Katharina Wackernagel und Wotan Wilke Möhring spielen das Ermittler-Team Nina Petersen und Benjamin Lietz. Die beiden waren früher einmal ein Paar. In dieser Folge knistert es wieder zwischen ihnen, obwohl beide ganz unterschiedliche Typen sind. Mehr zu den Figuren und der Reihe "Stralsund" im Folgenden.
ZDF: In "Stralsund - Blutige Fährte" spielt das Team um Kommissarin Petersen eine ganz besonders wichtige Rolle. Trotz widriger äußerer Umstände hält das Team zusammen. Wie hat sich in dieser dritten Folge der "Stralsund"-Reihe das Verhältnis im Team verändert?
Katharina Wackernagel: Das Team wächst zusammen. Kollege Hidde verlor im zweiten Teil von "Stralsund" bei einer Explosion sein Bein. In diesem Film kehrt er in den Polizeidienst zurück und hadert mit seiner Rolle als Hilfsbedürftiger unter den Kollegen. Ben und Nina versuchen ihn zu unterstützen und in die Ermittlungen einzubinden. Hidde deckt Ben bei einem Ermittlungsfehler, und Nina und Ben versuchen sich wieder vorsichtig einander anzunähern.
Wotan Wilke Möhring: Da Kommissar Hidde wegen einer Verletzung im Rollstuhl sitzen muss, arbeitet er nur noch im Innendienst. Dadurch hat Benjamin Lietz wieder viel mehr mit Nina Petersen direkt zu tun. Zusätzlich erleben wir bei Nina und Benjamin auch einen Neuanfang als Paar.
ZDF: Frau Wackernagel, welche Stärken zeichnen aus Ihrer Sicht die Figur Nina Petersen besonders aus?
Wackernagel: Nina Petersen ist ein Kopfmensch. Sie lässt sich nicht von ihren Emotionen leiten. Mit Ihrer straighten Art bleibt sie mir immer ein bisschen fremd, aber ich spiele die Figur gerne. Sie lässt sich durch nichts von ihrem Weg abbringen. Dabei ist sie ehrgeizig, gradlinig und mutig.
ZDF: Herr Möhring, welche Stärken zeichnen aus Ihrer Sicht die Figur Benjamin Lietz besonders aus?
Möhring: Seine Stärke ist eine Art Intuition, mit der er sich zwar nicht immer an die Vorschriften hält, die manchmal aber nötig ist, um auf bestimmte Fallentwicklungen schnell zu reagieren. So schlägt er beispielsweise in einer Szene eine Scheibe ein, als Gefahr im Verzug ist, ohne auf den Durchsuchungsbeschluss zu warten. Er verfügt aber auch über eine hohe berufliche Moral und ist seinen Kollegen gegenüber sehr integer. Und er ist cool. Einfach ein cooler Typ.
ZDF: Das Buch zu "Stralsund - Blutige Fährte" wurde wieder von Martin Eigler und Sven Poser geschrieben. Was schätzen Sie an dieser Konstellation? Was hat Sie beim Lesen des Drehbuchs an diesem Fall besonders angesprochen?
Wackernagel: Mir gefiel besonders die parallele Erzählstruktur. Auf der einen Seite kennt man den Mörder und begleitet ihn, auf der anderen Seite befindet sich das Ermittlerteam mit dem Täter im Wettlauf.
Möhring: Es ist für die Arbeit am Set immer von Vorteil, wenn der Autor auch der Regisseur ist. So kann man beispielsweise Dialogänderungen sehr viel schneller durchsetzen. Martin Eiglers Führung zeichnet sich besonders dadurch aus, dass er sich intuitiv und schnell auf Änderungen oder Vorschläge einlassen kann. An dem Fall gefiel mir besonders der kriminalistische Anteil, der sehr spannend ist, weil die Tat als solche sehr ungewöhnlich ist. Der Täter, der nur Liebe sucht, aber Verderben bringt.
ZDF: Auch in "Stralsund - Blutige Fährte" müssen die Ermittler, bei dem Bemühen Menschenleben zu retten, erneut unter enormen Zeitdruck arbeiten. Wie gut oder schlecht können Sie in einer Arbeitssituation mit Zeitdruck umgehen?
