Interviews

• "'Das Sacher' ist die Geschichte dreier starker Frauen"

  

  Interview mit Schauspielerin Josefine Preuß
  
  "Das Sacher. In bester Gesellschaft" ist ein Mehrteiler über ein Luxushotel, erzählt unter Einbeziehung der europäischen Geschichte. Was ist das Besondere an diesem Zweiteiler?
  
  Der Film spielt in einem Hotel, ein Ort, der schon immer viele in­teressante und schöne Geschichten zu erzählen wusste. Eben­falls eine zentrale Rolle spielt natürlich der historisch politische Hintergrund. Europa befand sich im Wandel, ein Zustand, den wir auch heute, unter anderen Bedingungen, wieder erleben.
  
  Konstanze von Traunstein führt ein Doppelleben als Gattin eines Adligen mit Landgut und als Bestsellerautorin unter Pseudonym. Ihr Ehemann weiß davon nichts. Wie erlebt sie die Spaltung? Ist es eher Fluch oder Segen?
  
  Ein Fluch ist mit Sicherheit, in so jungen Jahren gegen den eige­nen Willen verheiratet zu werden. Von einer Liebeshochzeit kann keine Rede sein – damals galten andere Konventionen. Ein Segen für Konstanze ist das Autoren-Dasein, welches auch als reine Flucht verstanden werden kann. Wenn sie schreibt, verliert sie sich in ihre Traumwelt. Dort ist sie frei, kann sich scheiden las­sen, ein unkonventionelles Leben führen. All dies natürlich immer unter dem Deckmantel der Anonymität. Für eine adlige Frau war es in der damaligen Zeit unmöglich, Bestsellerautorin zu werden.
  
  Konstanze ist eine starke Frau. Sie tut alles, um ihren Traum Schriftstellerin zu werden, umzusetzen. Wie wichtig ist es – ganz besonders als Frau – damals wie heute für die eigenen Ziele zu kämpfen?
  
  Die Geschichte hat schon viele starke Frauen hervorgebracht. Damals war es gewiss schwieriger als heute. Und doch gelang es beispielsweise Anna Sacher, in einer männerdominierten Welt das Hotel zu führen und sich auch nach dem Tod ihres Mannes die umkämpfte Konzession als kaiserlicher und königlicher Hoflieferant zu sichern. "Das Sacher" ist die Geschichte dreier sehr starker Frauen.
  
  Sie haben zum ersten Mal mit Ursula Strauss und Julia Koschitz gedreht. Wie war die Zusammenarbeit?
  
  Das sind zwei tolle und großartige Kolleginnen, zu denen ich bewundernd aufschaue.
  
  Warum soll die Geschichte des Wiener Hotels das deutsche Fernsehpublikum interessieren?
  
  Weil "Sacher" mehr ist als nur Torte. Der Film lehrt viel über die damalige Zeit, beeindruckende Charaktere, und ein wunderschönes, historisches Set-Up mit tollen Kostümen geben dem Publikum die Möglichkeit, sich zweimal über 100 Minuten in eine an­dere Welt entführen zu lassen.
  
  Die Fragen stellte Janine Friedrich

  Bildquelle: ZDF/Petro Domenigg

• "Ein gutes Kostüm hilft mir, in die Körperlichkeit der Fi...

  

  Interview mit Schauspielerin Julia Koschitz
  
  Was ist Martha für ein Mensch?
  
  Martha ist eine für ihre Zeit moderne und ziemlich selbstbestimmte Frau. Ihre Eltern haben sie in dem Bewusstsein erzogen, dass sie einmal einen Beruf haben und für sich selber sorgen wird. Ähnlich wie ihr Vater hat sie ein unternehmerisches Talent, aber auch eine Leidenschaft für die Literatur. Die Liebe zu Max wächst also durchaus auch aus der Bewunderung für ihn als Au­tor. Er bietet ihr die perfekte Gelegenheit, einen Verlag aufzu­bauen, ihr eigenes Geschäft, ein wichtiger Schritt für sie. Neben dem temperamentvollen jugendlichen Max wirkt sie zurückhaltend und ausgeglichen, als ob sie wenig aus der Ruhe bringen würde. Und bestimmt ist sie die stabilere Persönlichkeit von den beiden, und behält ihr Innenleben auch für sich. Im Gegensatz zu Max erlaubt sie sich nicht den Raum für ihre eigenen Bedürfnisse, weshalb er sie mit seinem Ego auch teilweise erdrückt. Auf der anderen Seite behält sie mit ihrer Selbstbeherrschung auch die Kontrolle. Man hat den Eindruck, dass sie die Nähe zu den exaltierteren, extrovertierten Menschen direkt sucht, um ihre in Schach gehaltenen Emotionen zu kompensieren, um sie auf diese Weise auszuleben.
  
