Der aus Schleswig-Holstein stammende Regisseur Lars Jessen ist neben seinem Talent für spannende Krimis bekannt für seinen liebevollen Blick auf das Land und den besonderen Menschenschlag, der dort lebt. Im Gespräch mit dem ZDF berichtet er über seine britischen Vorbilder und verrät, wo er seine unverkrampfte Haltung gelernt hat.
ZDF: Herr Jessen, Sie haben sich mittlerweile einen Namen gemacht mit Ihrem besonders genauen und immer liebevollen Blick auf das norddeutsche Flachland und zeigen mit jedem neuen Film einmal mehr, wie sehr Sie ihre Heimat lieben. Verstehen Sie sich als Heimatfilmer?
Lars Jessen: Ich habe nichts dagegen, wenn meine Filme als Heimatfilme bezeichnet werden. Mein Ziel ist immer, der Arbeit Identität zu geben und mit den Filmen etwas Originäres, Unverwechselbares zu zeigen. Meine Vorbilder sind vor allem britische Regisseure wie Ken Loach, die sich mit Humor und genauer Kenntnis von Milieus, Dialekt und Schauplätzen ausdrücken. Das ist dort vollkommen normal und selbstverständlich. Interessanterweise gibt es auch keine wörtliche englische Übersetzung für den deutschen Begriff "Heimat".
ZDF: Sie bewegen sich mit großer Sicherheit zwischen den verschiedenen Genres, die das Filmemachen zu bieten hat. Sie drehen gleichzeitig Autorenfilme für das Kino ("Schimmelreiter"), Serienhits für die ganze Familie ("Da kommt Kalle") oder eben Komödien wie "Butter bei die Fische" für einen Fernsehabend, bei dem gelacht werden wird. Wie machen Sie das?
Jessen: Ich habe lange Jahre einem in Deutschland arbeitenden amerikanischen Regisseur, George Moorse, assistiert. Der hat mir eine unverkrampfte Einstellung vermittelt, die nicht wertet zwischen E und U, wie in Deutschland noch immer üblich. Klar sind die Kinofilme individueller erzählt, mit mehr Ausdruck meiner Persönlichkeit. Aber eine gut gemachte Serie oder ein Fernsehfilm, der Seele hat und einfach nur unterhält, ohne die Zuschauer für doof zu halten, macht auch viel Spaß und muss nicht unpersönlich sein.
ZDF: Was muss ein Stoff haben, damit Sie sagen: "Das will ich machen"?
Jessen: Es geht letztlich immer darum, etwas zu finden, zu dem man eine Haltung entwickelt. Es sollte einen humorvollen Blick haben, aber es darf auch ruhig südlich der Elbe spielen.
ZDF: Wie kam der Stoff "Butter bei die Fische" zu Ihnen?
Jessen: Ich habe mit Jutta Lieck-Klenke schon seit ein paar Jahren einen Stoff für Peter Heinrich Brix gesucht, in dem wir ihn in einer Hauptrolle mal von einer anderen Seite kennenlernen können. Da kam die Idee von Georg Weber genau richtig. Er hat dann das Drehbuch direkt für Ulrike Kriener und Peter Heinrich Brix entwickelt.
ZDF: Worum geht es in dem Film und was war Ihnen wichtig an der Thematik?
Jessen: Mich hat am meisten der augenzwinkernde Blick auf die einsamen Frauen und Männer interessiert. Die Unbeholfenheit, mit der sie miteinander umgehen, hat etwas anrührend Komisches.
ZDF: Was hat denn die wahre Pastorin der realen Kirche zu dem Projekt gesagt? Und wo steht denn eigentlich diese Kirche? Ist die wirklich gefährdet?
Jessen: Die Pastorin war vor, während und nach den Dreharbeiten sehr entspannt und total hilfsbereit. Für uns war es schön, dass wir uns mit einer Preview in der Kirche bei ihr bedanken konnten. Die Kirche hat tatsächlich ein neues Dach benötigt und wie im Film nicht die nötigen Mittel dafür gehabt. Der Film ist also absolut realistisch und die Pastorin hat Brix spontan angeboten, sie im Urlaub zu vertreten. Insofern glaube ich, sie war ganz zufrieden mit dem Film.
ZDF: Haben Sie Angst, dass die Landwirte sich als zu "töffelig" dargestellt empfinden könnten?
Jessen: Meine Erfahrung mit den Norddeutschen ist, dass sie über viel Humor und Selbstironie verfügen. Jeder wird erkennen können, dass es sich nicht um einen Dokumentarfilm handelt und die natürlich leicht überhöhte Erzählweise keinen Anspruch auf allgemeine Gültigkeit hat.
ZDF: War das Ihre erste Zusammenarbeit mit Brix und Kriener?
Jessen: Peter Heinrich Brix kenne ich seit über zehn Jahren. Wir haben in über 20 verschiedenen Produktionen zusammengearbeitet und kennen uns in- und auswendig. Das hat bei dieser etwas anderen Brix-Figur natürlich sehr genutzt. Ein Ulrike Kriener-Fan bin ich schon seit "Männer", der für mich ein Meilenstein in der deutschen Kinogeschichte ist. Es war mir eine Ehre, mit ihr zu arbeiten.