Christiane Paul spielt in der Komödie "Ein verlockendes Angebot" Maria, eine gelernte Köchin aus Tschechien, die mit Ehemann Jan und Tochter Katja in einem kleinen Dorf in Thüringen lebt. Die Schauspielerin äußert sich zu ihrer Rolle und dem Film.
ZDF: Ist eine derartige Bilderbuch-Ehe wie Maria und Jan sie führen eigentlich realistisch oder nur ein Klischee vom Leben auf dem Land?
Christiane Paul: Ich denke, dass die Ehe von Jan und Maria weder eine klassische Bilderbuch-Ehe noch ein Klischee vom Leben auf dem Land ist. Viel eher spiegelt sie die derzeitige soziale Situation in weiten Teilen Deutschlands wider und zeigt, wie schwer es ist, vor allem in ländlichen Gegenden Arbeit zu bekommen und zu behalten. Der Film beginnt damit, dass Maria ihre Anstellung als Köchin verliert und die Familie dadurch in existenzielle Not gerät. Maria und auch Jan müssen nun umdenken und jeweils neue Aufgaben übernehmen.
ZDF: Ihr Beruf fordert sicherlich auch ständige Bewegung und Reisen. Genießen Sie das oder ist es eine unvermeidliche Last?
Paul: Es ist beides. Zum einen genieße ich es, in so vielen Städten - in Deutschland vor allem - ein bisschen zu Hause zu sein, sie gut zu kennen, in Hotels zu wohnen, mal den Alltag abzulegen, mich um nichts, als um meine Arbeit kümmern zu können und durch das ständig Neue auch immer wieder überrascht zu werden. Andererseits bedeutet Reisen immer auch von der Familie getrennt zu sein, und das fällt mir oft nicht leicht.
ZDF: Es fällt Maria schwer, sich von Familie und Heimatland zu trennen, doch sie wagt schließlich den Schritt in die Ferne. Studien belegen, dass den neuen Bundesländern tatsächlich junge begabte Frauen davonlaufen. Zurück bleiben in der Regel Männer jeden Alters. Haben Frauen mehr Mut zum Neuen?
Paul: Das möchte ich nicht sagen, das glaube ich auch nicht. Ich denke, dass Bereitschaft zur Veränderung abhängig ist von der Persönlichkeit eines Menschen, und in welcher Lebenssituation er sich befindet, und nicht vom Geschlecht Für die Ergebnisse der Studien über die neuen Bundesländer habe ich keine Erklärung. Maria sieht für sich in dem Moment gar keine andere Lösung als dieses "verlockende", wirklich gute Angebot anzunehmen, auch um ihre kleine Familie durchzubringen und um ihre Unabhängigkeit von ihrer Schwiegermutter zu wahren.
ZDF: Um nicht als Langzeitarbeitslose zu enden, nimmt Maria einen Job in der 300 Kilometer entfernten Hauptstadt an, und aus ihrem bislang herkömmlichen Familienleben wird eine Wochenendbeziehung. Wie hätten Sie sich entschieden?
Paul: Ich hätte mich wahrscheinlich auch so entschieden.
ZDF: Was wäre in Ihrem Beruf ein verlockendes Angebot, dem Sie nicht widerstehen könnten?
Paul: Vielleicht eine zeitlang im Ausland zu arbeiten.
ZDF: Sie sind gebürtige Berlinerin, ein Kind der Stadt also. Können Sie sich auch ein Leben auf dem Land, fernab der Großstadt vorstellen?
Paul: Manchmal denke ich schon darüber nach, weil die Großstadt natürlich nicht nur Vorteile bietet. Manchmal ist mir Berlin zu laut, zu groß, zu voll. Gerade wenn man Kinder hat, denkt man oft darüber nach, ob es nicht besser wäre, sie würden in einer kleineren Stadt oder eben auf dem Land aufwachsen, mit mehr Natur, mehr Ruhe, mehr Überschaubarkeit, kürzeren Wegen ... Allerdings kann ich mir nur schwer vorstellen, auf das geliebte Berlin, das eben auch so viele Möglichkeiten hat, zu verzichten. Aber wer weiß, was das Leben noch bringt, und vielleicht findet man sich irgendwann doch auf einem abgelegenen Bauernhof wieder.
ZDF: Es ist amüsant, wie Maria im neuen Berliner Hauptbahnhof so großäugig ins Staunen gerät, dass sie fast ihren Vorstellungstermin verpasst. Können Sie ihre Reaktion nachvollziehen? Was bringt Sie zum Staunen?
Paul: Ja, die Reaktion kann ich nachvollziehen. Der neue Hauptbahnhof, um bei dem konkreten Beispiel zu bleiben, ist durch seine Größe schon beeindruckend, auch seine Lage inmitten von freien Grünflächen und der Nähe zum Bundestag ist toll. Mich hat London in Staunen versetzt. Dort war ich zwar nur einmal und nur für einen Abend, aber ich hatte es mir ganz anders vorgestellt und war dann ganz begeistert von den kleinen verschieden farbigen Stadthäuschen, die ich dort sah.