  Martha Aderhold gründet gemeinsam mit ihrem Mann einen Verlag. Damals etwas Besonderes, heute eher normal. Was ist ihre Motivation und ihr Ziel?
  
  Auch wenn es damals unüblich war, ist es für Martha mehr eine logische Konsequenz, als ein Befreiungsschlag, sich ihr eigenes Geschäft aufzubauen. Dieses Selbstverständnis macht sie umso moderner. Und auch wenn der Vater mit ihrer Entscheidung, den Verlag mit Max aufzubauen, nicht ganz glücklich werden kann, vertraut er doch auf ihre unternehmerischen Fähigkeiten. So sehr sie Max als Autor mit der Verlagsgründung stützt und fördert, so sehr braucht sie ihn dafür. Er ist die Initialzündung für diese Ent­scheidung und gibt ihr als Partner das Vertrauen und als unerkannter Autor die Notwendigkeit, diesen großen Schritt zu tun. Sie ist zwar die pragmatische und kalkulierende Unternehmerin, die das Potential der Künstler erkennt und nach außen trägt, aber sie braucht die Künstler auch, um ihren eigenen Traum zu leben.
  
  Martha fördert das schriftstellerische Talent ihrer Freundin Konstanze von Traunstein. Wie lässt sich die Freundschaft zwischen den beiden definieren?
  
  Es ist kein Zufall, dass Martha Konstanzes Sympathien erwidert. Konstanze ist, genauso wie Max, eine extrovertierte und vor Lebendigkeit sprühende Person, die Martha immer wieder aus der Reserve locken kann. Ihre Leichtigkeit und dramatische Gefühlswelt ist für Martha ansteckend und auf der anderen Seite provo­ziert sie ihren Beschützerinstinkt. Dass Konstanze sich zudem noch als Autorin versucht, bindet Martha umso mehr an sie. Hier kann sie ihre Fähigkeit ausleben, ein künstlerisches Potential zu entdecken und diesem die nötige Plattform zu geben. Ganz abge­sehen davon, wittert Martha hinter Konstanzes etwas gefälligen Geschichten den kommerziellen Erfolg für ihr Geschäft.
  
  "Das Sacher. In bester Gesellschaft" ist opulent ausgestattet. Wie ist es für Sie als Schauspielerin, sich in historischen Kostümen zu bewegen? Wie beeinflussen die Kleider ihr Spiel?
  
  Ein gutes Kostüm, wie eine gute Maske, ist für mich ein nicht nur optisches Gestaltungsmittel, sondern hilft mir, in die Körperlich­keit der Figur zu kommen. In diesem Fall sogar ganz extrem. Die langen Röcke, die Korsagen, die hochgeschlossenen, meist engen Blusen, die Hüte – all das verändert von ganz allein die pri­vate körperliche Haltung. Im Vergleich zu unserer heutigen, eher pragmatischen Mode, ist man sich seiner Kleidung immer be­wusst, weil der Bewegungsspielraum wesentlich eingeschränkter ist. Man spürt direkt, dass Kleidung damals viel mehr ein State­ment war, zu welcher Gesellschaftsschicht man gehörte. All das beeinflusst und hilft einem als Schauspieler.
  
  Die Fragen stellte Janine Friedrich

  Bildquelle: ZDF/Petro Domenigg

• "Wir sind noch immer nicht in einer wirklichen
  Gleic...

  

  Interview mit Schauspielerin Ursula Strauss
  
  Sie spielen die historische Figur Anna Sacher. Wie unter­scheiden sich die Hoffnungen der Frauen von damals mit de­nen von heute? Was hat sich in hundert Jahren geändert?
  
  Es hat sich in hundert Jahren natürlich einiges geändert, was die Rechte und die Selbstverständlichkeit betrifft, mit der sich Frauen in der Gesellschaft bewegen. Einiges, aber nicht alles. Die Mühlen der Welt mahlen langsam, und wir sind jetzt hundert Jahre später noch immer nicht in einer wirklichen Gleichberechtigung der Geschlechter angelangt. Aber natürlich, die Zeiten, in denen man den Mann um Erlaubnis bitten musste, um arbeiten zu gehen, kein eigenes Bankkonto haben durfte, in der Gesellschaft keine gültige Stimme haben durfte und noch vieles mehr, sind Gott sei Dank vorbei. Nicht zuletzt wegen Frauen wie Anna Sacher, die sich mit unglaublicher Willensstärke und Kraft ihren Platz in der Welt nicht streitig hat machen lassen und ihren Weg einfach gegangen ist, ohne aufzugeben, hat sich die Situation der Frau in vielerlei Hinsicht verbessert. Denn es braucht immer den oder die eine, die furchtlos und mutig gegen den Strom schwimmt, damit andere begreifen, dass es nichts gibt, das bleiben muss, nur weil es angeblich immer schon so war.
  
