Lebensentwürfen, die aufeinanderprallen, als die Mutter nicht mehr da ist. Interessant auch, dass es im Drehbuch immer wieder überraschende Wendungen in der Geschichte gibt. Ich mochte auch das Intro: Zwei kleine Mädchen verschwinden wie magisch angezogen nachts in einen Schuppen. Was passiert da? Was treibt die Kinder an? Es hat etwas von einem Albtraum.
ZDF: Wie schwierig waren die Dreh-Bedingungen mitten in den Bergen?
Balthasar: Die heikelste Szene war sicherlich der Showdown an dieser großen Klippe, den wir am Kitzbüheler Horn gedreht haben: Das Team und die Schauspieler, die ganze Technik - alle und alles mussten auf relativ kleinem Raum untergebracht werden. Wir hatten außerdem Sorge, dass wir vom Schnee überrascht würden, zumal bei der Motivsuche zwei Wochen zuvor oben noch alles weiß war. Aber wir hatten Glück, die Wetterbedingungen waren optimal und der Sommer war auch schon dort oben zu spüren.
ZDF: Wieso haben Sie das Kitzbüheler Horn ausgesucht?
Balthasar: Das hatte verschiedene optische Gründe: weil für uns dort die größtmöglichen optischen Effekte geboten waren, um einen steilen Abhang, den tiefen Abgrund und die schwindelnde Höhe darstellen zu können. Außerdem brauchten wir genug Arbeitsflächen, die logistisch gut zu erreichen sein mussten. Am Kitzbüheler Horn war beides gegeben, wir konnten mit Fahrzeugen relativ nah an das Set kommen, und das erleichterte die Arbeit ungemein.
ZDF: Dann gab es also keine heiklen Zwischenfälle?
Balthasar: Nur, dass die Dreharbeiten auf der Alm rund um die Hütte der Mutter schon von solch einer wahnsinnigen Hitze geprägt waren, dass es glühend heiß war. Und auf der Wiese mussten wir auch eine Herde Kühe immer wieder umhertreiben, damit sie im Hintergrund unseres Bildes standen. An einem Abend hatten wir vergessen, das Gatter zu schließen. Dann sind die Kühe über die Bepflanzung der Hütte hergefallen und haben alles weggefressen. Sehr aufdringliche Kühe waren das, wir mussten immer alles absperren. Aber auch sehr süß. Die Setpraktikanten, die stets die Kühe hin- und hertrieben, aßen für den Rest des Drehs kein Fleisch mehr.
ZDF: Sie sind ja noch relativ jung und haben schon sehr viel gedreht. Wie setzen Sie sich am Set bei älteren Schauspielern wie etwa Dietmar Mues durch?
Balthasar: Schauspieler merken sehr schnell, ob man einen gewissen qualitativen Anspruch hat oder nicht. Ich mache immer wieder die Erfahrung, dass dieser Qualitätsanspruch dankbar angenommen wird und ihm nicht zuletzt auch Respekt gezollt wird. Dietmar Mues gehörte auch zu den Schauspielern, die einen großen Anspruch an sich selbst, die Rolle, und die Arbeit als solches hatten. Und trotzdem war da stets auch die Lust am Humor. Er war ein sehr angenehmer und sehr guter Kollege. Eine furchtbare Tragödie, die da in Hamburg passiert ist. Es tut mir unendlich leid für die Familie.
ZDF: Sie sind ja gerade Mutter geworden. Nehmen Sie Ihr Baby mit zum nächsten Dreh?
Balthasar: Ich liebe meinen Job, und ich bin ja nicht die erste Frau der Welt, die Job und Kind unter einen Hut bringen möchte. Das Muttersein wird mich sicher nicht vom Arbeiten abhalten. Vielleicht nehme ich eine Nanny mit an das Set, mal sehen.