Eintracht Braunschweig und der Karlsruher SC haben am Freitag die neue Drittliga-Saison eröffnet. Das weckte Erinnerungen an glanzvolle Erstligazeiten. Aber auch auf weiteren Plätzen trifft sich in dieser Spielzeit geballte Tradition.
Ein bisschen Sorge haben die, die für einen reibungslosen Ablauf sorgen müssen, schon. In Kaiserslautern werden am Samstag (Anstoß 14 Uhr) gegen 1860 München über 40.000 Zuschauer erwartet. Aber Polizei und Ordnungsdienst sind vorbereitet auf die Massen, die ins Fritz-Walter-Stadion drängen, wenn der Deutsche Meister von 1998 auf den von 1967 trifft - nun aber in der Dritten Liga.
Von der heißt es, sie sei spannender denn je seit ihrer Gründung vor zehn Jahren. Mehr als die Hälfte der Liga träumt vom Aufstieg und fürchtet doch das Risiko, weiter abzustürzen, sportlich und finanziell. Der KSC, der Hallesche FC, Carl Zeiss Jena, RW Erfurt und der VfR Aalen haben harte Zeiten hinter sich.
FCK als Titelfavorit
Vorerst aber blüht die Hoffnung - nicht nur beim großen Favoriten in der Pfalz. 17 von 20 Trainern tippen auf die Elf von FCK-Trainer Michael Frontzeck, 15 Übungsleiter rechnen mit Braunschweig.
Manch klangvoller Name geht mit einem Zweitligareifen Etat ins Rennen. Der KFC Uerdingen etwa gibt mit einem russischen Investor im Rücken mindestens acht Millionen Euro aus und hat neben Ex-Bundesligagrößen auch Ex-Weltmeister Kevin Großkreutz in seinen Reihen. Es folgen Braunschweig, Wiesbaden und Kaiserslautern mit rund sechs Millionen Euro Etat.
Sammelbecken der Traditionsklubs
Sieben ehemalige Deutsche Meister und acht DFB oder DDR-Pokalsieger (seit 1903) spielen in dieser Drittliga-Saison. Das Bundesliga-Gründungsmitglied Preußen Münster ist genauso dabei wie die ehemaligen Erstligisten Cottbus, Rostock, Unterhaching und Fortuna Köln.
Nicht wenige erwarten ein ordentliches Gerangel. Einen Vorgeschmack gab es an den Vorverkaufsstellen in der Pfalz, als Ordnungshüter einschreiten mussten, weil es zu Handgreiflichkeiten bei der Vergabe der Tickets kam. Einige der begehrten Tickets seien sogar bei Einbrüchen gestohlen worden, wird berichtet.
Gegenentwurf mit ehrlichem Fußball
Die Dritte Liga präsentiert sich nach der enttäuschenden WM als eine Art Gegenentwurf, der ehrlichen Fußball bietet. Das scheint nicht nur wegen des packenden Auftaktprogramms bei Fans und Spielern anzukommen. 1860 Münchens Stürmer Sascha Mölders kriegt sich vor dem Duell beim FCK vor lauter Vorfreude kaum noch ein und sagt: "Ich habe so Bock drauf. Der Auftakt in Kaiserslautern zeigt doch: Das wird die geilste dritte Liga aller Zeiten."
In der Pfalz stellen sich Coach Frontzeck und Manager Martin Bader der Herausforderung, mit einer komplett neuen Mannschaft (16 Neue). Das FCK-Erfolgsrezept: Spieler, die sich kennen, integrierte Nachwuchskicker und ein überschaubarer Kader.
Aufbruchsstimmung in der Pfalz
Nach der Lethargie, die sich nach dem Absturz aus der Bundesliga viele Jahre breit machte, ist so etwas wie Aufbruchsstimmung gewachsen. "Die Leute sehen, die Mischung könnte zum Klub passen", sagt Coach Frontzeck.
Trotz der Euphorie um ihn herum bleibt der Ex-Profi zurückhaltend: "Im Winter können wir realistisch sehen, was für den Klub möglich ist und was nicht." Frontzeck empfiehlt einen langen Atem. Mancher setzt derweil auf die Kraft der Erinnerung. In Kaiserslautern, wo die Westkurve als "zwölfter Mann" und unerschütterlicher Antriebsmotor gilt, und auch in Braunschweig. Bei der Eintracht legte einst ein 4:1 über den KSC an einem ersten Spieltag den Grundstein zum Gewinn der Deutschen Meisterschaft - vor 51 Jahren.