  Anna Sacher setzt sich souverän und enorm zielstrebig in einer männerdominierten Welt durch – dem Hotelgewerbe. Woher nimmt sie die Kraft, das Erbe ihres Mannes fortzuführen?
  
  Ich denke, dass ein großer Antrieb für Anna Sacher mit dem Unsterblichkeitsgedanken zu tun hat. Nicht ausgelöscht zu werden, vorzukommen im Weltenzirkus, sich einen Platz an der Sonne sichern. Das ist aber natürlich nur ein Teil ihres Antriebes, und selbstverständlich kann das alles nur eine Vermutung bleiben. Aber sie hat sich mit dem Hotel Sacher selbst ein Denkmal gesetzt, noch Generationen nach ihrer Zeit kennt man den Namen "Sacher" in aller Welt, und noch immer steht er für Stil, Weltof­fenheit und guten Geschmack. Das muss man erst einmal schaf­fen. Dazu hatte sie alle Eigenschaften, die eine gute Geschäfts­frau braucht, hat Fäden gezogen und Netze gespannt in der Wiener Gesellschaft, hat Politik gemacht im Hintergrund, hatte Haltung und ein ganz klares Gesellschaftsbild, dazu eine un­glaubliche Konsequenz und großen Mut. Sie hat sich nie versteckt, hat sich nicht in ein Rollenbild drängen lassen, sondern hat sich ihr eigenes Bild gemacht. Es braucht viel Selbstbewusst­sein, sich so seiner Zeit zu stellen und davon hatte sie offenbar nicht zu wenig.
  
  Welche Rolle spielt "Das Sacher. In bester Gesellschaft" für Sie als Österreicherin? Was verbinden Sie persönlich mit diesem Haus, und was macht für Sie den Mythos des "Sacher" aus?
  
  Es stand und steht immer noch für Weltoffenheit, Gastfreundlichkeit, wunderbares Essen und Tradition. Das Sacher ist ein wunderschönes Haus, ein Haus, in dem viele Geschichten wohnen und das trotzdem auf eine Art verschwiegen bleibt. Man spürt die Dinge, die dort passiert sind, aber das Sacher würde seine Gäste nie verraten. Wie die Herrin des Hauses so schön sagte: "Das Sacher ist eben ein diskretes Haus". Man spürt den Geist der Vergangenheit, aber er erschreckt einen nicht, er lädt einen zum Verweilen ein. Und natürlich darf man die Sachertorte nicht vergessen, wenn man über das Sacher spricht. Der süße Exportschlager der den Namen "Sacher" in die Welt hinausträgt und für eine andere Zeit steht, der einen Geschichte schmecken lässt. Das hat Wiedererkennungswert und ist natürlich für ein kleines Land wie Österreich ein enormes Aushängeschild.
  
  Haben Sie sich schon einmal an einer Sachertorte versucht? Und was ist das Geheimnis dieses legendären Backwerks?
  
  Ja, ich habe schon ein paar Mal Sachertorte gebacken, und das auch immer mit Erfolg. An das Original komme ich natürlich nicht heran, aber ich bin ja auch kein Zuckerbäcker. Ihre Frage nach dem Geheimnis der Sachertorte kann ich leider nicht beantwor­ten, da ich keiner der Geheimnisträger des Rezeptes bin. Das wird nämlich wirklich gehütet wie ein Goldschatz. Ich glaube, es kennen nur vier Menschen die tatsächliche Zusammensetzung und um einer von ihnen zu werden, müsste ich Chefpattissier im Sacher werden, und selbst dann dürfte ich nicht über das Rezept sprechen. Aber man soll ja gar nicht so viel über die Torte sprechen, man sollte sie essen und sich über die Schokoladenge­schmacksexplosion freuen, die sie verursacht, und Franz Sacher danken, dass er als 14-Jähriger aus der Not eine Tugend gemacht hat.
  
  Die Fragen stellte Janine Friedrich

  Bildquelle: ZDF/Petro Domenigg

Drei Fragen an ...

• … Schauspieler Robert Palfrader

  

  Barkeepern sagt man nach, dass sie über die Geheimnisse ihrer Gäste am Ende eines Abends bestens Bescheid wissen. Wie sieht es mit der Rolle des Portiers aus?
  
