Die Bestseller-Autorin Annemarie Schoenle schrieb ihren ersten Roman mit zehn Jahren und hat seitdem eine Vielzahl von Romanen und Drehbüchern veröffentlicht. Viele davon wurden bereits vom ZDF verfilmt. Ihre Geschichte "Familie ist was Wunderbares" zeichnet sich durch leisen Humor und frische Dialoge aus - Fähigkeiten, die für ihre Schreibe stehen und auf ihrer Gabe beruhen, Menschen zu beobachten, ihnen "aufs Maul zu schauen".
ZDF: Frau Schoenle, wieder haben wir es mit einer Geschichte aus Ihrer Feder zu tun, in der sich eine Frau durch allerlei alltägliche Widrigkeiten boxen muss. In dem Fall ist Ihre Protagonistin Mitte fünfzig. Trifft es den Zeitgeist, von den Problemen einer gestandenen Frau zu erzählen?
Annemarie Schoenle: Ich wollte eine Familiengeschichte erzählen. Mittelpunkt vieler Familien sind diese gestandenen Frauen, die selbst noch berufstätig sind, Kinder und manchmal schon Enkelkinder haben, verheiratet sind oder geschieden. Eines haben sie alle gemeinsam: die nötige Erfahrung, um mit ihrem Leben fertig zu werden, und den Humor, den es dazu braucht.
ZDF: Haben Sie beim Schreiben an Rita Russek als Protagonistin gedacht?
Schoenle: Wir haben natürlich bereits bei den ersten Drehbuchfassungen über die Besetzung diskutiert. Rita Russek fanden wir alle geradezu ideal. Ich war besonders glücklich darüber, als sie zusagte. Sie ist eine großartige Schauspielerin und eine sehr kluge und humorvolle Frau - ideal also für meine Christine in "Familie ist was Wunderbares".
ZDF: Die Probleme von Christine Bonhoff dürften vielen Zuschauerinnen vertraut sein. Wie wichtig war es in diesem Fall, die Geschichte humorvoll zu erzählen, zugleich aber die Probleme der Hauptfigur nicht lächerlich zu machen?
Schoenle: Leben ist im Grunde ja eine Tragikomödie - Lachen und Weinen liegen nahe beieinander. Humor aber zeigt man in erster Linie dann, wenn man sich nicht über andere, sondern über sich selbst lustig machen kann. Diese Haltung versuche ich all meinen Protagonistinnen einzuhauchen. Man spürt hinter ihrem Witz auch die Trauer, die Melancholie, den Galgenhumor. Wenn ich vom Fahrrad falle und in einem Kuhfladen lande, lachen die anderen über mich; wenn ich selbst davon erzähle, lache ich. Frauen können das. Sie gehen mit ihren Niederlagen witziger um, als Männer das in der Regel tun.