Wackernagel: Beim Film ist immer Zeitdruck. Man kommt nicht umhin, sich damit zu arrangieren. Es hilft, gut vorbereitet zu sein, um die wenige Zeit für Proben gut zu nutzen. Mich nervt, wenn an mir rumgezerrt wird. Daher versuche ich dem vorzubeugen, indem ich lieber etwas früher da bin. Das heißt dann zwar sehr oft weniger Schlaf, aber ich komme besser in den Tag, wenn ich morgens meine Ruhe habe.
Möhring: Eigentlich sehr gut. Damit nicht so viel der kostbaren Lebenszeit verschwendet wird, arbeite ich immer auf den Punkt. Manche könnten sagen: In letzter Minute.
ZDF: Im Film sagt Karl Hidde: "Man greift nach jedem Strohhalm, wenn man einsam ist". Benjamin Lietz sucht mittels Internet eine neue Partnerin. Immer mehr Menschen nutzen heute diese Möglichkeit, einen neuen Partner kennenzulernen. Welche Gründe liegen diesem Umstand Ihrer Meinung nach zugrunde?
Wackernagel: Das liegt doch auf der Hand. Einerseits macht das Internet es möglich, dass man sich innerhalb kürzester Zeit mit Menschen auf der ganzen Welt unterhalten oder "befreunden" kann, wie es bei Facebook heißt. Anderseits ist es eben doch eine Pseudo-Nähe, die aufgebaut wird und die nicht wahrhaftig ist. Die Menschen vereinsamen vor ihren Maschinen. Computer haben inzwischen in so vielen Berufsgruppen die Arbeit von Menschen ersetzt. Für manchen ersetzt der Internet-Chat das frühere Kaffeetrinken gehen mit Kollegen in der Pause. Dass Partnervermittlung im Internet angeboten wird, finde ich völlig in Ordnung. Ich habe auch schon von Paaren gehört, die sich dort kennengelernt haben. Aber dabei läuft es ja auch auf ein wirkliches Treffen hinaus. Eine Trost-Hotline, wie sie in dem Film eine Rolle spielt, ist natürlich Betrug und nicht nur sehr verletzend für Menschen, die darauf reinfallen, sondern auch kriminell.
Möhring: Verschiedene Gründe. Sehr oft lernt man Menschen bei der Arbeit kennen. Inzwischen läuft aber ein Großteil der Arbeit über den Computer, so dass hier eine neue Möglichkeit für ein Kennenlernen entstanden ist. Partnersuch-Seiten im Internet haben längst nicht mehr den Ruf von Porno-Seiten. Insofern scheint dies eine durchaus adäquate Möglichkeit zu sein, neue Menschen kennenzulernen.
ZDF: Die Reihe "Stralsund" kommt auch in der dritten Folge ohne Effekthascherei aus und ist dabei überaus erfolgreich, wie die Einschaltquoten belegen. Wie erklären Sie sich diesen enormen Erfolg? Was macht "Stralsund" für den Zuschauer so interessant?
Wackernagel: Mir persönlich gefällt "Stralsund" sehr gut. Dass so viele Menschen einschalten, freut mich sehr, aber ich versuche bei jedem Film 100 Prozent zu geben und hoffe, dass die Leute einschalten. Warum die Quote dann einmal herausragend ist und beim nächsten Film nicht so wie erwartet, kann sicher keiner erklären. Ich versuche, mich von dem Quotendenken frei zu machen. Es gibt genügend Leute, die sich täglich damit auseinandersetzen.
Möhring: Ich glaube nicht an Quote, freue mich aber, wenn viele Menschen gute Arbeit erkennen und Qualität zu schätzen wissen.
ZDF: Die Regie in "Blutige Fährte" führte erneut Martin Eigler. Welche Vorteile ergeben sich durch die regelmäßige Zusammenarbeit mit einem Regisseur für Sie persönlich?
Wackernagel: Es ist sehr angenehm mit Martin Eigler zu drehen. Je besser wir uns kennenlernen, umso leichter versteht man sich am Set.
Möhring: Der größte Vorteil ist der Vertrauensvorschuss. Man kennt sein Gegenüber und weiß, wo er hin will. Das erleichtert den Austausch extrem. Dabei ist es im fast freundschaftlichen Verhältnis zu Martin viel leichter, sich als Schauspieler zu öffnen und fallen zu lassen.