  Ein Portier weiß alles und sagt nix! Ein Grab sollte im Vergleich zu einem Portier ein geschwätziger Kerl sein. So verschwiegen soll, nein, muss er sein! Und: Er muss antizipieren können. Dinge voraussehen, Lösungen parat haben, bevor der Gast das Problem überhaupt bemerkt. Ein guter Portier ist zudem schlagfertig, eloquent, und hat Manieren, die denen der Gäste mindestens ebenbürtig sind. Was er sie aber natürlich nicht spüren lässt. Dafür ist er viel zu höflich. Sie merken also: Ein Job, den ich maximal darstellen, aber niemals erfüllen könnte.
  
  Sie kommen aus einer Familie, die im Gastgewerbe verwurzelt ist, haben selbst ein Café betrieben. Übt das "Sacher" da eine besondere Faszination auf Sie aus?
  
  Ich bin – indirekt – mit dem Hotel Sacher aufgewachsen. Als ich auf die Welt gekommen bin, war mein Onkel, Robert Palfrader Senior, bereits im Hotel Sacher tätig. Insgesamt 34 Jahre lang. Die letzten 17 davon als Direktor. Deshalb gab es auch zu jeder sich bietenden Gelegenheit Sacher-Torte bei uns. Es war faszinierend, von ihm erzählt zu bekommen, wen er als Gast gehabt hat. Da waren natürlich auch internationale Stars dabei. Aber als feiner Mensch, der er ist, gab es leider keine pikanten Details zu den Promis. Seine Selbstdefinition, auf seine Rolle im Haus angesprochen, hat gelautet: "Ich gehöre hier zum Inventar. Ich bin ein Sessel, der auf die Beförderung zum Tisch wartet."
  
  Wodurch hebt sich dieser Film von anderen historischen Filmen ab?
  
  "Das Sacher. In bester Gesellschaft" ist ein historisch-fiktiver Zweiteiler, der die Geschichte des Hotels Sacher unter Einbeziehung der europäischen Geschichte erzählt.
  
  Die Fragen stellte Janine Friedrich

  Bildquelle: ZDF und Petro Domenigg

•  … Schauspielerin Jasna Fritzi Bauer

  

  Wie würden Sie Marie charakterisieren?
  
  Marie ist eine sehr starke junge Frau, die sich wegen ihrer Geschichte schnell zu einer selbstständigen Frau entwickelt, die genau weiß, was sie will. Sie hat einen ganz eigenen Willen und ist, in dieser Erzählung, eine besondere eigensinnige Figur.
  
  "Das Sacher. In bester Gesellschaft" ist ein historischer Zweiteiler. Wie haben Sie sich auf die Rolle und die Zeit vor­bereitet?
  
  Da ich seit mehreren Jahren auch in Wien lebe, hatte ich das Gefühl, schon ziemlich viel über die Zeit zu wissen. In Wien schwingt ja immer so etwas "Altertümliches" mit. Durch die Zeit, die ich in der Stadt verbracht habe, und durch meine Zeit am Burgtheater, hatte ich mich glücklicherweise schon mit der Geschichte Österreichs und mit der Geschichte der Kaiserfamilie befasst. In Vorbereitung auf meine Rolle habe ich mich dann nochmal genauer mit den Entführungsfällen der letzten Jahre befasst, allen voran mit Natascha Kampusch, um ein Gefühl und einen Eindruck dafür zu bekommen, wie Menschen funktionieren, die in Gefangenschaft, ob freiwillig oder erzwungen, gelebt haben. Außerdem habe ich mich mit dem Aufstieg der Nationalsozialisten in Österreich befasst, denn Marie Stadler ist eine der Personen in dieser Geschichte, die gegen Ende des Films sozusagen die Anfänge des Nationalsozialismus zeichnen.
  
  Ist es etwas Besonderes, einen historischen Film zu drehen, sich in historischen Kostümen zu bewegen?
  
  Für mich war es eine sehr besondere Erfahrung, da ich tatsächlich zum ersten Mal, so weit in der Zeit zurückreisend, historisch gedreht habe. Das wollte ich schon immer gerne einmal machen. Die Kostüme geben einem ein ganz anderes Körpergefühl. Sich jeden Morgen vor Drehbeginn in ein Mieder schnüren zu lassen, ist am Anfang wahnsinnig anstrengend, weil man das Gefühl hat, einem bleibt die Luft zum Atmen fern, alles ist ganz eng und zusammengepresst, dadurch bekommt der Körper aber eine ganz andere Haltung und man muss sich ganz neu einrichten in seinen Bewegungen.
  
  Die Fragen stellte Janine Friedrich

  Bildquelle: ZDF und Petro Domenigg